Der negative Ruf des Florentiners in der politischen Diskussion spiegelt sich auch in der Fachliteratur wider, wo oft der Eindruck entsteht, Machiavelli sei weitgehend ausdiskutiert. Trotz jahrhundertelanger Rezeption bleibt ein verzerrtes Bild von ihm bestehen. In seinem Leben und Werk zeigt sich ein roter Faden, der sein Wirken in der Republik, sein Verhältnis zu den Medici sowie seine Schriften, insbesondere der Principe und die Discorsi, umfasst. Machiavelli vertritt kein „negatives Menschenbild“, sondern erkennt die Ambivalenz menschlichen Handelns an. Das Skandalöse und Spektakuläre in seinen Ideen hinterlässt einen bleibenden Eindruck, was zu dem weit verbreiteten Missverständnis seines „anthropologischen Pessimismus“ führt. Anhand konkreter Beispiele wird deutlich, dass diese Auffassung nicht haltbar ist. Der Principe ist nicht als Dogma zu verstehen, sondern als Antwort auf die spezifische Situation Italiens. Um Machiavellis politische Präferenzen zu verstehen, sind die Discorsi entscheidend, in denen er die Rolle der breiten Bevölkerung als politischen Faktor betont. Im Gegensatz zu Guicciardini sieht Machiavelli die Politik als ein Geschehen, in dem die Masse der Bevölkerung relevant ist. Diese Studie beleuchtet die oft vernachlässigten Aspekte in Machiavellis Schriften, die über den Principe hinausgehen.
Dominik Schömig Pořadí knih

- 2016