In den vier Vorträgen, die 2016 vor der Goethe-Gesellschaft Kiel gehalten wurden, ging es um Bertolt Brecht, Peter Hacks, Karl Kraus und Gerhart Hauptmann. Diese vier Autoren setzten sich in ihrem dichterischen, theoretischen und auch bühnenpraktischen Wirken intensiv mit dem großen Vorbild Goethe auseinander, sei es in Verehrung, in kritischer Haltung oder auch in kreativer Umgestaltung der klassischen Formen und Inhalte. Mit Beiträgen von Jochen Golz, Bodo Heimann, Bernd Auerochs und Malte Denkert.
Malte Denkert Pořadí knih



- 2017
- 2017
Theodor Storms Novellen rühren heftig an zeitgenössische und teilweise heute noch gültige Tabus: Es begegnen dem Leser Männer, die von hochgradigen Sexualängsten erfüllt sind („Im Sonnenschein“ und „Celeste“), sowie ein nekrophiler Charakter, der sich in perverse Fantasien hineinsteigert („Ein Fest auf Haderslevhuus“) – E. A. Poes Gothic Novels standen hier Pate. In „John Riew’“ hat Storm Zeichen versteckt, die auf eine homoerotische Liebe zwischen zwei Schiffskapitänen verweisen, von denen der eine an innerer Zerrissenheit zugrunde geht. Ein weiterer Tabubruch betrifft die Darstellung behinderter Menschen in Storms Novellen „Im Schloß“, „Eine Malerarbeit“ und „Der Schimmelreiter“, die gesellschaftskritisch wirkt und die Ausgrenzung von beeinträchtigten, nicht der „Normalität“ entsprechenden Personen sichtbar macht. Storm zeigt sich in seinem Umgang mit Tabuthemen als Gesellschaftstherapeut und hinterfragt überkommene und die Menschen beengende Vorstellungen.
- 2013
"Das Wunderbare ist immer das Wahre"
Die Relation von Wundereinwirkung und Selbstfindungsprozessen in Gerhart Hauptmanns späten Dramen und Erzählungen
- 560 stránek
- 20 hodin čtení
Das Spätwerk Gerhart Hauptmanns ist der breiten Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannt geblieben. Die vorliegende Studie widmet sich Texten, die teilweise noch niemals Gegenstand einer ausführlichen Interpretation waren (z. B. „Dorothea Angermann“ und „Siri“), denn Hauptmann gilt bis heute fast ausschließlich als Dichter des Naturalismus. In Dramen und Erzählungen, die ab dem Ende der 20er Jahre entstanden sind, offenbart sich das Wunder in einer heilenden, kohärenzstiftenden und therapeutischen Wirkung. Es beseitigt die Probleme der Protagonisten, die von Ich-Dissoziationen, Sexualängsten und krankhaften Fantasien geplagt werden – die psychische Problematik des modernen Menschen ist in jedem Text greifbar (z. B. in „Winckelmann“). Die vielen Priester- und Pastorenfiguren finden hier ihren Aufgabenbereich, denn sie sollen als Pädagogen die jungen und gefährdeten Figuren zu ihrem eigentlichen Selbst geleiten. Im Kontext dieser Progressionsgeschichten wird eine antifaschistische Deutung der „Atriden-Tetralogie“ unternommen, denn hier tritt ein Priester auf, der die Jugend verdirbt und ihr jedes Recht auf Selbstentfaltung raubt. Der Interpretationsversuch des Romans „Der neue Christophorus“ – Hauptmanns wohl schwierigstes Werk – zeigt die reflektierte und problembewusste Verortung des Dichters im Wissensfeld der zeitgenössischen Theologie und Philosophie.