»Wann kommst du nach Rom?«Diese Frage stellt Zussana, die italienische Studentin, ihrem deutschen Freund, dem jungen Autor Balduin. Sie lernten sich auf einer seiner Lesungen in der Villa Borghese in Rom kennen, und seit diesem Tage stehen sie in engem Kontakt. Zussana ist dabei, ihre Abschlussarbeit zu schreiben, und Balduin arbeitet an seinem neuen Roman. Sie finden heraus, dass ihre Untersuchungsergebnisse Gemeinsamkeiten aufweisen. Erinnerungen werden wach, Vergleiche sichtbar.Balduin verbirgt vor Zussana ein kleines Geheimnis.E-Mails wechseln von Rom in Richtung Hamburg.Jemandem gefällt das alles überhaupt nicht ...Teil 1 der Geschichte um Balduin und Zussana
Claudio Gallo Knihy




Es geht ein neuer Morgen auf … Krähen in den Bäumen erwecken meine Aufmerksamkeit. Der Schreck des gestrigen Tages steckt mir noch in den Gliedern. Ich lasse die Ereignisse am Bahnhof noch einmal vor meinem inneren Auge vorbeiziehen. Was hat Falants unverhofftes Erscheinen zu bedeuten? Arnold und Rudolf werden darüber ebenso verwundert sein. Das letzte Jahr war turbulent genug für uns. Was wird Zusanna dazu sagen? Kann ich sie damit belasten? Sie setzt sich gerade in ihrer Abschlussarbeit mit ihrer Vergangenheit auseinander, die mit meiner etwas zu tun hat. Holt uns unsere Vergangenheit ein? Manche Dinge wiederholen sich, wie die Ereignisse der drei Freunde Roderich, Aranolt und Paldwin. Ihre Abenteuer beschäftigen mich schon seit Jahren. Und Zussa? Was ist aus ihr geworden? Man muss die Vergangenheit begreifen, wenn man die Zukunft für sich entscheiden will. Ich habe einen ausgeprägten Realitätssinn, da könnte ein Übermaß an Fantasie gefährlich werden. Ich schreibe an einem Buch. Das ist schon eine fantastische Geschichte – und wisst ihr was? Ich bin geneigt, sie zu glauben, denn Glauben hat auch etwas mit Verstand zu tun.
Rom 2009. Begeistert gibt der junge Autor Balduin in der Villa Borghese Autogramme. Ein Zwischenfall nach dem anderen, hervorgerufen durch das Auftreten einer mysteriösen Signora und einem kauzigen Fremden, beunruhigen ihn. Die ersten Jahre seiner Kindheit, die er gemeinsam mit seinen beiden Freunden verbringt, sind geprägt durch die Erziehung der Nonnen »Zum Heiligen Wort, die auch die besonderen Talente fördern. Seit dem vierzehnten Lebensjahr plagen ihn Albträume und Halluzinationen. Seltsame Träume begleiten ihn und rufen vergangene Erlebnisse wach. Seine Fantasie zeigt einen ersten Ansatz, ihrer unbekannten Herkunft nachzugehen. Ein mysteriöser Mann tritt in das Leben der Burschen. Von ihm geht Gefahr aus. Das erkennt Balduin sofort, erkennt, dass die Grenze zwischen dem, was allgemein für Gut und Böse gehalten wird, schwimmend ist, und spürt den Hauch des Bösen. Der italienische Freund Claudio organisiert eine Gemäldeausstellung, die ein großer Erfolg wird, jedoch verschwindet kurz darauf das wertvollste Gemälde dieser Ausstellung. »Warte es ab, wenn du die Hölle erblickst, das Grauen am eigenen Leib erfährst, dann wirst du in die Knie gehen …«
Die Spur führt nach Rom. 'Es war wie ein Blitz, der mich durchfuhr und mir wurde schwarz vor Augen. Um mich herum begann sich alles zu drehen, wurde unscharf, entglitt mir, bevor ich handeln konnte.' Im Moment des Erzählens stellt Balduin fest, wie sich sein Körper aufbäumt und bebt. Er atmet tief durch und umklammert automatisch sein Armband. Es hilft auch diesmal wieder, Körper und Geist zu beruhigen. Langsam begreift er, dass es eine ganze Menge ist, die ihn, beziehungsweise seine Freunde, mit den Personen aus der vergangenen Zeit verbindet. 'Manche Leben sind über die Zeit hinaus miteinander verbunden', so heißt es. Roberto, der seinen Schützling versteht und ihm manchmal noch helfen kann, weiß von dem uralten Buch, dessen Geheimnis immer noch für Überraschungen sorgt. Er weiß aber auch davon, dass Balduin auf der Suche nach seiner Herkunft noch so manche Hürde überspringen muss. In der ›Vatikanischen Bibliothek‹ stößt der Mönch auf geheime Dokumente. Die Namen Roderich, Paldwin und Aranolt erscheinen in verwirrenden Zusammenhängen alter Niederschriften. Die drei Freunde geben nicht auf. Sie forschen akribisch weiter und hoffen, dass das abenteuerliche Durcheinander von Zeitreisen, Visionen, schlaflosen Nächten und Dokumenten bald aufgeklärt werden kann. Der mysteriöse MANN gibt nicht auf, Fallen der Macht – Blendwerke des Reichtums und des Ruhms – zu stellen. 'Nicht am Pferdefuß, an den Engelszungen erkennt man den Satan.' Und dann gibt es noch Zussana, die durch die Geschichten ihrer Tante Margherita sehr hellhörig geworden ist …