Seit 2016 versteht sich die Wiener Literaturreihe „Gläserne Texte“ als niederschwelliger Raum, in dem junge Autorinnen und Autoren erste Leseerfahrungen sammeln können. Vor einem kleinen Publikum werden monatlich Texte gelesen und anschließend gemeinsam besprochen. Dieser Raum steht Menschen jeden Alters und Erfahrungsniveaus offen, die auch allesamt vertreten sind. In der Anthologie versammeln Laura Untner und Julius Handl erstmals Texte von 20 Autorinnen und Autoren, deren Werke mit den Gläsernen Texten in Verbindung stehen. Die Gedichte, Kurzgeschichten und Romanauszüge geben Einblick in die junge zeitgenössische Literatur. Der Band enthält Texte von Olja Alvir, Anne-Sophie Born, Timo Brandt, Raoul Eisele, Marlene Engelhorn, Ella Felber, Ganna Gnedkova, Julius Handl, Yvonne Koval, Anna Maschik, Tara Meister, Laura Nunziante, Frieda Paris, Helene Proißl, Simon Sailer, Florian Schlederer, Paul Schömann, Lop Strasoldo, Daniel Vitecek und Konstantin Vlasich.
Laura Untner Knihy


Sappho
Texte zur literarischen Rezeption im deutschsprachigen Raum
Sappho ist bekannt als die erste schreibende Frau. Seit Jahrhunderten wirkt sie auf literarische Texte und auch aus der deutschsprachigen Literaturgeschichte ist sie nicht wegzudenken. Im deutschsprachigen Raum entstanden bislang mehr als 500 literarische Texte, die sich mit dem Werk und der Person der Griechin beschäftigen. In ihnen kehrt Sappho als Figur wieder, es werden Gedichte zitiert und weitergedacht und Motive wiederholt. Thematisch bedienen sie sich zumeist biographischen Theorien und Legenden um Sappho, die sie reproduzieren, erweitern und negieren. Insofern kaum gesicherte Informationen zum Leben und Umfeld der Dichterin vorliegen und ihr Werk nur fragmentarisch überliefert ist, ist das literarische Spielfeld groß. Sappho erscheint als herausragende Dichterin und unglücklich leidenschaftlich Liebende, sie ist umgeben von Frauen, mit denen sie homoerotische Beziehungen führt oder die sie unterrichtet und erzieht. Intertextuelle Bezüge lassen sich ebenso wie Auseinandersetzungen mit der Materialität der Fragmente und vermuteten Personen in Sapphos Umfeld finden. Die rund 100 exemplarischen Texte vom 15. bis zum 21. Jahrhundert spiegeln die Vielfalt der deutschsprachigen literarischen Sappho-Rezeption wider und machen darin zu beobachtende Tendenzen und Muster erkennbar.