Ferdinand Hennerbichler Knihy






Der dritte Band des Wiener Jahrbuches für Kurdische Studien, der im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie / Europäisches Zentrum für Kurdische Studien herausgegeben wird, hat den Schwerpunkt „100 Jahre Völkermord an ArmenierInnen und die KurdInnen. Komplexe Vergangenheit und Nachwirken in der Gegenwart." Der Völkermord an ArmenierInnen jährt sich heuer zum 100. Mal. Etliche Details und Aspekte des Völkermords blieben bis dato unbearbeitet. Dazu gehören die zahlreichen und unterschiedlichen Verwicklungen der kurdischen Bevölkerung in dieses Verbrechen, sei es als TäterInnen, oder auch als HelferInnen. Dieser Band beschäftigt sich mit den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen Ostanatoliens vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zu den Nachwirkungen des Völkermordes heute und beleuchtet das Zusammenleben von ArmenierInnen und KurdInnen sowie den Zerfall des sozialen Zusammenhaltes am Ende des Osmanischen Reiches. In den Beiträgen von international anerkannten WissenschaftlerInnen wird ein komplexes Bild der Vergangenheit und das Nachwirken in der Gegenwart aufgezeigt. Der Band beinhaltet des Weiteren Beiträge außerhalb des Schwerpunktes und Hintergrundinformationen zu aktuellen Themen sowie Rezensionen, Konferenzberichte, Nachrufe und Berichte der Gesellschaft.
This interdisciplinary study by Austrian historian Ferdinand Hennerbichler, supported by Iranist Gernot L. Windfuhr and DNA genealogist Anatole A. Klyosov, explores the origins of the Kurds. It concludes that their ancestors were primarily composed of Neolithic aboriginal peoples from the Northern Fertile Crescent and Indoiranian-speaking elites migrating from Central Asia. Recent research in Palaeo/Archaeo-genetics indicates that the earliest traceable origins of the Kurds stem from indigenous Near Eastern and Eurasian populations, particularly Neolithic farmers and shepherds active around 10,000-5,000 B.C.E. Over the millennia, these aboriginal groups were linguistically influenced by two waves of militarily organized Central Asian elites, occurring between 2,200/2,000-1,600 B.C.E. and around 800-600 B.C.E. These migrations contributed to the multi-ethno-cultural societies of the region. The Kurds initially spoke an unknown Proto-Non-Iranian language, with Hurritian being prominent in Kurdistan between 1,000-500 B.C.E. The term "Kurd" likely means "mountain people," with roots traceable to Sumerian terms for various mountain inhabitants. The study argues for the Kurds as an independent, autochthonous people, primarily from regions outside modern Iran, sparking ongoing scientific discussion with largely positive reactions.
Die Arbeit präsentiert eine interdisziplinäre Studie zur Herkunft der Kurden, die Erkenntnisse aus der Evolutionären Anthropologie, Genforschung, Archäologie, vergleichender Sprachwissenschaft und Historiographie vereint. Sie zielt darauf ab, den aktuellen Stand der Forschung zusammenzufassen und neue Einsichten zu gewinnen. Das Ergebnis deutet auf eine Neubewertung der Herkunft der Kurden hin. Im Gegensatz zur gängigen Lehrmeinung, die Kurden als Iranier betrachtet, die aus dem heutigen Iran stammen, kommt die Studie zu dem Schluss, dass die heutigen Kurden hauptsächlich Nachkommen einer neolithischen, multiethnischen Urbevölkerung sind, die in den angestammten Lebensräumen zwischen Ost-Anatolien, Nord-Mesopotamien und den Zagros-Gebirgen leben. Führende Populationsgenetiker identifizieren Kurden als engste genetische Verwandte von Juden und Armeniern. Die sprachliche Iranisierung der Kurden könnte bereits vor der Achaemeniden-Zeit und möglicherweise auch während der Meder begonnen haben. Daraus folgt, dass Kurden als eigenständiges Volk mit einer eigenen Herkunft und Geschichte zu verstehen sind, die erst im ersten Jahrtausend sprachlich iranisiert wurden. Sie stellen somit eines der ältesten Zivilisationsvölker des Nahen Ostens dar.
Dieses Buch erzählt die faszinierende Geschichte, wer die Kurden sind, von wem sie abstammen, woher sie kommen und wie sie sich bis heute zu einem der grössten Völker der Welt mit schätzungsweise mehr als 35 Millionen Menschen ohne eigenen Staat entwickelt haben. Von ältesten Kultur- und Zivilisations-Völkern des Nahen Ostens und Vorderasiens zu Geschichtsverlierern im Kampf um einen eigenen Staat, die heute aufgeteilt auf die Türkei, den Irak, Iran, Syrien und Ex-Sowjet-Kaukasus-Staaten wie Armenien leben. Zu neuen Hoffnungsträgern für Demokratie vor allem im Irak und in der Türkei. Bis hin zu potenziellen, künftigen Partnern der Europäischen Union im Zuge des europäischen Integrations-Prozesses der Türkei mit ungewissem Ausgang.-