Eszter Propszt Knihy





Vorliegende Abhandlung hat es sich zur Aufgabe gemacht, Prozesse der Bedeutungs- und Identitätsbildung an literarischen Texten als gesellschaftlich- gemeinschaftlichen Vorlagen von Bedeutung und Identität nachzuvollziehen. Zum Zweck, diese Prozesse aufzudecken und begrifflich zu fassen, sind diverse Perspektiven der Semiotik, der semiotischen Psychoanalyse, der wissenschaftlichen narrativen Psychologie sowie der Literatursoziologie in einem integrativen Ansatz zusammengeführt worden. Gegenstand der Untersuchung sind Texte von Agota Kristof und Terézia Mora, die Erfahrungsbereiche von Bedeutungs- und Identitätskonstruktion wie Trauma, Migration, Pluralisierung, Entgrenzung, Fragmentierung u. a. m. repräsentieren.
Die vorliegende Studie rekonstruiert die Verfertigung ungarndeutscher Identität im literarischen Diskurs. Die Rekonstruktion stellt divergierende oder gar konkurrierende Identitätsentwürfe heraus und kontrastiert diese miteinander. Für die Untersuchung der soziokulturellen (genauer: sozialen, ideologischen sowie sozialpsychologischen) Bedingtheit der Identitätskonstrukte bzw. der ihrer Produktion und Rezeption werden verschiedene Zugänge zur Analyse von Identitätsbildungsprozessen in einem multiperspektivischen, interdisziplinären Ansatz integriert: Theorie- und Methodenkonzepte der semiotischen Diskursanalyse, der Literatursoziologie, der Kritischen Diskursanalyse sowie philosophische und psychologische Konzepte der (narrativen) Identitätskonstruktion werden miteinander verknüpft. Obwohl die konkreten Ergebnisse der Studie nicht über die ungarndeutsche Gegenwartsliteratur hinaus generalisierbar und auf die literarisch-diskursiven Konstruktionen anderer Min-derheiten-Identitäten übertragbar sind, kann der methodologische und der theoretische Zugang der Abhandlung durchaus zur Analyse der diskursiven Verfertigung anderer Identitäten als der Ungarndeutschen herangezogen werden.