Zeus, Oberpatriarch im Olymp und Dichter, begibt sich in die Heil- und Pflegeanstalt Narrenwald, um die ihm überdrüssige Unsterblichkeit loszuwerden. Dort trifft er auf die verstummte Psychiatriepatientin Rosa Zwiebelbuch, Vergewaltigungsopfer und Kindsmörderin, die durch die Götter in weissen Kitteln, die Anstaltsärzte Abderhalden und Wasserfallen, mit zweifelhaften Methoden ruhiggestellt wurde. Während bei der verstummten Rosa durch die Begegnung mit Zeus ein Zorn angefacht wird, der sie in einem Emanzipationsprozess bei sich ankommen lässt, verfällt der Göttervater zunehmend in Wahnsinn. Der Roman ist ein Spottgesang auf die pseudowissenschaftlichen Zuschreibungen durch selbst ernannte Seelenärzte, welche Mehr am eigenen Leib erfahren musste, und beschwört zornig das Ende des Mythos, den Untergang des Patriarchats.
Mariella Mehr Knihy
Tato autorka, která se hlásí k Yeniche, nomádské skupině se skotskými kořeny, se věnuje psaní poezie, románů a dramat. Její dílo je poznamenáno osobní zkušeností s útlakem a bojem za práva marginalizovaných skupin. Prostřednictvím své literární tvorby proniká do hlubin identity a hledání domova, přičemž se vyznačuje silným hlasem a jedinečným pohledem na svět. Její práce zkoumá témata vykořenění, odolnosti a kulturního dědictví s hloubkou a citem.






„Ich bin im Zustand der Gnade. Ich töte.“ Nachdem sie wegen Mordes und Brandstiftung in Untersuchungshaft gesteckt wurde, kämpft die junge Frau Kari Selb in einem rauschhaften Monolog vor der Gerichtspsychologin - um ihre Zurechnungsfähigkeit, um ihre Vergangenheit, um ihr Leben. In ihrer Brandrede entfaltet Kari Selb nach und nach die Phantasien eines serial killer, der, ohne den Kategorien von ‚unzurechnungsfähig' oder ‚schuldig' zu entsprechen, seine Sprache gefunden hat: die Gewalt.
Steinzeit
Roman
Mit ungezügelter Energie und grosser Sachkenntnis nutzt Mariella Mehr ihre gewaltigen sprachlichen Mittel für die Opfer dieser Gesellschaft und gegen die Mächtigen, die diese Opfer fordern. In ihrem Roman \"Steinzeit\" berichtet sie vom Erleben und Erleiden ihrer Jugendzeit, einer kontinuierlichen Katastrophe aus Lieblosigkeit, Gewalt, Sadismus und bürokratischer Sturheit, aber auch von ihren hilflosen Versuchen dagegen anzukämpfen. Steinzeit ist das Dokument, das unsere mitteleuropäische Wohlstands- und angebliche Menschenrechtsgesellschaft auf schonungslose, erschütternde Weise als Sadogesellschaft entlarvt, die für nicht der diktierten Norm entsprechende Menschen nur bürokratisch gedrillte Anstalten und Institute übrig hat. Mariella Mehrs Aussagen sind, ob sie als Romane, Reportagen, Gedichte, Film oder Theaterstücke erscheinen, immer eindrückliche, wirksame und höchst politische Aussagen, die stets für den Menschen und gegen Macht und Gewalt agitieren.
Von Mäusen und Menschen
Über Wissenschaft, Gutachter und ihre Akten
«Sehr geehrte Damen und Herren, vor Ihnen steht eine ‹verstimmbare, haltlose, geltungsbedürftige und moralisch schwachsinnige Psychopathin mit neurotischen Zügen und einem starken Hang zur Selbstüberschätzung, was ihr Wunsch, Schriftstellerin zu werden, beweist. In Erwägung ihrer hereditären Belastung – die Probandin gehört zur dritten Generation einer degenerierten Vagantenfamilie – kann eine dauernde Einweisung in eine Psychiatrische Klinik nicht aus geschlossen werden›.» Mit diesem Zitat aus einem psychiatrischen Gutachten über sich beginnt Mariella Mehrs Rede anlässlich der Ehrendoktorwürde der Universität Basel. Sie erzählt von ihren Gutachtern, einem, der nur so lange Schach mit ihr spielte, wie er gewann, oder einem, der seine Doktorarbeit abge schrieben hatte. Sie erzählt von ihren Akten, die noch immer herumgereicht werden, auch privat, und sie fragt, was mit diesen Akten geschehen wird, wenn die Menschen verachtung mal wieder Oberhand gewinnt. Und sie appelliert an die Wissenschaft, Verantwortung zu übernehmen für ihre Begriffe, mit denen sie Menschen bezeichnet und zeichnet fürs Leben.
Opfer sind beide, als sie sich im Internat begegnen. Doch anders als Franziska, deren Herkunft niemand genau kennt, weiß Anna, das Kind von Jenischen, sich zu wehren. Eine verzweifelte Liebe verbindet die Mädchen - und unterschwelliger Hass. Jahrzehnte später glaubt Anna der Freundin in einer Privatklinik wiederzubegegnen. Oder ist es nur eine Ähnlichkeit, die täuscht? Eine Geschichte von Opfern und Tätern, erzählt in einer knappen, hartgeschliffenen Sprache, der man den Kampf mit dem Schrecken, dem Schmerz und der Wut noch anmerkt.
Fröhlich verwildern
Geschichten und Gedichte
«Dort, wo man Geschichten erzählt, dort ist Heimat.» Das sagt nicht nur eine von Mariella Mehrs Figuren, so empfindet wohl auch die preisgekrönte Autorin selbst. Mariella Mehr, als Angehörige der Jenischen in früher Kindheit von der Heimat entwurzelt, schreibt von Aussenseitern und Minderheiten, von den Rändern der Gesellschaft, von Kindern, die wie sie in Heimen aufgewachsen sind. Doch sie lassen sich nicht unterkriegen, sondern trotzen dem Leben sogar Einiges an Fröhlichkeit ab. Mariella Mehrs literarischen Texte und Gedichte sind manchmal hart und kraftvoll, manchmal aber auch heiter und voller Zärtlichkeit und Wärme. Passend dazu hat Isabel Peterhans die Publikation in starken Farbtönen und mit klaren Formen illustriert.
Die drei Romane Daskind , Brandzauber und Angeklagt bilden gemeinsam eine Trilogie, die in ihrer Radikalität in der Schweizer Literatur einzigartig ist. Erstmals erschienen zwischen 1995 und 2002, verhandeln sie die existenzielle Dimension der Gewalt. Neben Mariella Mehrs reichem lyrischem Werk ist die Gewalt-Trilogie ihr Hauptwerk. Während in Daskind die Thematik der Gewalt durch das Brechen einer Identität aufgegriffen wird und die Gewalt im sozialen Rahmen der Dorfgemeinschaft stattfindet, widmet sich Brandzauber dem paralysierten Leben einer bereits zerbrochenen Identität, es geht um die in der Geschichte gespeicherte und weitergegebene Gewalt. Der letzte Band Angeklagt zeugt von einer beängstigenden Neuformierung von Identitätsbruchstücken, die nackte Gewalt, der Trieb sind die zentralen Motive des Romans. Mariella Mehrs Erzählkunst ist von einer archaischen Kraft, die auch in der Sprache spürbar wird. Dabei haben ihre Werke nichts von ihrer Aktualität eingebü Im Kontext der laufenden Aufarbeitung der Geschichte der Fremdplatzierungen und Zwangsmnahmen in der Schweiz sind sie hochaktuell. Brisant ist aber auch das Thema der Gewalt gegen Andersartige und der problematische Umgang mit Aussenseitern.