Marbach – schwäbischer Zauberberg, mythenumwobene Schillerhöhe: die erste Geschichte des Deutschen LiteraturarchivsSpannend und anschaulich erzählt Jan Eike Dunkhase die Geschichte des Deutschen Literaturarchivs und der Deutschen Schillergesellschaft: die erste Biographie einer einzigartigen Institution, die in der schwäbischen Provinz durch die Höhen und Tiefender neueren deutschen Literatur- und Geistesgeschichte führt.Marbach am Neckar: Eine kleine Stadt im deutschen Südwesten steht für das literarische Gedächtnis einer ganzen Sprachkultur. Durch das Deutsche Literaturarchiv ist der Geburtsort Friedrich Schillers zu einem Begriff mit geradezu magischem Klang geworden. Von den Anfängen des Dichterkults im frühen 19. Jahrhundert und der Gründung des Schwäbischen Schillervereins und des Schillermuseums im Königreich Württemberg bis zum Aufbau des Deutschen Literaturarchivs in der frühen Bundesrepublik führt der Weg, den diese Geschichte nachzeichnet. Aus bislang unerschlossenen Quellen entsteht das Sittengemälde eines Bildungsmilieus, das in der schwäbischen Provinz ein Heim für die literarische Moderne geschaffen hat.
Jan Eike Dunkhase Knihy






Kornmanns Wahrheit
Eine Geschichtslehre aus der Sattelzeit
Werner Conze (1910–1986) zählt zu den bedeutendsten, aber auch umstrittensten deutschen Historikern im 20. Jahrhundert. Mit seinen sozial- und begriffsgeschichtlichen Pionierleistungen trug er nach 1945 wesentlich zur Perspektiverweiterung der westdeutschen Geschichtswissenschaft bei. Als junger Historiker hatte er dem Nationalsozialismus entgegengearbeitet, wozu er nach dem Krieg nie öffentlich Stellung nahm. Auf der Grundlage eines neu erschlossenen Nachlasses und weiterer bislang unberücksichtigter Quellen verfolgt die Biographie die wissenschaftlichen und politischen Metamorphosen des Historikers zwischen Drittem Reich und Bundesrepublik.
Geld und Geist bestimmen das Leben und Wirken von Kilian Steiner, der weit über das Königreich Württemberg hinaus Wirtschafts- und Literaturgeschichte gemacht hat. Als Jurist und Bankier war er an der Gründung der Württembergischen Vereinsbank und der Deutschen Bank, aber auch an Aufbau und Kapitalausstattung zahlreicher Großunternehmen beteiligt, von der heimischen Metallindustrie über die Badische Anilin- und Sodafabrik (BASF) bis hin zur Anatolischen Eisenbahn. Als Literaturfreund und Handschriften-Sammler setzte Steiner sich für ein »literarisches Archiv und Museum für die Dichter und Schriftsteller Schwabens« ein. Für seinen Schwäbischen Schillerverein konnte er König Wilhelm II. als erstes Mitglied und Protektor gewinnen. Steiner starb zwei Monate vor der offiziellen Einweihung des Marbacher Schillermuseums im November 1903. Jan Eike Dunkhase porträtiert die vielschichtige Persönlichkeit des deutsch-jüdischen Mäzens. Wulf D. von Lucius stellt Steiners Bibliothek vor, die rund 6.500 Bände umfasst und sich seit 2017 im Deutschen Literaturarchiv Marbach befindet.
Absurde Geschichte
Reinhart Kosellecks historischer Existentialismus
WAS HAT GESCHICHTE MIT GERECHTIGKEIT ZU TUN? Vor diese Frage sah sich Reinhart Koselleck (1923 – 2006) im September 1986 gestellt – und antwortete, indem er einen unzeitgemäßen Begriff ins Spiel brachte. Während die deutsche Öffentlichkeit gebannt auf den Historikerstreit schaute, entwickelte Koselleck das Konzept der »absurden Geschichte«. Es richtete sich gegen historische Sinnstiftungen nach Auschwitz. Gestützt auf Kosellecks Nachlass und Bibliothek im Deutschen Literaturarchiv Marbach folgt der vorliegende Essay der Spur des Absurden im Denken des Historikers und legt einen existentialistischen Unterstrom frei, der Kosellecks Distanz zur deutschen Geschichts- und Erinnerungskultur verständlich macht.
Das Werk Baruch de Spinozas (1632−1677) hat eine wechselhafte und vielschichtige Rezeption erfahren. Zu Lebzeiten als Häretiker geächtet, wurde der holländische Philosoph zuletzt als radikaler Frühaufklärer und Wegbereiter des modernen Säkularismus wiederentdeckt. Seit der Emanzipationszeit stellte Spinoza, der sich nach seiner Verbannung aus der Amsterdamer Gemeinde vom Judentum löste, ohne dabei den christlichen Glauben anzunehmen, für jüdische Gelehrte und Intellektuelle eine Identifikationsfigur dar. Jan Eike Dunkhase beleuchtet in seinem Essay über die Aneignung Spinozas im zionistischen und israelischen Gedächtnis einen kaum beachteten Aspekt von dessen Wirkungsgeschichte. Dabei schlägt er einen Bogen von Amsterdam nach Tel Aviv, vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Denker wie Moses Hess und Historiker wie Heinrich Graetz werden ebenso berücksichtigt wie Zionisten aus dem östlichen Europa: Joseph Klausner, Nachum Sokolow und David Ben-Gurion. Besondere Aufmerksamkeit gilt den hebräischen Werkübersetzungen – der Grundlage für die kreative Beschäftigung mit dem frühneuzeitlichen Philosophen in der modernen israelischen Kultur. So eröffnet die Genealogie der Erinnerungsfigur »Spinoza der Hebräer« eine ideengeschichtliche Perspektive auf das Spannungsverhältnis von jüdischer Zugehörigkeit und säkularem Selbstverständnis in Israel.
Drei Jahrzehnte lang, von 1953 bis 1983, korrespondierten der Staatsrechtler Carl Schmitt (1888-1985) und der Historiker Reinhart Koselleck (1923-2006) miteinander. Der Austausch zwischen dem ehemaligen >>Kronjuristen des Dritten Reiches<< und dem späterhin >>bedeutendsten deutschen Historiker des 20. Jahrhunderts<< (Die Zeit) behandelt nicht nur die zentralen Schriften der beiden Protagonisten, sondern auch Kosellecks Werdegang im westdeutschen Hochschulbetrieb und Schmitts Lage am Rand des akademischen Feldes. Maßgebliche Zeitgenossen wie Blumenberg, Habermas und Heidegger finden darin ebenso ihren Platz wie historische Fragen und Begriffe sowie aktuelle politische Entwicklungen. Eine Gelehrtenkorrespondenz im Zeichen von >>Kritik und Krise<< - und zugleich ein wichtiges Kapitel der bundesrepublikanischen Ideengeschichte.Die Edition gilt einerseits Reinhart Kosellecks bedeutendstem Briefwechsel, dem an Umfang, Dauer und Intensität kein anderer gleichkommt - eine zentrale Quelle für die intellektuelle Biografie des Historikers. Auf der anderen Seite gewährt sie neue Einblicke in Leben und Werk Carl Schmitts, eines Juristen und politischen Theoretikers, an dem das öffentliche kritische Interesse ungebrochen ist. (Quelle: buchhandel.de)