Knihobot

Bettina Mihr

    Wund-Male
    Kulturelles Gedächtnis zwischen Normalitätssehnsucht und Trauerdefizit
    • Kulturelles Gedächtnis zwischen Normalitätssehnsucht und Trauerdefizit

      Eine psychoanalytisch-sozialpsychologische Studie zur deutschen Erinnerungskultur

      Die Deutschen, so das allgemeine Credo, seien nun, nachdem sie hinsichtlich ihrer verbrecherischen Vergangenheit eine erfolgreiche Trauerarbeit geleistet hätten, ein »ganz normales Volk«. Die vorliegende Studie zur deutschen Erinnerungskultur tritt dieser Überzeugung mit der These entgegen, das »kulturelle Gedächtnis« der Deutschen sei durch eine von einer Sehnsucht nach »Normalität« getragene Trauerabwehr geprägt. Diesen von Normalitätssehnsucht und Trauerdefizit gekennzeichneten »deutschen Zustand« stellt die Autorin in Kontrast zu einem Konzept gelingender Trauerarbeit, welches die Erarbeitung der depressiven Position, die Auflösung innerfamiliär wirksamer Gefühlserbschaften oder sekundär-antisemitischer Einstellungen einfordert. Es umfasst die Bereiche Erziehung, Bildung, Ökonomie und politische Identitätsbildung und führt, ohne jegliche Relativierung, zur Anerkennung deutscher Schuld und des unabänderlich Unnormalen der deutschen »Normalität«.

      Kulturelles Gedächtnis zwischen Normalitätssehnsucht und Trauerdefizit
    • Wund-Male

      Folgen der »Unfähigkeit zu trauern« und das Projekt eines Zentrums gegen Vertreibungen

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      Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Opferdiskurs, eine spezifische Besetzung der Begriffe Heimat, Nation und Patriotismus oder das Zusammenwirken des Bundes der Vertriebenen (BdV) mit der als rechtskonservativ bis rechtsextrem definierten Neuen Rechten – dies sind miteinander korrespondierende Facetten eines Trauerdefizits, das nach Ansicht der Autorin die deutsche Gesellschaft weiterhin wesentlich prägt. Ausgehend von der Analyse der deutschen »Unfähigkeit zu trauern« verortet sie auch das vom BdV geplante »Zentrum gegen Vertreibungen« in diesem spezifischen Symptomgeflecht. Hierbei verdeutlicht Mihr im Rahmen einer Verknüpfung psychoanalytischer mit politikwissenschaftlichen und historischen Analysesträngen die Notwendigkeit, nicht nur das Projekt selbst, die diesem zukommende – kontinuierlich wachsende – gesellschaftliche Zustimmung, die Motivationen und Intentionen der beteiligten Protagonisten, sondern auch aktuelle gesellschaftliche Prozesse und Strukturen im Sinne einer nach wie vor nicht adäquat geleisteten deutschen Trauerarbeit kritisch zu hinterfragen. Ein wichtiger, fachlich fundierter Beitrag zur Diskussion um das umstrittene »Zentrum gegen Vertreibungen«.

      Wund-Male