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Kaltrina Shala

    Der Dezentralisierungsprozess im Kosovo. Eine völker- und europarechtliche Bewertung
    Der Dezentralisierungsprozess im Kosovo im völker- und europarechtlichen Kontext
    • Die Dezentralisierung von Verwaltungssystemen hat in vielen Ländern stattgefunden und ist weiterhin ein aktuelles Thema. Ziel dieser Prozesse ist es, die Leistungsfähigkeit der Verwaltung zu steigern, die Demokratie durch erhöhte Bürgerbeteiligung zu fördern und die Rechenschaftspflicht der Verwaltungsorgane zu verbessern. Diese Aspekte tragen zur Stärkung einer guten Regierungsführung bei und bieten zahlreiche Vorteile für die Gesellschaft.

      Der Dezentralisierungsprozess im Kosovo im völker- und europarechtlichen Kontext
    • Textprobe: Kapitel III Rechtfertigungsgründe und Funktionen Die Dezentralisierung ist in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem weltweiten Trend geworden, obwohl dieser Prozess tiefgreifende Reformbestrebungen verlangt und viele diskussionsbedürftige politische Fragen aufwirft. Die Befürworter der Dezentralisierung heben die Argumente hervor, dass durch die Dezentralisierung das Regierungshandeln auf die lokalen Bedürfnisse kleinerer und homogener Gruppen besser angepasst werden kann. Des Weiteren besteht die Annahme, dass in dezentralisierten Staaten die wirtschaftliche Entwicklung beschleunigt werden kann und auch die Bürokratie deutlich abgebaut wird und somit lokale Beamte imstande sind komplexe Verfahren schneller durchzusetzen. Auch wird die Effizienz und die politische Rechenschaftspflicht lokaler Regierungen gestärkt und auf diesem Wege ebenfalls die Demokratisierung gefördert und mehr Möglichkeiten geschaffen die Beteiligung der Öffentlichkeit an der lokalen Regierungsführung zu erhöhen. Kälin zufolge gewinne durch das Zusammenwirken lokaler Regierungen auch die Zentralregierung an mehr Legitimität, da aufgrund stärkerer Teilhabe der Bürger an öffentlichen Entscheidungen auch das Verhältnis zum Staat als Ganzes verbessert wird. Durch die Dezentralisierung wird die Schaffung eines Systems von checks and balances angestrebt, das die Möglichkeiten der Zentralebene ihre Befugnisse zu überschreiten oder gar zu missbrauchen deutlich einzuschränken versucht. Andere wiederum, die sich gegen die Dezentralisierung stellen, vertreten die Ansichten, dass meistens durch Mängel an personellen, finanziellen und technischen Ressourcen in den lokalen Regierungen, öffentliche Dienstleistungen nicht zufriedenstellend bereitgestellt werden könnten und daher die Macht an die relativ ressourcenreiche Zentralregierung bleiben solle. Durch die Dezentralisierung würden sich einerseits auch die finanziellen und sozialen Ungleichheiten zwischen den lokalen Einheiten erhöhen, aber eine allzu starke Dezentralisierung kann auch insbesondere in multiethnischen und postkonfliktuellen Gesellschaften zu Seperatismusbestrebungen führen. Je nach der Art des staatlichen Organisationsprinzips sowie den politischen oder wirtschaftlichen Entwicklungen eines Landes, unterscheiden sich oft auch die Motive die zu einem bestimmten Prozess der Dezentralisierung führen. In vielen Ländern ist die politische Transformation vom autoritären Staat in eine Demokratie der Hauptfaktor welcher oft die Notwendigkeit einer Dezentralisierung mit sich bringt. Dies hat auch einen Transitionsprozess zur Folge, wo die Dezentralisierung einen Bestandteil des Überganges von einer Zentralverwaltungswirtschaft in eine Marktwirtschaft darstellt. Auch in demokratisch entwickelten Ländern besteht oft die Notwendigkeit zur Dezentralisierung, um einerseits die Bürgerbeteiligung und die Rechenschaftspflicht der lokalen Regierung zu erhöhen und andererseits ebenfalls sich den politischen Entwicklungen der jeweiligen konkreten Reformen eines Landes anzupassen. In anderen Ländern und insbesondere im Kosovo ist der Prozess der Dezentralisierung ein Ergebnis politischer Verhandlungen, die durch ethnische Konflikte erstandene politische Krisen durch bestimmte Formen der Dezentralisierung zu bewältigen versucht. Jedoch stellen die Transformation von einem politisch autoritären System zum demokratischen Staat, der Übergang von einer Zentralverwaltungswirtschaft zur Marktwirtschaft und die Übertragung der Regierungshoheit von der internationalen Übergangsverwaltung an die unabhängigen staatlichen Institutionen des Kosovo, entscheidende Faktoren dar, die das Erfordernis zur Dezentralisierung der staatlichen Strukturen des Kosovo unerlässlich machen. Demnach kann der Dezentralisierungsprozess im Kosovo auch als ein Bestandteil des state- building Prozesses angesehen werden, da es zur Konsolidierung funktionsfähiger staatlicher Strukturen gezielt beiträgt.

      Der Dezentralisierungsprozess im Kosovo. Eine völker- und europarechtliche Bewertung