Habbo Knoch Knihy






Geschichte in Gedenkstätten
Theorie – Praxis – Berufsfelder
Seit 1945 sind von Auschwitz bis Kigali weltweit eine Vielzahl von Gedenkstätten entstanden. Sie haben sich im Laufe der Geschichte als zentrale Orte der Erinnerung an das massenhafte Leiden von Menschen durch staatliche Verfolgung, Kriegsverbrechen und Völkermorde etabliert. An den historischen Tatorten erfüllen sie viele Aufgaben: Gedenken, Bewahren, Forschen, Vermitteln. Im Zentrum stehen die Erfahrungen der Opfer. Der Band zeichnet die Entwicklung und Geschichte von Gedenkstätten nach, führt in die wichtigsten Kontroversen ein und vermittelt einen Überblick zu den Aufgabenfeldern dieser Institutionen des kollektiven Gedächtnisses.
Grandhotels
Luxusräume und Gesellschaftswandel in New York, London und Berlin um 1900
Das Grandhotel der Jahrhundertwende war Erlebnisort, Traumhaus und Medienereignis. Seine Geschichte bietet ein facettenreiches Gesellschaftsbild dieser Epoche. Ob als »Wunderding« oder »Existenzform der Heimatlosigkeit«: Grandhotels standen vom Beginn der Hochmoderne um 1880 bis über den Ersten Weltkrieg hinaus im Zentrum des gesellschaftlichen Lebens der europäischen und amerikanischen Eliten. Hier trafen sich Mächtige und Aufsteiger, Kaufleute und Reisende, Literaten und Hochstapler. Schrittmacher der kosmopolitischen Hotelkultur waren New York, London und später auch Berlin. Eine wachsende Oberschicht suchte luxuriösen Prunk und verschwenderischen Konsum, geheimnisvolle Diskretion und öffentliche Aufmerksamkeit. Modernste Technik, rationelle Organisation und globaler Austausch machten das moderne Hotel als »Welt in der Stadt« erst möglich. Mit dem Luxusleben der Grandhotels zeichnet Habbo Knoch ein breites Panorama der weltstädtischen Geselligkeit um 1900 zwischen Fortschrittsglaube und Kulturkritik. Anschaulich vermittelt der Autor, wie sich im Grandhotel als Sinnbild der Moderne traditionelle Ordnungen des Sozialen durch Gesellschaften auf Zeit auflösten.
Kommunikation als Beobachtung
Medienanalysen und Gesellschaftsbilder 1880-1960
Die digitale Wende der Gegenwart begleitet ein ausgeprägtes Bewußtsein des epochalen Wandels durch mediale Innovationen. Doch werden die Voraussetzungen dafür leicht übersehen: Bereits während der Massenmedialisierung vom späten 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts kam es zu vielfältigen kritischen Beobachtungen des Verhältnisses von Medien und Gesellschaft. Hier entstanden nicht nur grundlegende Kategorien der erst später etablierten Medienwissenschaft. Die Reflexionen und Analysen trugen vor allem zur Integration der modernen Massenmedien in eine Gesellschaft bei, die erst in dieser Zeit begann, sich selbst zum Gegenstand zu machen. Diesen vielfältigen Prozessen einer Selbstthematisierung als Medien- und Kommunikationsgesellschaft zwischen 1880 und 1960 wenden sich die Beiträge dieses Bandes aus den Perspektiven der Geschichts-, Literatur- und Medienwissenschaften zu. Sie fassen diesen Zeitraum als „massenmediale Sattelzeit“, weil sich die einzelnen Massenmedien nicht allein technisch durchsetzten: Gerade als eine Grundlage ihres Siegeszugs bildete sich eine Selbstbeobachtung über die Entwicklung des massenmedialen Regimes als zweite Ordnung der Kommunikation heraus. Neben frühen Medienanalysen werden dazu gesellschaftliche Praktiken der Kommunikation und der kommunikativen Selbstreferenz anhand von Beispielen untersucht, die vom Bürgertum des späten 19. Jahrhunderts bis zu den politischen Parteien der frühen Bundesrepublik reichen. Dabei gewinnen insbesondere die vertrauten Zäsuren der Mediengeschichte ein neues Profil, weil sie mit den Wandlungen im Selbstverständnis der modernen Gesellschaft zusammengelesen werden und so das Wechselverhältnis zwischen Mediengesellschaft und Gesellschaft als Medium komplex und methodisch anregend historisiert wird.
Die Tat als Bild
Fotografien des Holocaust in der deutschen Erinnerungskultur
Der Historiker Habbo Knoch untersucht mit quellenkritischen Methoden, ikonographischen Verfahren und semiotischen Feldanalysen die Entstehung des visuellen Inventars zu den NS-Verbrechen in der westdeutschen Gesellschaft. Er arbeitet deren ikonographische Muster heraus und rückt sie in die öffentlichen Diskurse über die NS-Vergangenheit ein. Dabei berücksichtigt er populäre Medien wie Illustrierte, Landserhefte und Filme ebenso wie die Verwendung von Fotografien in Ausstellungen und Schulbüchern, Presse und Bücher.
Anhand regionaler Beispiele und kultureller wie politischer Repräsentationen von Heimat wird herausgearbeitet, welche Bedeutung das »Erbe der Provinz« für den Umgang mit der NS-Zeit und für das nationale Geschichtsbewußtsein in Deutschland nach 1945 hatte. Die Sehnsucht nach der heilen Provinz war seit der Erfindung von Heimat im 19. Jahrhundert eine wichtige Gefühlsressource in Deutschland. Nach ihrer antiurbanen Politisierung im Kaiserreich und in der Weimarer Republik nutzten die Nationalsozialisten die Metaphorik der lokalen Verwurzelung für ihre Propaganda. Doch 1945 hatte die aus der Provinz »gedachte Gemeinschaft« der deutschen Nation ihre Macht verloren. Region und Heimat boten sich als Kontinuitätsbrücken an und wurden nicht nur politisch so genutzt. Sie versprachen Sehnsucht, Sicherheit und historische Sinnstiftungen, die an Traditionen der provinzverbundenen Geschichtskultur in Deutschland anknüpften. Inhalt: Bernd Weisbrod Vorwort Habbo Knoch Einleitung Raum, Volk und Religion als kulturelle Vorstellungen Karl Ditt Eine »Symbiose von Erde und Menschentum«. Zur kulturpolitischen Konstruktion von Raumbewußtsein in Westfalen im 20. Jahrhundert Urich Prehn »Volk« und »Raum« in zwei Nachkriegszeiten. Kontinuitäten und Wandlungen in der Arbeit des Volkstumsforschers Max Hildebert Boehm Undine Ruge Regionen als organische Gemeinschaften. Der integralföderalistische Diskurs in Deutschland nach 1945 Die Politik der Heimat nach 1945 Dietmar von Reeken »Das Land als Ganzes!«. Integration durch Heimatpolitik und Landesgeschichte in Niedersachsen nach 1945 Ulla-Britta Vollhardt Zwischen Staatstradition und Regionalbewußtsein. Staatliche Heimatpolitik in Bayern nach 1945 Armin Flender Identitätswechsel einer Grenzregion. Öffentliche Erinnerungskultur im Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg Jens-Christian Wagner Das Verschwinden der Lager. Mittelbau-Dora und seine Außenlager im deutsch-deutschen Grenzbereich nach 1945 Jörg Skriebeleit Vom Stigma zum Standortfaktor. Die Gemeinde Flossenbürg und das Erbe des Konzentrationslagers Detlef Garbe Seismographen der Vergangenheitsbewältigung. Regionalbewußtsein und Erinnerungsorte der NS-Verbrechen am Beispiel des ehemaligen KZ Neuengamme Aon Confino »This lovely country you will never forget«. Kriegserinnerungen und Heimatkonzepte in der westdeutschen Nachkriegszeit Wlli Oberkrome »Durchherrschte« Heimat? Zentralismus und Regionalismus im organisierten Heimatschutz der frühen DDR. Das Beispiel Thüringens Habbo Knoch Das mediale Gedächtnis der Heimat. Krieg und Verbrechen in den Erinnerungsräumen der Bundesrepublik
Im Namen der Würde
Eine deutsche Geschichte
Die Würde des Menschen ist unantastbar: nur ein Versprechen oder politische Maxime? Das Grundgesetz garantiert die Würde des Menschen – ein abstraktes Versprechen, aus dem im Laufe der Jahre sehr konkrete Forderungen abgeleitet wurden. Ging es der frühen Bundesrepublik um die Distanzierung von der nationalsozialistischen Diktatur, berief man sich später immer stärker auf die Menschenwürde, um gegen globale Ungerechtigkeit oder für die Rechte der Frauen zu kämpfen, sich für sexuelle Gleichberechtigung genauso einzusetzen wie gegen die Straffreiheit von Abtreibungen. Habbo Knoch erzählt, wie sich die Idee der unantastbaren Würde des Menschen schon vor 1945 entwickelte und wie sie, trotz aller unterschiedlichen Interpretationen, zur wichtigsten Übereinkunft der Deutschen wurde.
Die Geschichte der Universität zu Köln ist ungewöhnlich: 1919 gründete die Stadt sie bereits zum zweiten Mal. Mehr als einhundert Jahre zuvor war ihre Vorgängerin von 1388 geschlossen worden. Noch während des Ersten Weltkriegs nahm Gestalt an, was mit der Handelshochschule von 1901 vorbereitet worden war. Die neue Universität verband Theorie, Praxis und die Erforschung der sozialen Welt. Sie verstand sich als fortschrittlich und republiktreu. Doch welchen Weg nahm die Universität seit diesen Anfängen? Wie wirkten sich der Nationalsozialismus und die Gründung der Bundesrepublik aus, wie „1968“ und die Anfänge der „Globalisierung“? Wer waren prägende Personen, was die weichenstellenden Entscheidungen? Was hieß es, zu den verschiedenen Zeiten in Köln zu studieren, und welches Verhältnis bestand zur Stadt und ihrer Gesellschaft. Der vorliegende Band präsentiert ein dichtes Panorama aus Informationen, Biografien, Bildern und Objekten. Anschaulich vermitteln sie Kontinuitäten und Transformationen der Universität zu Köln seit 1919 – bis ins 21. Jahrhundert, das die Universität erfolgreich begonnen hat: Moderne Lehrformen und ein breites Fächerspektrum, Spitzenforschung und Internationalisierung machen sie zu einem herausragenden Ort des Wissens. Das Buch erscheint zum 100. Jubiläum der Neugründung der Kölner Universität. Es wird herausgegeben im Auftrag des Rektorats von Habbo Knoch, Ralph Jessen und Hans Peter Ullmann, von denen auch das grundlegende Konzept des Bandes stammt. Alle drei lehren als Professoren am Historischen Institut und leiten dort seit 2016 ein Projekt zur Erforschung der Geschichte der Neuen Universität. Ein universitätsinterner Beirat, dem Vertreter*innen aller Fakultäten angehören, hat die Entstehung des Bandes fachkundig begleitet. In enger Abstimmung mit den Projektleitern hat es das Kölner Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer übernommen, die Darstellung zu recherchieren und zu erstellen. Der maßgebliche Bearbeiter Thomas Prüfer und die Projektmanagerin Thekla Keuck haben beide an der Universität zu Köln in Neuerer Geschichte promoviert.
Bergen-Belsen war zwischen 1940 und 1950 ein Ort des Massensterbens und des Überlebens. Die in diesem Band versammelten Forschungsarbeiten beleuchten die Funktionsveränderungen des Lagers durch Fallstudien. Es war das einzige KZ-Hauptlager im Reichsgebiet, in dem Juden die größte Häftlingsgruppe bildeten. In der Schlussphase des NS-Regimes wurde es zu einem Auffang- und Sterbelager. Nach der Befreiung entstand in der Nähe das größte jüdische DP-Camp in Nachkriegsdeutschland. Bereits nach dem Krieg begann die Transformation des Lagergeländes in einen Erinnerungsort. Die Beiträge reichen von Darstellungen einzelner Häftlingsgruppen über religiös-kulturelle Konstellationen im DP-Camp bis hin zur Strafverfolgung und den Anfängen der Erinnerungskultur. Themen umfassen das Ungarnlager, die „Kasztner-Gruppe“, familiäre Beziehungen von Kindern, die Baugeschichte des Lagers, Räumungstransporte, britische Narrative zur Befreiung, den ersten Bergen-Belsen-Prozess, die polnischen und jüdischen DP-Camps, ultraorthodoxes Gedächtnis, kulturelle Bedingungen im jüdischen DP-Camp sowie die Anfänge der Gedenkstätte.