Knihobot

Jörg Zedler

    Karl Graf von Spreti
    »Was die Welt im Innersten zusammenhält«
    Schreiben ins Exil
    Der Heilige Stuhl in den internationalen Beziehungen
    Bayern und der Vatikan
    Deutschsprachige buchkultur der 1950er Jahre
    • Bayern und der Vatikan

      Eine politische Biographie des letzten bayerischen Gesandten am Heiligen Stuhl Otto von Ritter (1909-1934)

      • 553 stránek
      • 20 hodin čtení

      Inwiefern beeinträchtigte eine Enzyklika von 1910 den gesellschaftlichen Frieden im Reich? Warum erklärte der Papst das Bayerische Konkordat von 1924/25 zum Mustervertrag für alle weiteren Staatskirchenverträge? Und wieso gelang es 1919, die bayerische Gesandtschaft am Heiligen Stuhl gegen den erklärten Willen des Reichs zu erhalten, 1933/34 aber nicht? Vor dem Horizont bayerischer wie deutscher Politik wird das Wirken des letzten bayerischen Gesandten in Rom (1909-1934) einer intensiven Analyse unterzogen. War 1871 noch über »finis bavariae« lamentiert worden, stellte die Kirchenpolitik auch unter den Bedingungen von Kaiserreich und Weimarer Republik dasjenige Feld dar, auf dem Bayern weiterhin Deutschland-, ja sogar Außenpolitik betreiben konnte.

      Bayern und der Vatikan
    • »Countries […] if they cannot have God on their side, at least would like to have the Pope there«, urteilte Stewart Stehlin schon 1983 pointiert über die Zeit der Pontifikate Benedikts XV. (1914–1922) und Pius’ XI. (1922–1939). Tatsächlich schien der Heilige Stuhl mit dem Ersten Weltkrieg maßgeblich an politischer Bedeutung zu gewinnen, stieg doch die Zahl der bei ihm akkreditierten diplomatischen Vertretungen von 14 (1914) über 24 (1921) auf 37 (1938), darunter auch diejenigen der europäischen Mächte Frankreich, England, Italien und Portugal, die 1914 noch auf eigene Diplomaten verzichtet hatten. Doch welche Rolle spielte der Heilige Stuhl in den politischen Überlegungen der Mächte vor der »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts« (George F. Kennan)? Waren seine eigenen Vorstellungen von religiösen oder von politischen Überlegungen geleitet? Waren diese beiden Dimensionen überhaupt zu trennen? Und wie äußerte sich seine politische Macht in der europäischen Zwischenkriegszeit? Der Band geht der Rolle des Heiligen Stuhls in den internationalen Beziehungen zwischen 1870 und 1939 nach. Er fragt nach den Zielsetzungen einzelner Staaten genauso wie nach denen der römischen Kurie. Anhand ausgewählter Probleme werden neueste Forschungsergebnisse präsentiert, die z. T. auf der Verfügbarkeit der vatikanischen Akten für den gesamten Pontifikat von Pius XI. seit Herbst 2006 beruhen. So entsteht das Bild eines Akteurs, der wie kein anderer im Zentrum der internationalen Beziehungen stand und damit auch die jeweilige Politik der einzelnen Staaten nachhaltig beeinflusste.

      Der Heilige Stuhl in den internationalen Beziehungen
    • Schreiben ins Exil

      Briefe der Wiener Jüdin Ella Wenger 1938-1942

      Die hier als Edition vorgelegten Briefe Ella Wengers offenbaren praktisch alle Facetten, die das Leben jüdischer Bürger: innen in Wien unter den Bedingungen des Nationalsozialismus in den Jahren zwischen Anschluss (1938) und dem Beginn der 'Endlösung' 1942 ausgemacht haben: Ausgrenzung und Drangsalierung, Diskriminierung und Entrechtung, den Verlust von Arbeit, Eigentum und Wohnung, das Zusammendrängen auf immer weniger Wohnraum, Verzweiflung und Suizid, schließlich die Deportationen; aber auch die Bemühungen um Selbstbehauptung und Flucht. Die Nachrichten der rund 70-jährigen Frau an ihre emigrierte Familie zeigen, wie das Leben der jüdischen Bevölkerung Wiens zunehmend abgeschnürt wurde; sie zeigen aber auch den Mut und die Lebensbejahung, mit der sich die Schreiberin gegen die immer hoffnungslosere Lage stemmt. Ihre Funktion als Drehscheibe von Auskünften, als Maklerin zwischen Emigrierten, denen, die auf dem Sprung waren, und jenen, die zurückblieben, war mehr als familiäre Fürsorge – es war der Versuch, Reste der materiellen Lebensgrundlage zu retten, Informationen zu vermitteln, Beziehungen zu aktivieren und soziale Kontakte zu erhalten. Die Welt, die sie beschreibt, geht weit über die Beziehung von Mutter und Tochter hinaus: Weil die Nationalsozialisten den Alltag politisierten, wurde das Alltägliche politisch. Familiäre Fürsorge und politisches Tun verschmolzen, mitunter bis zur Ununterscheidbarkeit.

      Schreiben ins Exil
    • Wenige Fragestellungen haben in der aktuellen geschichts- und sozialwissenschaftlichen Debatte soviel Aufmerksamkeit auf sich ziehen können, wie jene, die auf spezifische Identitäten und Erinnerungskulturen abzielt. Wenn man sich diesem Themenkreis annähert, dann wird – vor allem in genuin geschichtswissenschaftlicher Perspektive – sehr schnell deutlich, dass der phänomenologische, der schlicht beschreibende Zugriff nicht hinreicht, dass vielmehr nach den absichtsvoll eingesetzten Strategien und Methoden solcher Identitäts- und Erinnerungsstiftung zu fragen ist. Hier mit dem Begriff der Kohäsionskräfte zu hantieren, poetisch davon zu reden, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, hat den großen Vorzug, sich auf ein gegenstands-, epochen- und territorienübergreifendes Phänomen einlassen zu dürfen: Das postsowjetische Russland kommt dabei neben den USA und dem Freistaat Bayern zu stehen; die politischen Erinnerungskulturen in Frankreich nach 1871 und in Deutschland nach 1918 geraten zu Parallelerscheinungen; das Gedenken an zwei Nationalheroen in Deutschland und Italien wird nebeneinandergestellt und schließlich wird das Musikdrama ebenso auf seine Kohäsionsqualität befragt wie die Konsumfixierung in der alten Bundesrepublik.

      »Was die Welt im Innersten zusammenhält«
    • Karl Graf von Spreti

      • 161 stránek
      • 6 hodin čtení

      Zunächst schien nichts im Leben des Karl Graf von Spreti auf eine bewegte Karriere im diplomatischen Dienst hinzuweisen. 1907 in ein altadliges niederbayerisches Geschlecht geboren, studierte er Architektur und ging 1935 nach Bombay, um als Filmarchitekt am Aufbau der heute produktivsten Filmindustrie der Welt mitzuwirken – 'Bollywood'. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog Graf Spreti 1949 und 1953 in den Bundestag ein, bevor er 1956 erster Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Luxemburg (1956-1959) wurde. Die weiteren Stationen waren von politischen Verwicklungen gekennzeichnet: In Kuba (1960–1963) vertrat er Deutschland während der Kubakrise und wurde abberufen, als die Insel die DDR völkerrechtlich anerkannte; Jordanien (1963–1965) brach die diplomatischen Beziehungen ab, weil die Bundesrepublik Beziehungen zu Israel aufnahm. Über die Dominikanische Republik (1966–1967) kam er als Botschafter nach Guatemala, wo er im März 1970 von Rebellen der FARC entführt und wenige Tage später ermordet wurde. Karl Graf von Spreti kann damit als erstes Terroropfer der Bundesrepublik Deutschland gelten.

      Karl Graf von Spreti