Das Eigenleben der Dinge
Ein Museum für versteckte Schönheit



Ein Museum für versteckte Schönheit
Die Kunsthalle Göppingen hat dem Schriftsteller Kai Bleifuß für das Jahr 2018 ihr „Rainer-Maria-Rilke-Literaturstipendium“ zugesprochen. In diesem Rahmen ist eine Sammlung von 28 Prosatexten entstanden, die immer auch eine besondere bildnerisch-gestalterische Dimension aufweisen und dadurch in den Bereich der Bildenden Kunst überlappen. Ausgangspunkt ist das von Kai Bleifuß entwickelte Konzept der „Konkreten Prosa“: Erzählungen, die sich zusammenhängend lesen lassen wie jede andere Kurzgeschichte, bringen auf der visuellen Ebene zugleich Formen hervor, Gesichter, comicartige Szenen, aber auch abstraktere Kompositionen, die in einer Beziehung zu den Inhalten stehen. Das Zusammenspiel aus stringent narrativer Literatur und Grafiken stellt für beide beteiligten Kunstformen eine spannungsreiche Innovation dar. Die literarischen, oft handlungsreichen, passagenweise auch überdrehten Texte bewegen die Sinne, damit wir das Irre, das unserem Alltag oft anhaftet, wieder bewusst wahrnehmen können. Der Ausgabe eingebunden ist eine „Leseversion“ der grafisch bearbeiteten „Original“- Texte.
Annäherung und Verteidigung durch Ästhetik
Die politisch gemäßigte Romanliteratur der Weimarer Republik (1918-1933) zeichnet sich durch eine große Vielfalt an Wegen und Strategien aus, die im künstlerischen Umgang mit dem bedrohten demokratischen Wandel in Staat und Gesellschaft zum Einsatz kommen. Besonders bedeutsam erscheinen dabei die unterschiedlichen Ausformungen sachlich-realistischen Schreibens. Die vorliegende Untersuchung nimmt sich auf Basis von über siebzig bekannteren und unbekannteren Werken der Aufgabe an, damals ausgetestete, aber auch verpasste Möglichkeiten des Literarisch-Ästhetischen in der Behandlung politischer Themen aufzuzeigen und mit einem gewissen Anspruch auf Aktualisierbarkeit zu interpretieren. Im Gegensatz zu der üblichen Vorgehensweise bei politisch ausgerichteten literaturwissenschaftlichen Studien stehen hier also nicht primär die Inhalte der einbezogenen Texte im Zentrum; vielmehr liegt der Fokus auf einem konsequenten Durchleuchten der jeweiligen Vorgehensweise bei der Inhaltsvermittlung. Die so entstandene Abhandlung könnte als eine Art Leitfaden aufgefasst werden, welcher die Romane einer der disparatesten Epochen hinsichtlich ihres Wirkungspotenzials im politischen Diskurs zu erschließen sucht und ihre demokratiestützende Dimension in der Breite und Tiefe zugänglich macht.