Knihobot

Manuel Rühle

    Kulturindustrie, Bildung und Erfahrung
    Pädagogik als praktische Gesellschaftskritik
    • Der Stellenwert von Erziehungs- und Bildungsprozessen für die Produktivkraftentwicklung in kapitalistischen Gesellschaften hat durch neoliberale Strukturreformen eine signifikante Steigerung erfahren. Konzepte wie „Kompetenzentwicklung“ und „Lebenslanges Lernen“ fördern die Fähigkeit zur kontinuierlichen (Selbst-)Anpassung an gesellschaftliche Veränderungen, insbesondere an die schnell wechselnden Marktanforderungen. Die ursprünglichen Ansprüche der modernen Pädagogik, die subjektiven Voraussetzungen für Selbstbestimmung zu schaffen, werden ins Gegenteil verkehrt. Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes betrachten Pädagogik als praktische Gesellschaftskritik, deren zentrale Aufgabe es ist, gesellschaftliche Herrschafts- und Abhängigkeitsverhältnisse aufzudecken und zu überwinden. Pädagogik ist eng mit der Idee der Mündigkeit verknüpft, die sich unter neuen historischen Bedingungen immer wieder neu artikulieren muss. Bildung und Erziehung können als praktische Befähigung zur kritischen Infragestellung des Bestehenden Subjektwerdungsprozesse freisetzen, die sich äußeren Vorgaben entziehen und zur Humanisierung sozialer Verhältnisse beitragen. Die Beiträge untersuchen verschiedene Ansätze und Entwicklungsperspektiven einer kritisch-emanzipatorischen Theorie und Praxis der Pädagogik im aktuellen Kontext.

      Pädagogik als praktische Gesellschaftskritik
    • Der Zusammenhang von Kunst, Kultur, Medien und Konsum, wie er im Konzept der Kulturindustrie von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno formuliert wird, spielt eine zentrale Rolle im Vergesellschaftungsprozess moderner kapitalistischer Gesellschaften. Subjektivität wird in diesem Kontext als kulturindustriell geprägt verstanden, da Sozialisationseinflüsse von Anfang an die Entwicklung des menschlichen Selbst- und Weltverhältnisses beeinflussen. Überraschend ist, dass bisher keine systematische erziehungs- und bildungswissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema stattgefunden hat. Die vorliegende Arbeit zielt darauf ab, einen tragfähigen analytischen Rahmen zu entwickeln, der als Orientierung für die pädagogischen Anforderungen der Kulturindustrie dient. Angesichts der Komplexität des Themas kann dies nur aus der Perspektive der Allgemeinen Pädagogik erfolgen. Leitend ist die Frage, wie ein kritischer Umgang mit kulturindustrieller Sozialisation gestaltet werden kann, um Bildungsprozesse als Subjektwerdungsprozesse zu fördern. Die Untersuchung folgt einem schrittweisen Ansatz zur Konkretisierung der notwendigen gesellschafts-, sozialisations-, erziehungs- und bildungstheoretischen Reflexionen, um die Erfordernisse und Perspektiven einer emanzipatorischen pädagogischen Praxis zu beleuchten.

      Kulturindustrie, Bildung und Erfahrung