Als Jamal Nazzal seine Studie zu Selbstverständnis und Arbeitsbedingungen arabischsprachiger Korrespondenten in der bundesdeutschen Stadt Bonn durchführte, war nicht abzusehen, welche historische Bedeutung diese Fragestellung nach den Aktivitäten der Intifada, der aggressiven Politik Israels unter Sharon und den europäischen Reaktionen auf die Terror-Akte vom 11. September 2001 in New York und Washington erhalten wird. Die Auseinandersetzung mit den publizistisch verbreiteten Thesen Huntingtons über den Clash of Civilizations gerät zum unheilvollen Menetekel eines scheinbar unabwendbaren Showdowns. Da ist es unerläßlich, den Verbindungen zwischen den Kulturen nachzuspüren und die Wege gegenseitiger Verständnismöglichkeiten zu erkunden. Eine Möglichkeit dazu ist die von Jamal Nazzal gewählte: nämlich heraus-zufinden, wie professionelle Kommunikatoren ihr „Gastland” sehen, wie sie ihre Arbeitsmöglichkeiten einschätzen, welche Kontakte sie pflegen - aber auch, welche Resonanz sie in ihrem „Heimatland” finden. Die Befunde Nazzals können Hoffnungen wecken: findet sich bei den arabischsprachigen Korrespondenten doch ein hohes Maß an Verständnis für historische Prozesse und der Wunsch, Zusammenhänge deutscher Politik (auch Wirtschaft?) für arabische Medien darzustellen. Darüber hinaus bietet die sorgfältige Arbeit Nazzals eine Momentaufnahme der Situation der Medien in Palästina: ein wichtiges Feld gesellschaftlicher Kommunikation und der wohl entscheidende Faktor für eine offene Gesellschaft in Palästina! Denn nach dem handlungsleitenden Friedenswillen der Regierungen geht es um die Realisierung vielfältiger Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten für die betroffenen Menschen - und das im hochkomplexen interkulturellen Zusammenhang zwischen Europa, Palästina und Israel mit ihren je verschiedenen Traditionen in gesellschaftlicher Entwicklung und Kommunikation. Angesichts der historischen Bedeutung der Entwicklung im Nahen Osten hat Nazzals Arbeit eine Bedeutung, die weit über die Analyse des professionellen Selbstverständnisses von Auslandskorrespondenten hinausreicht: geht es hier doch. um das Erkennen der kommunikativen Möglichkeiten für den Frieden.
Jamal Nazzal Knihy


Die Studie befasst sich mit der Rolle audiovisueller Medien bei der Entwicklung des demokratischen Prozesses in den palästinensischen Autonomiegebieten. Im Vordergrund steht der Beitrag deutsch-palästinensischer Zusammenarbeit zur Förderung einer pluralistischen Medienlandschaft, die zur Verfestigung zivilgesellschaftlicher Strukturen beitragen soll. Der Autor untersucht zahlreiche Projekte medialer Zusammenarbeit zwischen deutschen Medienorganisationen bzw. Stiftungen und palästinensischen Hochschulen, Radio- und Fernsehsendern. Insbesondere wird das von der Heinrich Böll-Stiftung und der Bertelsmannstiftung geförderte Radio- und Fernsehprojekt der Bir Zeit University behandelt. In dem vorliegenden Werk wird gezeigt, wie die praxisorientierte Aus- und Weiterbildung der Journalisten zur Professionalisierung des palästinensischen Journalismus beitragen kann.