Knihobot

Annett Krendlesberger

    1. leden 1967
    Doch
    Zwei Blatt und zwei
    Anfangs noch
    DALIEGENDE. UNBEWEGT
    Beweislast. Erzählung
    • Die namenlose Ich-Erzählerin, Anfang 20, arbeitet als Assistentin in einer Unternehmensberatung und muss sich den Folgen ihrer Affäre mit Kollegen Paul stellen. Vom Arzt zur Entscheidung gedrängt, versucht sie, ihr inneres Chaos zu ordnen und sich ihren komplexen Gefühlen zu stellen, während die Vergangenheit sie weiterhin beschäftigt.

      Beweislast. Erzählung
    • Annett Krendlesberger untersucht die Grenzen der Sprache und des Verstehens in Beziehungen. Das literarische Ich nutzt Bildersprache als Mittel, um emotionale Verbindungen herzustellen und Ängste zu teilen. Die Gedankenbilder basieren auf Werken verschiedener Künstlerinnen und reflektieren den Prozess von Angst zu Hoffnung.

      DALIEGENDE. UNBEWEGT
    • Anfangs noch

      Prosastücke

      Beharrlich und minutiös werden Wahrnehmungen (auf)gezeichnet. Sensorisch, akustisch, visuell zeigen die Texte, „wie sich das anfühlt“ im patriarchalen Beziehungsgefälle, im enggefassten Konventionsraum einer bürgerlichen Kleinfamilie, deren Farbraum entsprechend der reduzierten Gefühlswelt in weißen und gedämpften Tönen erscheint. Es ist nicht nur das Frühstücksei, das im ersten Stück zu Boden fällt, zerbricht und in einer Farborgie explodiert, auch die Körper stürzen, überschlagen sich, verlieren Schwerpunkt und Standfestigkeit. Es ist der Verlust des Gleichgewichts, der die Personen aus der Balance bringt. Vorläufig nur in der Vorstellung wird ein Kontrollverlust vorweggenommen, der sich möglicherweise anders entladen wird. Annett Krendlesberger komponiert es in einer Dramaturgie der Zeitlupe. (Petra Panther)

      Anfangs noch
    • Er ist ihr so nah wie ein Bruder. Nicht, dass sie ihm das jemals gesagt hätte, und doch scheint ein Gefühl von verletzter Eitelkeit die Freundschaft zwischen ihnen zu belasten. Als sich Magnus plötzlich verändert und eine Affäre mit ihrer schönen Kollegin beginnt, als seine Solidarität langsam schwindet, der Freund die Freundschaft „verrät“, zweifelt sie an sich selbst. Und sie flüchtet nach Rom. Dreht sich einfach um, wendet ihm den Rücken zu. Setzt die Sonnenbrille auf. Sonnenbrillen wirken Wunder, Verdunkelungsstrategie gegen allzu grelle Penetranz. Wie Lichtschutzscheiben in der Limousine, als müsste man sie nur hochfahren, die Trennwand, radikal, kompromisslos Nähe unterbinden, jegliche Verbindung, sollte es in diesem Fall so etwas wie eine Verbindung überhaupt gegeben haben … Sie sitzt am Fenster, beobachtet das Treiben auf der Gasse. Und sie hungert. Kieferknochen schimmern durch Papier. Wie sich einlassen aufs Leben, auf dessen Lachen, Fratzenlachen? Wie berührt man, ohne zu berühren?

      Zwei Blatt und zwei
    • Die Menschen in den Geschichten Annett Krendlesbergers sind Gefangene. Gefangene ihrer eigenen Empathielosigkeit, ihres empathielosen Umfelds. Sie alle stecken in ihrem höchstpersönlichen Korsett fest, haben einmal mehr, einmal weniger schwer am Kreuz fehlenden Mitgefühls zu tragen. Und während die einen scheinbar unberührt, ja, mit schon fast an Grausamkeit grenzender Distanziertheit das Geschehen um sich herum beobachten, werden andere an den Rand gedrängt. Wie zum Beispiel Anne, das dicke Kind, oder auch Mareike, die Betrogene, Vergessene, die mit der Geliebten ihres Mannes unter einem Dach leben muss. Pausenlos sehen manche ihren Kollegen dabei zu, wie sie langsam ins Burnout schlittern. Und dann wären da noch die Geschwister: Der konkurrierende Bruder, der es nicht und nicht schafft, sich von seiner Herkunftsfamilie zu lösen, oder sie, die Schwester, deren Kindheit einen langen Schatten ins Heute wirft. In Anbetracht des dahinsiechenden Vaters drängt zeitlebens Unterdrücktes unerbittlich ans Licht. Keine Vorbilder. In Annett Krendlesbergers Erzählungen begegnen wir Menschen. Menschen, die auf der Suche nach Erfüllung sind. Und die nicht erkennen, nicht erkennen wollen, dass sie mehr den Vorstellungen anderer als den eigenen Lebensentwürfen gemäß agieren. Wir begegnen ihnen dort, wo es gälte innezuhalten, an Weggabelungen, oder aber in Momenten starker, vermeintlich negativer Gefühle. Immer dann, wenn das Erlebte wie Salz in der Wunde sticht.

      Doch