Knihobot

Daniel Gerson

    Die Kehrseite der Emanzipation in Frankreich
    • Die vollständige Emanzipation der französischen Juden im Kontext der Revolution von 1789 erfolgte im Vergleich zu anderen europäischen Staaten relativ früh. Die 1791 erreichte Rechtsgleichheit bedeutete jedoch nicht, dass gesellschaftliche Akzeptanz und ein Ende der Anfeindungen folgten. Besonders im Elsass, wo die Mehrheit der französischen Juden lebte, war der Zeitraum vom späten 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts von intensiver Judenfeindschaft geprägt. Gegner der jüdischen Emanzipation verbreiteten Schmähschriften, und Beamte diskriminierten jüdische Bürger weiterhin. Pogromartige Ausschreitungen führten zu Plünderungen und Vertreibungen. Der zentrale Vorwurf des Wuchers, der aus dem Mittelalter stammt, bezog sich auf die Ausbeutung der ländlichen, nichtjüdischen Bevölkerung durch jüdische Geldverleiher. Diese Emanzipation führte nicht zu einer Verringerung dieser Anschuldigungen; vielmehr wurden Juden nach der bürgerlichen Gleichstellung als skrupellose Herrscher über das Elsass diffamiert. Das Buch verdeutlicht, dass in Frankreich trotz der frühen rechtlichen Gleichstellung judenfeindliche Vorstellungen aus der voremanzipatorischen Zeit nicht verschwanden, sondern in einem komplexen Wandlungsprozess in eine neue postemanzipatorische Judenfeindschaft mündeten.

      Die Kehrseite der Emanzipation in Frankreich