Der Autor untersucht drei soziale Entwicklungsstufen einer historischen Kultursoziologie des Extremen, wobei menschliche Verhaltensweisen in vormodernen, modernen und postmodernen Gesellschaften jeweils neue Variationen erfahren. Um das Phänomen des Extremen in vormodernen Gesellschaften zu analysieren, führt er die Kategorie des „Spiels“ ein, basierend auf Roger Caillois' Spieltypologie: Wettkampf (agôn), Zufall (alea), Maske (mimicry) und Rausch (ilinx). Besonders die letzten beiden Kategorien gewinnen in prämodernen Initiationen soziale Bedeutung. Die Spiele der „Maske“ dienen dazu, die Gesellschaft zu stärken und zu regenerieren, während der „Rausch“ als kollektives Band fungiert. Der Übergang zur Moderne wird durch die Prozesse der „Zivilisierung“ und „Rationalisierung“ geprägt, die die traditionelle „Erfahrung“ durch das „chockförmige Erlebnis“ ersetzen. Diese Erlebnisse sind besonders im 19. Jahrhundert in Paris ausgeprägt, bis die Umgestaltungen durch Baron Haussmann die öffentliche Vitalität beeinträchtigen. In der Postmoderne wird dieser Verfall gestoppt, und „Erlebnisse“, „Risiken“ und „Abenteuer“ werden zu zentralen Aspekten der Gesellschaft, inszeniert von kulturellen Organisationen und Eventmanagern. Die „akzelerierende Eventisierung“ zeigt, dass Extreme im 21. Jahrhundert nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form bestehen, sondern dynamisch extremisiert werden, wodurch neue Wege zur Identitätsfindung eröffnet werd
Stephan Enser Knihy
