Sozialstaat Deutschland. Geschichte und Gegenwart
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Die Fritz Thyssen Stiftung in der Bonner Republik. 2., durchgesehene Auflage
Die Bundesrepublik Deutschland und Großbritannien im Vergleich
Soziale Ungleichheit fordert moderne Gesellschaften permanent heraus. Der Sozialstaat kann Ungleichheiten abbauen, aber auch verstetigen und sogar selbst erzeugen. Der vorliegende Band untersucht am Beispiel Deutschlands und Großbritanniens, wie diese Herausforderung in zwei unterschiedlich geprägten Sozialstaaten reflektiert und politisch aufgegriffen wurde. Die Beiträge von Historikern und Sozialwissenschaftlern richten den Blick auf die Problemfelder Armut, Bildungschancen und Geschlechterdifferenzen. Sie fragen nach dem Verhältnis von Staat und Markt in der Alterssicherung sowie nach Konzepten von Gerechtigkeit. Aktuelle Kontroversen über die Zukunft der sozialen Sicherung und Debatten über alte und neue Ungleichheitsmuster erhalten damit die notwendige historische Tiefenschärfe. Beiträge von Hans Günter Hockerts, Christiane Kuller, Lutz Leisering, Christian Marschallek, Wilfried Rudloff, Winfried Süß, Cornelius Torp
Phasen und Formen, Leistungen und Fehlleistungen der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts in Deutschland seit 1945. Die Wiedergutmachung von NS-Unrecht ist am Ende des 20. Jahrhunderts ein großes öffentliches Thema geworden. Die Autoren des Bandes untersuchen die historische Entwicklung seit 1945. Sie bieten einen Überblick über Phasen und Formen, Leistungen und Mängel der gesetzlich geregelten Rückerstattung und Entschädigung bis hin zur jüngsten Bundesstiftung für Zwangsarbeiter. Daneben werden gesellschaftliche Eigeninitiativen wie die Aktion Sühnezeichen und das Maximilian-Kolbe-Werk untersucht. Zudem wird ein bisher vernachlässigter Fragenkreis akzentuiert: Wie sind sich Verfolger und Verfolgte nach 1945 in der neuen Rolle als Pflichtige und Berechtigte begegnet und was bedeutete »Wiedergutmachung« im Leben der Verfolgten? Inhalt: Hans Günter Hockerts: Wiedergutmachung. Ein umstrittener Begriff und ein weites Feld Christiane Kuller: Dimensionen nationalsozialistischer Verfolgung Jürgen Lillteicher: Die Rückerstattung in Westdeutschland. Ein Kapitel deutscher Vergangenheitspolitik? Cornelius Pawlita: Der Beitrag der Rechtsprechung zur Entschädigung von NS-Unrecht und der Begriff der politischen Verfolgung Constantin Goschler: Zwei Wege der Wiedergutmachung? Der Umgang mit NS-Verfolgten in West- und Ostdeutschland im Vergleich Christian Staffa: Die »Aktion Sühnezeichen«. Eine protestantische Initiative zu einer besonderen Art der Wiedergutmachung Dietmar Süß: Wiedergutmachung von unten? Katholische Vergangenheitsbewältigung und die Entstehung des Maximilian-Kolbe-Werkes Alfons Kenkmann: Konfrontationen. Biographische Zugänge zu Verfolgern und Verfolgten zwischen Raub und Rückerstattung Tobias Winstel: Über die Bedeutung der Wiedergutmachung im Leben der jüdischen NS-Verfolgten. Erfahrungsgeschichtliche Annäherungen Barbara Distel: Hilferufe nach Dachau. Lücken im Netz der Entschädigung Günter Saathoff: Entschädigung für Zwangsarbeiter? Entstehung und Leistungen der Bundesstiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« im Kontext der Debatte um die »vergessenen Opfer« Bernhard Schoßig: Die Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte
NS-Diktatur, Bundesrepublik und DDR im Vergleich
Die jüngste deutsche Geschichte hat einen dreifachen Typenwechsel des Sozialstaates hervorgebracht. In der NS-Diktatur durchdrang völkische und rassistische Ideologie weite Bereiche der Sozialpolitik. Nach 1945 traten West und Ost antagonistisch auseinander. Die SED-Diktatur stützte sich auf die Doktrin, daß soziale Sicherheit nur im Sozialismus möglich sei. Hingegen zeigte die Bonner Republik, daß Kapitalismus und Demokratie im Sozialstaat zur Balance kommen können. Wie hat der dreifache Wandel der politischen Ordnung, der wirtschaftlichen Verfassung und der kulturellen Wertbezüge den Gehalt und die Gestalt des Sozialstaates verändert? Die Autoren untersuchen sieben exemplarische Bereiche: Die Arbeitsverfassung, die Gesundheits- und Alterssicherung, die soziale Sicherung von Frauen und Familien, die Wohnungspolitik, die Fürsorge bzw. Sozialhilfe sowie die Rolle der „Experten“ im Sozialstaat. Die Methode des Dreiervergleichs ermöglicht eine integrale Betrachtung jener Geschichtsstränge, die seit der Epochenwende 1989/90 die gemeinsame Geschichte des vereinten Deutschlands bilden. Das Sozialstaatsthema verbindet die Beiträge mit einem der großen Krisenszenarien unserer Gegenwart. Inhalt: Hans Günter Hockerts: Einführung Rüdiger Hachtmann: Arbeitsverfassung Winfried Süß: Gesundheitspolitik Christoph Conrad: Alterssicherung Günther Schulz: Soziale Sicherung von Frauen und Familien Axel Schildt: Wohnungspolitik Wilfried Rudloff: Öffentliche Fürsorge Lutz Raphael: Experten im Sozialstaat Aus der Presse: „... in dieser Form einzigartiger und wertvoller Überblick über Teile der sozialpolitischen Entwicklung Deutschlands seit 1919 ... Die Beiträge von Süß, Schildt und Rudloff verdienen dabei besondere Anerkennung.“ Archiv für Sozialgeschichte, 40/2000
Amélie Thyssen, die reichste Frau in Westdeutschland, stiftete 1960 überraschend die Hälfte ihres industriellen Vermögens: Mit ihrer Tochter Anita errichtete sie die erste große private Stiftung zur Wissenschaftsförderung in der Bundesrepublik. Dieses Buch erschließt die familien- und unternehmensgeschichtlichen Zusammenhänge sowie die Medienresonanz dieser ungewöhnlichen Transaktion. Neben den Erbinnen Fritz Thyssens tritt der Kreis ihrer Vermögensverwalter und Berater hervor, deren exzellente Verbindungen bis ins Bundeskanzleramt reichten. Erstmals werden die Protokolle dieses »Thyssen-Komitees« ausgewertet, die neues Licht auf interne Spannungen bei der Bildung des Thyssen-Konzerns werfen. Die Stiftung engagierte sich in den Geistes- und Sozialwissenschaften und in der medizinischen Forschung. Mit Blick auf die Förderinitiativen und die gelehrten Köpfe im Wissenschaftlichen Beirat leistet die Studie einen Beitrag zur intellectual history der Bonner Republik.