Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung eines Vorgehensmodells für die Ableitung von Handlungsoptionen aus der belebten Natur zur Gestaltung von Wertschöpfungsketten in der Wirtschaft. Unter Verwendung von Bionik als Methode wurde ein bionisches Vorgehensmodell für Wertschöpfungsketten entwickelt. Es besteht aus drei aufeinander aufbauenden Phasen, die im Rahmen dieser Arbeit empirisch überprüft wurden. Phase analoges Zuordnen: Mit Hilfe des entwickelten Suchrasters für Wertschöpfungsketten wurde am Beispiel der Blattschneideameise die Analogie einer Wertschöpfungskette in der belebten Natur identifiziert. In diesem Zusammenhang wurde gezeigt, dass Wert in der belebten Natur als Nutzen wahrgenommen wird und Nutzen in der belebten Natur ohne die Existenz von Bewusstsein wahrgenommen werden kann. Die nachgewiesenen Wertschöpfungsketten in der belebten Natur werden als biologische Wertschöpfungsketten bezeichnet. Phase analoges Verstehen: Mit Hilfe des Sensitivitätsmodells von Vester wurde ein Erklärungsmodell für das System Wertschöpfungskette erstellt und der Einflussfaktor Interaktionsfähigkeit als ein geeigneter Stellhebel für die Gestaltung von Wertschöpfungsketten identifiziert. Der naturwissenschaftliche Forschungsbereich der Zoosemiotik stellt einen geeigneten Bezugsrahmen dar, 10 um Analogien für Interaktionsfähigkeit in biologischen Wertschöpfungsketten zu identifizieren. In beispielhaft ausgewählten biologischen Wertschöpfungsketten der Weberameise und der Honigbiene konnten neun Organisationsprinzipien für Interaktionsfähigkeit bisher identifiziert werden. Phase analoges Problemlösen: Unter Verwendung der identifizierten Organisationsprinzipien wurde ein Praxisworkshop mit ExpertInnen für Wertschöpfungsketten aus Wirtschaft und Wissenschaft durchgeführt. Hierbei wurden insgesamt 166 Ideen für eine verbesserte Interaktionsfähigkeit in Wertschöpfungsketten entwickelt. Aus diesen Ideen konnten Experten im Rahmen eines Bewertungsprozesses elf konkrete Handlungsoptionen ableiten. Die Besonderheit des in der Arbeit entwickelten bionischen Vorgehensmodells besteht in der Nutzung von Prozessen und Organisationsstrukturen der belebten Natur zur innovativen Gestaltung von Prozessen und Organisationsstrukturen in der Wirtschaft.
Peer Seipold Knihy
