Ehrenamtliche Bürgermeister in Deutschland
Das unbekannte Wesen






Das unbekannte Wesen
Organisationswandel und digitale Transformation
Bürgerämter galten lange Zeit als das Erfolgsmodell der Verwaltungsmodernisierung in Richtung einer verstärkten Bürgerorientierung, sind in den letzten Jahren aber durch lange Wartezeiten und Klagen von Seiten der Mitarbeiterschaft über sich verschlechternde Arbeitsbedingungen unter Druck geraten. In der Studie wird eine umfassende Analyse der aktuellen organisatorischen, personellen und technischen Situation in den deutschen Bürgerämtern vorgenommen. Im Ergebnis zeigen sich ein Organisationswandel insbesondere durch die Einführung von Terminsprechstunden und die zunehmende Nutzung digitaler Verwaltungsprozesse. Trotz einer unbestrittenen Zunahme der Arbeitsbelastung der Mitarbeiter besteht übereinstimmend eine hohe Zufriedenheit mit den Leistungen der Bürgerämter durch die Bürgermeister, Personalräte und Bürger. Notwendig sind weitere personelle Investitionen und ein Ausbau der Reformanstrengungen in Richtung einer größeren Nutzerfreundlichkeit von Online-Angeboten.
Seit Ende der neunziger Jahre wird verstärkt ein neues Leitbild für die Kommunalverwaltung und -vertretung diskutiert: die Bürgerkommune. Man hofft, durch den stärkeren Einbezug der Bürgerschaft Politik(er)verdrossenheit abbauen, Engagement fördern und die gravierenden Haushaltsprobleme reduzieren zu können. Theoretisch geht es um die Frage, wie sich der Ausbau unterschiedlichster Formen von Bürgerbeteiligung auf die Strukturen repräsentativer und direkter Demokratie auf kommunaler Ebene auswirkt. In der Praxis stellt sich die Frage, wie leistungsfähig und legitimationsfähig verschiedene Beteiligungsinstrumente sind. In diesem Buch wird nun eine erste empirische Bestandsaufnahme der Umsetzung des Leitbilds Bürgerkommune am Beispiel von zwei Mittelstädten sowie auf der Grundlage einer landesweiten Befragung von kommunalen Entscheidungsträgern in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg präsentiert. Der präzise Blick auf die Wirklichkeit mit ihren Realisierungschancen, aber auch Hemmnissen erlaubt eine ungeschminkte Analyse der Potentiale und Probleme der Bürgerkommune – jenseits der Hochglanzbroschüren. Durch die wertende Bilanz lassen sich bereits gemachte Erfahrungen auch andernorts praktisch nutzbar machen
Theoretische und empirische Analysen
Der Band präsentiert neue empirische und theoretische Erkenntnisse zu den weitreichenden Veränderungen kommunaler Entscheidungsprozesse seit Beginn der 90er Jahre. Thematisiert werden die Modernisierungstrends, Verwaltungsmodernisierung, Direktwahl des Bürgermeisters, kommunale Referenden sowie kooperative Demokratie.
Organisationstheoretische Ansätze und praxisbezogene Anwendungsbeispiele
Der erste politikwissenschaftliche Lehrtext zur Mikropolitik. Wie funktionieren Organisationen wirklich? Untersucht werden interne Macht- und Entscheidungsprozesse am Beispiel von öffentlichen Verwaltungen, Parteien und Verbänden, kurzum: die Schattenseiten der Macht.
Der kommunale Verwaltungsumbau hat in den 90er Jahren beachtliche Ergebnisse vorzuweisen, aber immer noch wird er in vielen Rathausern isoliert geplant, ohne aus (Mia-)Erfolgen an anderen Orten Konsequenzen zu ziehen. Auch ist nicht zu ubersehen, daa die Umbaumaanahmen mancherorts ins Stocken geraten sind, ein offener Erfahrungs- und Erkenntnisaustausch uber die Stadtgrenzen hinweg ist notwendig.Mit der in diesem Buch dokumentierten Arbeitstagung wurde ein erster Knoten fur ein solches kommunales Netzwerk geknupft. In drei fortgeschrittenen Modernisierungskommunen: Hagen, Saarbrucken und Wuppertal, allesamt Speyer-Preistrager der letzten Jahre, wird eine kritische "Baustellenbesichtigung" vorgenommen. Jeweils drei kommunale Akteursgruppen kommen zu Wort: die fur das Modernisierungsvorhaben verantwortlich zeichnende politische beziehungsweise kommunale Spitze, die Personalvertretung sowie die externe Beratung und Begleitforschung.Insgesamt zeigt sich, daa es auf dem Modernisierungsgelande zwar keinen "Konigsweg" gibt; die Hindernisse, an denen der Reformwille erlahmte, lassen sich aber benennen, und Wege lassen sich aufzeigen, wie die kommunale Verwaltungsmodernisierung erfolgreich fortgefuhrt werden kann.
Die Modernisierung der Kommunalverwaltung führt auf unwegsames Gelände, wo privatwirtschaftliche Erfolgsrezepte des Lean Management, Business Reengineering und des Total Quality Management Orientierung versprechen. Sie faszinieren mit einem neuen Leitbild: Die öffentliche Verwaltung als kundenorientiertes Dienstleistungsunternehmen. Dabei bleibt jedoch ausgeblendet, welche Voraussetzungen und Folgen „Kundenorientierung“ als Modernisierungsziel im öffentlichen Sektor für die Beschäftigten und für die Bürger zeitigt. Inwieweit handelt es sich bei der Kundenorientierung nur um eine modische Formel für „Bürgernähe“ oder „Bürgerbeteiligung“? Was verstehen die Beschäftigten, das Verwaltungsmanagement und die Kunden selbst unter Kundenorientierung? Und worin liegen die Risiken und Chancen dieses Modernisierungsziels für den epochalen Wandel der Verwaltungskultur und für die lokale Demokratie? Auf diese Fragen formulieren die Autoren empirisch überprüfte Antworten aus interdisziplinärer Perspektive. *** „[.] findet der Entscheidungsträger im politisch-administrativen Bereich und auch der Wissenschaftler vielfältige Anregungen.“ (Verwaltung & Management)