„Weltverachtung “ war der christlichen Tradition lange Zeit ein Leitmotiv christlichen Lebens. Liebe zur Welt war suspekt, weil sie als Hindernis für die Gottesliebe verstanden wurde. Interesse für die Welt als solche geriet unter den Verdacht der „Curiositas“, der verderblichen Neugierde. Neben der mächtigen Traditionslinie des „Contemptus Mundi“ gab es aber auch das Plädoyer für die Welt als gute Schöpfung Gottes und eigenständige Wirklichkeit. Auf diese andere Wurzel greift das II. Vatikanische Konzil zurück, wenn es von der „Autonomie der irdischen Wirklichkeit“ spricht und den profanen Wissenschaften ihre je eigenen Wege zur Wahrheit zugesteht. Die vorliegende Untersuchung stellt die beiden Traditionslinien in ihrer historischen Entwicklung dar. Dann schildert sie, wie Heinrich von Langenstein, ein Theologe des 14. Jahrhunderts, seinen Weg zwischen beiden Traditionslinien sucht. Als Vertreter einer augustinisierenden Theologie neigt er der „Weltverachtung“ zu, als umfassend gebildeter Gelehrter sucht er auch der Welt ihren eigenen Stand zuzugestehen.
Alfons Hämmerl Knihy
