Friedrich Möbius Knihy






Die karolingische Reichsklosterkirche Centula (Saint-Riquier) und ihr Reliquienschatz
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Angilbert, der Schwiegersohn Karls des Großen und prominente Führungskraft des karolingischen Imperiums, stattete das ihm zur Neuordnung übertragene Reichskloster Centula - heute Saint-Riquier, gelegen im Nordwesten Frankreichs - mit Kirchengebäuden aus, die zu herausragenden Schöpfungen frühmittelalterlicher Architektur zählten. Der in die längst verlorengegangenen Gotteshäuser integrierte Reliquienschatz und dessen liturgische Verehrung werden in diesem Buch interpretiert als eine sublime Form der Sakralisierung karlischer Herrschaft. §Die damaligen theologischen Überzeugungen, aber auch die Aktivierung archaischer Glaubensvorstellungen ermöglichten dem Abt, dem auch der militärische Schutz der gefährdeten Grenzprovinz oblag, sein Kloster als irdisches Abbild der von Heiligen bewohnten und geschützten apokalyptischen Himmelsstadt zu konzipieren. Die Nachzeichnung und Deutung dieses Vorgangs versteht sich als ein besonderer Beitrag zum Karlsjubiläum 2014.§Hinzu tritt, dass hierzu ein grundlegender Quellentext der frühmittelalterlichen Geistes-, Religions- und Architekturgeschichte, der bislang nur selten und dann an versteckten Stellen Berücksichtigung fand, erstmals in seiner Gesamtheit gewürdigt wird. Reliquien des Mittelalters gelten gemeinhin als Gegenstände einer stark von magisch- abergläubischen Denkweisen geprägten Volksreligiosität. Die vom Autor, einem ausgewiesenen Architekturhistoriker, vorgenommene Durchsicht der Centulaer Quellen erlaubt eine erweiterte, auch modernem Verständnis zugängliche Deutung dieser Reliquien: Sie waren neben ihrer religiösen Funktion zugleich auch Gegenstände der zeitgenössischen Gedächtniskultur. §Der dauernde und geordnete Umgang der Klosterbewohner mit legendären und historischen Gestalten der Kirchengeschichte, der in den heute üblichen Praktiken der Führung durch Museen und Gedenkstätten ein strukturelles Pendant findet, aktivierte das Geschichtsbewusstsein und stärkte die mentalen Kräfte der Klosterbewohner. §Der Autor schlägt mit dieser Deutung ein semiotisches, zeichentheoretisches Verständnis von Glaubens-, Erinnerungs- und Gedächtnissymbolen vor, das zu allen Zeiten in die Lebenspraxis der Menschen eingeht und damit auch, wie die hier vorgelegte luzide Studie erweist, in die Gestaltung von Architektur.
Weltaneignung in weitgefaßtem Horizont könnte man den Ertrag eines ungewöhnlich produktiven Wissenschaftlerlebens überschreiben – Friedrich Möbius kann auf ein beeindruckendes Lebenswerk schauen, wobei sogleich hervorsticht, dass ihm gelingt, auch die zeitlichen Epochenschwellen scheinbar spielerisch zu überwinden. Seine Vita besticht. Aus dem einstmals Leipziger Studenten der fünfziger Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts reifte ein Gelehrter, dessen architekturgeschichtliche Symbol- und Bedeutungsforschung Ergebnisse zeitigte, die zum Besten gehören, was die ostdeutsche Wissenschaft bis 1990 hervorbrachte. Diese Arbeiten des Ordinarius der Friedrich-Schiller-Universität Jena gelten im In- und Ausland unverändert als wegweisend, und bis in unsere Gegenwart hat der überaus produktiv tätige Emeritus mit neuen Publikationen überzeugt. Einige Glanzpunkte seines beharrlichen Ringens um Erschließung und Deutung unserer unendlich vielfätligen Welt – entstanden aus ganz unterschiedlichen Anlässen und an verschiedenen Orten – versammelt dieser Band, der den faszinierenden Gedankenreichtum eines ideenreichen Forschers in einer Form widerspiegelt, die den Leser zu eigenem Nachdenken inspiriert.
Die Frage nach der Realität von Gott und Göttern bewegt von jeher menschliches Denken. Nach Philosophen und Theologen spüren jetzt auch Hirnforscher den Gottesvorstellungen nach. Sie sehen sie im Großhirn entstehen, wo sie sich mit vielen biologischen Lebenszentren verbinden. Damit erheben sich Fragen, die die kirchliche Dogmatik beunruhigen: Entsteht Gott im Gehirn? Ist Religion eine Halluzination, vielleicht sogar ein Fehlschluss aus Träumen und Trancezuständen? Ist Gott ein Hormon, sind Kirchen Serotoninfabriken? Die menschliche Kulturgeschichte, Gedächtnisforschung, Psychologie, Archäologie, Ethnologie, die Geschichte der Grabkulte und der Ahnenverehrung ist übervoll von Zeugnissen eines Glaubens an göttliche Wesen. Der Verfasser dieses Buches, emeritierter Professor für Kunstgeschichte des Mittelalters und Kulturtheorie, fragt nach der anthropologischen Funktion der dem historischen Wandel unterliegenden Bilder und Rituale. Über die Erkenntnis einer neurobiologisch gesicherten „Bezugsperson“ kommt er zur Hypothese einer „Paläoanthropologie der Gotteserfahrung“. „Gott“ hat eine Geschichte, die mit der des Menschen verbunden ist.
Zwischen Hörsaal, Kirche und Theater
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Friedrich Möbius, Jahrgang 1928, studierte in den fünfziger Jahren Kunstgeschichte an der Universität Leipzig, wo ihn herausragende Gelehrte wie Hans Mayer und Ernst Bloch inspirierten. Trotz der fundierten wissenschaftlichen Ausbildung wandte sich Möbius zunehmend dem künstlerischen Leben, insbesondere dem Theater, zu. Diese Leidenschaft fand auch Ausdruck in seiner Mitarbeit an der sächsischen CDU-Landeszeitung DIE UNION, für die er zahlreiche Besprechungen und Kritiken zu Aufführungen und Ausstellungen verfasste. Diese Arbeiten spiegeln nicht nur seine individuelle Passion wider, sondern auch das facettenreiche geistige Leben der Stadt. Der Nachdruck verspricht Erkenntnisgewinn, da er die intellektuellen Auseinandersetzungen dokumentiert, die die geistige Wegfindung der neu gegründeten DDR begleiteten. Zudem wird sichtbar, dass von Anfang an Widerstand gegen die dogmatisch verordnete atheistisch-sozialistische Doktrin aufkam. Für Kenner der Leipziger Stadtgeschichte bietet der Band eine Fülle von Entdeckungen, indem er viele lange vergessene Persönlichkeiten und Episoden jener Jahre ins Bewusstsein rückt.
Wirklichkeit - Kunst - Leben
Erinnerungen eines Kunsthistorikers
Friedrich Möbius, promovierte 1958 in Jena und war dort von 1976 bis 1991 Professor für Kunstgeschichte.
Die spätgotische Hallenkirche wird innerhalb der Architekturgeschichte des 14. und 15. Jh. gewürdigt, ihre archäologisch nachgewiesenen Vorgängerbauten erstmals in die Stadt- und Kirchengeschichte eingeordnet. Möbius fragt nach der Funktion einzelner Bauteile für die mittelalterliche Kommune und für die einst im benachbarten Kloster lebenden Nonnen und macht dem heutigen Betrachter die symbolische Bedeutung von Architekturformen 'lesbar'.