Im zweiten Teil von ›Homosexualität und Literatur‹ untersucht Fichte die ethische Verantwortung im poetischen Schreiben und die Verbindung zwischen erotischer und literarischer Entwicklung. Er analysiert bedeutende literarische Werke und Persönlichkeiten, während er seine eigenen Erfahrungen mit Hans Henny Jahnn reflektiert. Fichtes Essays sind hier erstmals vollständig veröffentlicht.
Hubert Fichte Knihy






Alte Welt
Glossen
›Alte Welt‹ ist eine chronologisch geordnete Text-Montage aus Tagebuchaufzeichnungen, Reisefeatures, szenischen Texten, Briefen und Gesprächsnotizen der Jahre 1966 bis 1969. Einer Zeit, in der Hubert Fichte beginnt, neben seinen Romanen sowohl für den Rundfunk als auch Tagebuch zu schreiben.›Alte Welt‹ kontrastiert bewußt zwei extreme Stillagen und rekonstruiert auf diese Weise nicht nur ein halbes Jahrzehnt des bundesdeutschen Literatur- und des politischen Tagesgeschehens vor der Folie ethnographischer Dokumentationen, sondern gibt Aufschluß über eine sich entwickelnde ›Empfindlichkeit‹ zwischen authentischer Erfahrung und poetischer Präzision.Die Zusammenstellung der Texte hat Hubert Fichte noch kurz vor seinem Tod vorgenommen. Nachgezeichnet werden die Lebensstationen von Fichtes literarischem alter ego Jäcki: Griechenland, die Bidonvilles von Paris, das Romtagebuch für Dulu über den Aufenthalt in der Villa Massimo, der Aufbruch nach Agadir, die Rückkehr nach Rom mit Fichtes vorzeitiger Abreise nach Hamburg, eine Sylt-Reise und die abschließende Ägyptenrundreise.
Hamburg Hauptbahnhof
Register
Ab 1989 hrsg. von Ronald Kay u. Wolfgang von Wangenheim in Zsarb. mit Leonore Mau
Die zweite Schuld
Glossen
In ›Die Zweite Schuld‹ erstellt Fichte mit einer Mischung aus Tagebuchskizzen und Interviews ein Porträt des 1963 gerade gegründeten ›Literarischen Colloquiums Berlin‹, in dem arrivierte Schriftsteller mit jungen Autoren zum Werkstattgespräch zusammenkamen. Das LCB war weit mehr als ein erstes deutsches Literaturhaus. Hier traf sich die Crème de la Crème der internationalen Literaturszenen und rüttelte das selbstverliebte Wirtschaftswunder-Deutschland wach. Aber nicht die Institutsgeschichte steht für Fichte im Vordergrund, sondern die Menschen, die diese Institution mit Leben füllen. Durch seine Schilderungen der Machtverhältnisse, der menschlichen Verstrickungen und intimen Wünsche wirft Fichte einen Blick hinter die Fassade der Literaturgeschichte und bahnt sich Wege zu seiner eigenen Identität als Schriftsteller.
Hubert Fichte debütierte 1963 mit dem Band Erzählungen ›Der Aufbruch nach Turku‹. Die Titelgeschichte handelt von zwei schwedischen Jugendlichen, die aus einem Erziehungsheim ausgebrochen sind. Der Anstaltsleiter schickt einen Heimlehrer aus, der die beiden, möglichst ohne Aufsehen, zurückholen soll. Hier wie in den meisten anderen Erzählungen greift Fichte auf seine frühen Wandererfahrungen zurück. die ihn in die Provence, ins Savoyen und nach Schweden geführt hatten. Damals schon waren seine Themen die Einsamen, die Verwundbaren, die Schwachen, die Randexistenzen.. Fichte präludiert seine späteren großen Romane wie ›Die Palette‹, ›Detlevs Imitationen „Grünspan“‹ oder ›Versuch über die Pubertät‹, der Le Monde als das »ehrlichste Buch der deutschen Literatur« erschien. Gegenüber der Erstausgabe wurden in den vorliegenden Band drei Erzählungen zusätzlich aufgenommen, die etwa zur gleichen Zeit wie die anderen Texte entstanden sind. Karl Krolow schrieb zur Erstausgabe: »Diese Prosaniederschriften sind, unter anderem, Bruchstücke, Momentaufnahmen einer zeitgenössischen Autobiographie: erinnerte Kriegskindheit mit Bombenangriffen und Evakuierung, Notzeit des Hungers und des Frierens, Zeit des unruhigen Unterwegsseins auf unserem Kontinent, Begegnung mit den Menschen verschiedener Landstriche, Beteiligung an fremdem Dasein, fremder Verstrickung, Schilderung eines unbedeutenden Lebens und Geschicks ... Fichtes Prosa treibt keinerlei Aufwand. Sie nimmt gleichsam Berichte, Erzählungen, Gespräche, Situationen von außen her auf und gibt sie in Form einer zurückhaltend pointierten Geschichte weiter.«
Der Roman spielt in Hamburg zwischen 1961 und 1963 und folgt Jäcki, der in die Stadt zurückkehrt, mit Irma zusammenzieht und den bundesdeutschen Literaturbetrieb entdeckt. Er beginnt zu publizieren, lernt Verleger und Feuilletonchefs kennen und wird zur Tagung der Gruppe 47 eingeladen. Gleichzeitig setzt er sich mit seiner Mutter auseinander und leidet unter seinen homosexuellen Liebesgeschichten, während er als Reporter die von Sexualität geprägte Szene dokumentiert. Hubert Fichte berichtet, dass beim Schreiben des Romans etwas Ungewöhnliches geschah: Anfänglich dachte er an Figuren, erkannte jedoch, dass die handelnden Elemente Situationen sind, die in drei Schichten gegeneinander antreten. Die erste Schicht ist das schwule Hamburg der Jahre 61 bis 63. Die zweite thematisiert das Leben eines homosexuellen Mannes mit einer Frau, der Versuch, aus dem Ghetto der Homosexualität und dem neuen Ghetto, das diese schafft, auszubrechen. Die dritte Schicht behandelt die Entwicklung einer literarischen Karriere. Fichte fand es herausfordernd, von der traditionellen Figurenzeichnung abzuweichen, um diese drei Situationen in den Vordergrund zu rücken.
„Hotel Garni“ ist der Prolog zur „Geschichte der Empfindlichkeit“, in dem zwei Personen ihre Lebensgeschichten in einem Hotelzimmer erzählen. Die Erzählung von Jäcki beginnt 1954 und endet 1961. Fichte untersucht das Werden einer Person, ohne retrospektive Deutungen vorzunehmen, und lässt den Leser durch präzise Chronologie und Details näher an die eigene Existenz rücken.
Hubert Fichtes Roman ›Die Geschichte der Nanã‹ thematisiert die Beziehung zwischen Jäcki und seiner Mutter Dora Mascha, geprägt von Konflikten und der düsteren Kindheit im NS-Rassenwahn. Jäckis Einstieg in die Theaterwelt führt zu Spannungen, während Reflexionen über die mythische Göttin Nanã die Sehnsucht nach einer schützenden Mutter verdeutlichen.
Die ›Schwarze Stadt‹ versammelt Hubert Fichtes Essays und Aufzeichnungen aus New York (1978-1980), in denen er die Stadt ethnologisch erkundet. Er analysiert das Leben ihrer Bewohner und erstellt poetische Topographien. Der Band enthält auch Studien zur afroamerikanischen Kunst sowie Interviews mit verschiedenen Künstlern und einem Voudougeweihten.
Psyche
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›Psyche‹ enthält Hubert Fichtes Arbeiten aus dem Umkreis seiner Reisen nach Afrika. Er besuchte in den siebziger und achtziger Jahren unter anderem Tansania, Togo, Senegal und Dahomey. Fichte interessierte sich dort vor allem für den Umgang der Einheimischen mit Geisteskrankheiten. Er führte zahlreiche Interviews mit den meist in Europa ausgebildeten Psychiatern und setzte sich mit deren Behandlungsmethoden auseinander.Sein Buch entwirft nicht nur ein vielschichtiges Panorama afrikanischer Kulturen und liefert nicht nur neues, bislang unbekanntes Material zur Untermauerung der Thesen der vieldiskutierten Anti-Psychiatrie, sondern ist zugleich auch als implizite Kritik am normierten und normierenden Alltag der westlichen Zivilisation zu verstehen. Hubert Fichte gelingt es darüber hinaus, sein Material immer wieder zu suggestiven Prosastücken zu verdichten.