Sabine Neubert Knihy



Einst war er „der König von Schwabing“, Integrationsfigur der Münchner Bohème und ein enger Vertrauter Stefan Georges. Die Nazis vertrieben ihn ins Exil, er emigrierte 1934 nach Italien und 1938, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Margot Ruben, nach Neuseeland. In Deutschland „halb vergessen“, starb er verarmt im Jahr 1948 in Auckland und hinterließ ein einzigartiges jüdisch-religiöses Spätwerk von sehr hohem Rang. Der Dichter Karl Wolfskehl (geb. 1869) ist zu entdecken und das epische Werk neu zu erschließen. Sein sogenanntes Trostbuch „Die Stimme spricht“ und der Zyklus „Hiob oder Die Vier Spiegel“ wurzeln im jüdischen Seinsgrund und haben in ihrer Universalität nichts Vergleichbares. Karl Wolfskehls Leben spiegelt die Tragik und Zerrissenheit des assimilierten Judentums in Deutschland und dessen systematische Vernichtung während des Nationalsozialismus. Aus einer alt eingesessenen, wohlhabenden Darmstädter Familie stammend, wurde Karl Wolfskehl zunächst Germanist und Altphilologe. Die Begegnung mit Stefan George war Initiation eigenen Dichtertums. München wurde sein Lebensmittelpunkt. In den 1920er Jahren arbeitete er als Journalist und Herausgeber, bis er mit der Katastrophe 1933 zum „Exul Poeta“ wurde. Trotz Ausgrenzung und Vertreibung blieb er, eigenem Bekenntnis nach, „jüdisch, römisch, deutsch zugleich“.
Er brachte den jungen Brecht auf die Bühne. Er förderte große Talente wie die von Helene Weigel und Elisabeth Bergner. Er holte Karl Valentin aus den Bierlokalen in die Münchner Kammerspiele. Er schrieb einen Antikriegsroman für junge Menschen, der in sechs Sprachen übersetzt wurde. Rudolf Frank (1886‒1979) war Schauspieler, Regisseur, Romanautor, Verfasser von Theaterstücken, Filmskripten und Rundfunktexten, Journalist und Übersetzer. Als Sohn einer deutsch-jüdischen Mainzer Familie begeisterte er sich schon in der Gymnasialzeit für das Theater. Nach der Promotion zum Dr. jur. ergriff ihn „der Theaterteufel“. Stationen seiner Bühnenzeit waren unter anderem Berlin, Meiningen, Frankfurt und München. Als Leiter einer Schauspieltruppe tourte er zwei Jahre durch Italien. Schon 1933 wurde Rudolf Frank zwei Monate lang in Berlin inhaftiert. 1936 emigrierte er nach Wien, von dort gelang ihm in letzter Minute die Flucht in die Schweiz. Rudolf Franks Autobiographie „Spielzeit meines Lebens“ liest sich wie ein „Who‘s who“ der Theater- und Künstlerwelt.