Die hier vorliegende regulative Idee des Gleichgewichts ist aus der Weiterentwicklung der Systemtheorie hervorgegangen, die in einem ersten Schritt (2012: Systemtheoretische Anthropologie) auf singuläre Individualsysteme angewandt wurde und jetzt eine Ausdehnung auf überindividuelle Gebilde erfährt. Die Allgemeine Gleichgewichtslehre ist gleichzeitig ein Leitfaden zur Beschreibung, Analyse, Erklärung und Kritik gegebener Verhältnisse.
Egon Daldorf Knihy





Systemtheoretische Anthropologie
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Systemtheoretische Anthropologie bedeutet die konsequente Anwendung des systemtheoretischen Funktionalismus auf die Erklärung des Menschen. Dazu wird die Systemtheorie, die fast schon vergessen schien, an ihrer Quelle wieder aufgenommen und weitergeführt. Durch Vereinigung mit dem regelungstechnischen Modell kann das Verhältnis der tradierten Seele-Geist-Instanz zum Körper von seiner Funktion her bestimmt und erklärt werden. Die Entitäten Seele und Geist lassen sich dabei erstmalig über ihre funktionalen Merkmale beschreiben. „Geist“ wird auf diese Weise als Leitinstanz des Systems Mensch und deren Normen als Grundlagen menschlicher Verhaltensmotivation herausgestellt.
Zum Inhalt: In der Willensfreiheit-Determinismus-Diskussion stehen sich zwei scheinbar unvereinbare Positionen gegenüber. Der Wechsel zu einer systemtheoretischfunktionalistischen Perspektive löst die Problematik allerdings auf und zeigt, dass determinierte und als frei empfundene Vorgänge und Zustände gleichberechtigte Teile von Willenshandlungen sind. Zum Autor: Nach Ausbildung und insgesamt 40-jähriger Tätigkeit in einem naturwissenschaftlichen Beruf in der Chemischen Industrie, Studium der Philosophie, der Germanistischen Sprachwissenschaft und der Psychologie in Düsseldorf; Magisterexamen 2000, Promotion 2004 mit einer Arbeit zum Leib-Seele- Verhältnis.
Seele, Geist und Bewusstsein sind kulturelle Konstrukte, die aus Entwicklungsprozessen hervorgegangen sind und keine objektiven Naturentitäten darstellen. Diese Begriffe wurden stets in einem bestimmten Verhältnis zum Körper betrachtet. Als Descartes und seine Nachfolger versuchten, diese Entitäten naturwissenschaftlich zu erklären, stießen sie auf Schwierigkeiten, da der alltagspsychologische Dualismus und der naturwissenschaftliche Monismus nicht in ein gemeinsames Modell integriert werden können. Infolgedessen wird von den bisherigen Erklärungsansätzen abgewichen und ein Paradigmenwechsel vollzogen. Das System von Seele und Geist wird nun aus zwei gleichberechtigten und unabhängigen Perspektiven betrachtet: einer kultur- bzw. geisteswissenschaftlichen, die den alltagspsychologischen Dualismus erklärt, und einer evolutions- bzw. systemtheoretischen sowie neurowissenschaftlichen, die den naturwissenschaftlichen Monismus beleuchtet. Dieses Modell, das Begriffsmonismus und Erklärungsdualismus vereint, enthält keinen Widerspruch, da es im ersten Fall beschreibt, wie der Mensch existiert, und im zweiten, wie er funktioniert. Beide Aspekte sind klar voneinander zu trennen.