Die Berliner Gesellschaft für deutsche Literatur (1888-1938)
572 stránek
21 hodin čtení
Die Studie beleuchtet die bedeutende Rolle der Berliner Gesellschaft für deutsche Literatur am Ende des 19. Jahrhunderts als größte neugermanistische Vereinigung im Deutschen Reich. Sie bietet eine umfassende Analyse der Gesellschaft von ihrer Gründung bis zur Selbstauflösung 1938, einschließlich ihrer sozialen Struktur und der engen Verbindungen innerhalb des Berliner Vereinswesens. Zudem wird die überregionale Ausstrahlung der Gesellschaft thematisiert, was ihre kulturelle und wissenschaftliche Relevanz unterstreicht.
Wilhelm Scherer (1841–1886) war eine prägende Figur der deutsch-österreichischen Wissenschaft im späten 19. Jahrhundert. Er schärfte das methodische Profil der Germanistik und förderte die Zusammenarbeit der Geistes- und Kulturwissenschaften. Als Professor in Wien, Strassburg und seit 1877 in Berlin öffnete er die Germanistik für die moderne Literatur. Sein umfangreicher Nachlass enthält nicht nur Materialien zu seiner Biografie und seinem Werk, sondern ist auch eine bedeutende Quelle für die Fachgeschichte der Germanistik sowie anderer Disziplinen wie Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte, mit deren Vertretern er in Kontakt stand. Diese Hinterlassenschaft ist zudem zentral für die Bildungs- und Mentalitätsgeschichte der Zeit. Während Scherers Hauptnachlass bereits 1935 von der Preußischen Akademie der Wissenschaften übernommen wurde, gelangte ein großer Teil seines Nachlasses mit privaten Dokumenten und Korrespondenzen erst 1982 in die Staatsbibliothek zu Berlin. Der Band bietet einen gemeinsamen Abdruck der Verzeichnisse zu diesem neu erschlossenen Teilnachlass und dem bekannten Hauptnachlass, der heute im Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften aufbewahrt wird. Die detaillierten Verzeichnisse zu Scherers Manuskripten und Korrespondenzen sind durch Vorworte zur Bestandsgeschichte und ein kommentiertes Namensregister ergänzt.
Die Sprachwissenschaftlerin Agathe Lasch, 1879 in Berlin geboren, war die erste Frau, die sich im Fach Deutsche Philologie habilitierte und einen Ruf an eine germanistische Professur an einer deutschen Universität erhielt. Mit ihrer Berufung auf ein neu gegründetes Extraordinariat wurde die niederdeutsche Philologie in den 1920er Jahren an der Hamburgischen Universität als eigenständige akademische Disziplin etabliert. Die Jüdin Agathe Lasch war ab 1933 den kontinuierlich zunehmenden Repressalien der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ausgesetzt: 1934 zwangsweise in den Ruhestand versetzt, wurde sie im August 1942 nach Riga deportiert und ermordet. Die Beiträge des vorliegenden Bandes nähern sich dieser außergewöhnlichen Frau und Wissenschaftlerin aus unterschiedlichen Perspektiven. Thematisiert wird neben (wissenschafts-)biografischen und ausgewählten Aspekten ihrer akademischen Arbeit und deren Rezeption ebenso der Umgang mit ihrem Andenken nach 1945 bis heute.