Knihobot

Alexandra Gittermann

    Die Ökonomisierung des politischen Denkens
    Rudolph und Friederike Brach
    • Rudolph und Friederike Brach

      Vom Rio Grande an die Elbe

      Die Biographie zeigt ein bewegtes Kaufmannsdasein und zugleich ein Panorama deutsch-jüdischen Lebens von der Emanzipation bis zum Nationalsozialismus. Der Bankier Max Warburg sagte einmal, wenn er den Wert von etwas wissen wolle, ginge er zu Rudolph Brach. Brach war um die Wende zum 20. Jahrhundert ein bekannter Hamburger Kaufmann und Reeder mit einem stattlichen Wohnsitz am Alsterufer. Heute jedoch sind er und seine Familie in Vergessenheit geraten. Dabei war ihr Leben eng verknüpft mit wichtigen Meilensteinen des an historischen Höhepunkten so reichen 19. Jahrhunderts: Als mittelloser Auswanderer machte Brach unter abenteuerlichen Bedingungen ein Vermögen am Rio Grande, gründete dann zwei bedeutende Dampfschifffahrtsgesellschaften in Hamburg ebenso wie ein Handelshaus in Alexandria kurz nach dem Bau des Suez-Kanals. Er gab Abraham Lincoln die Hand, stritt mit Victor Hugo, reiste im Kugelhagel der Carlistenkriege durch Spanien, wirkte am Bau der berühmten Hamburger Colonnaden mit und pflegte über Jahrzehnte geschäftliche Kontakte zu den bedeutendsten Wirtschaftsgrößen der Hansestadt. Mehr noch als seines war das Leben seiner Frau Friederike geprägt vom Streben einer wohlhabenden jüdischen Familie nach Integration in die bürgerliche Gesellschaft, die ihr bei allem wirtschaftlichen Erfolg jedoch immer wieder erschwert wurde.

      Rudolph und Friederike Brach
    • In der Folge der wissenschaftlichen Revolution stieg im 18. Jahrhundert die Zahl ökonomischer Publikationen sprunghaft an. In ihnen spiegelt sich die Hinwendung aller Wissenszweige auf das irdische Leben der Menschen: Themen wie die Säkularisierung des politischen Denkens und die Infragestellung nicht nur der hergebrachten religiösen Werte, sondern auch der sozialen und politischen Ordnung bestimmten die Zeit. Die Autorin untersucht anhand zweier streng katholischer Staaten, die – im Vergleich zu den nordeuropäischen Handelsmächten – relativ spät begannen, sich gegenüber dem Wandel der Ideen zu öffnen, wie diese „Ökonomisierung des Denkens“ in das politische Handeln Einzug hielt. Dabei geht die Studie auch der Frage nach dem in der Spanien-Forschung zu jener Zeit viel zitierten neapolitanischen Einfluss auf das spanische Denken nach. Dieser wird hier jedoch ausgehend von den unterschiedlichen ideengeschichtlichen Traditionen beider Länder erheblich relativiert.

      Die Ökonomisierung des politischen Denkens