Carolin Behrmann Knihy






Bildersammlungen als Denkmaterial
Materialismus und Kunsttheorie (1900–1960)
Anfang des 20. Jahrhunderts entstand eine materialistische Theorie, die sich mit ökonomischen und sozialen Verhältnissen der Kunstproduktion auseinandersetzte. Mit ihr ging eine Kritik am Kanon einher, die zuvor ausgeschlossene Alltagsgegenstände, Kinderzeichnungen, Volkskunst oder Fotografien als materielle Bedingungen einer Kultur begriff. Sammlungen von Kunstwerken und Artefakten wurden zu Denkumgebungen, um das Verhältnis von Geschichte, Form und Gesellschaft neu zu bestimmen. Wie Material- und Bildersammlungen auf Grundlage theoretischer Annahmen zusammengetragen wurden und auf diese zurückgewirkt haben, diskutieren die Beiträge des Bandes am Beispiel von Frederik Antal, Walter Benjamin, Bernard Berenson, Wilhelm Fraenger, Sigmund Freud, Henri Foçillon, Vernon Lee, Meyer Schapiro und Aby Warburg.
Images of shame
- 272 stránek
- 10 hodin čtení
Im Grenzbereich von Bild, Recht und Ökonomie erhalten Bilder der Infamie und Diffamierung eine brisante Bedeutung. Wo im Spätmittelalter über eine Pädagogik der Scham die Schuldner bestraft werden sollten, um dem Schuld- und Vertragsrecht Beihilfe zu geben, stellen Schandbilder bis heute ein Mittel der moralischen Verurteilung und der diffamierenden Darstellung rechtswidrig handelnder Personen dar. Die Beiträge des Bandes diskutieren sowohl den mit ihnen verbundenen „Bildzauber“ als auch die Bedeutung von Ehren- und Schandstrafen in der Rechtspraxis, wie der „pittura infamante“ und dem Bildnisgebrauch im Rechtswesen im Allgemeinen.
Ende des 16. Jahrhunderts ist in ganz Europa eine gewaltige Bildproduktion des christlichen Martyriums zu verzeichnen. Im Umkreis des Jesuitengenerals Claudio Acquaviva werden Kirchen und Kollegien mit grausamen Opfertoden ausgekleidet, die dann über Druckwerke weltweite Verbreitung finden. Jene Bilder, die das Gesetz, die Entscheidung und die Handlungen tyrannischer Regime als Folterqualen der Märtyrer visualisieren, warnen vor einer Bedrohung der eigenen Rechtsordnung. Die binäre Opposition von Gut und Böse ist nicht allein konfessionell oder politisch zu deuten, sondern als Verhandlung moralisch-juridischer Prinzipien. Die Bilder von Märtyrern und Tyrannen werden somit erstmals sowohl als Figuren der Theologie als auch des zeitgenössischen Rechtsgedankens evident.
Autopsia: Blut- und Augenzeugen
Extreme Bilder des christlichen Martyriums
Grab - Kult - Memoria
- 351 stránek
- 13 hodin čtení
Wer die Deutungshoheit über die Vergangenheit besitzt, dem erschließen sich hoffnungsvolle Perspektiven für die Zukunft. Die Auseinandersetzung mit dem Tod und die Konstruktion von Erinnerung spielen hierbei für die Nachwelt eine zentrale Rolle. Daher kommt dem Grabmal, der visuellen Inszenierung von verstorbenen Familienangehörigen, seit jeher besondere Bedeutung zu. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen die Zusammenhänge zwischen politischen, sozialen und künstlerischen Entwicklungen im Spiegel der europäischen Grabmalskultur in der Frühen Neuzeit. Anhand von Beispielen aus verschiedenen politischen und kulturellen Zentren Europas werden die vielfältigen Funktionen des Totengedenken, etwa als Mittel der gesellschaftlichen Differenzierung, der Legitimation und natürlich der Repräsentation, herausgearbeitet. Auf diese Weise entsteht ein facettenreiches Bild der Möglichkeiten und Grenzen von gezielt instrumentalisierter Erinnerung.