Das Vietnam-Tagebuch der Globalisierungs-Ära: Erich Wulff, Arzt und emeritierter Professor für Sozialpsychiatrie, lebte von 1961 bis 1967 in Vietnam, wo er eine Psychiatrische Klinik aufbauen half. Er wurde Zeuge der blutigen Unterdrückung der Buddhisten durch das US-gestützte katholische Diem-Regime sowie der Eskalation des Bürgerkriegs und seines Übergangs in den Krieg der USA gegen den Vietcong. Während er im ersten Konflikt die Buddhisten unterstützte, riskierte er im zweiten sein Leben, indem er sich für die Befreiungsfront einsetzte. Seine unter dem Pseudonym Georg W. Alsheimer geschriebenen Berichte trugen wesentlich dazu bei, das wahre Gesicht dieses Krieges bekannt zu machen. 2008 kehrte Erich Wulff auf Einladung vietnamesischer Buddhisten zurück. Wieder wurde er Zeuge eines historischen Ereignisses: der Versöhnung zweier Mächte, die einander zwei Nachkriegsjahrzehnte lang heftig bekämpft hatten, nämlich der kommunistisch geführten Staatsmacht und der Buddhisten. Dazu erhielt er Einblick in die widersprüchlichen Auswirkungen des Modernisierungsbooms, den Vietnams Integration in die kapitalistische Globalisierung ausgelöst hat.
Erich Wulff Knihy






Er öffnete als erster eine geschlossene psychiatrische Abteilung und setzte sich für die Aufhebung der Geschlechtertrennung ein, lange vor der Psychiatriereform. Gemeinsam mit Franco Basaglia und anderen Psychiatern engagierte er sich für die Demokratisierung der Psychiatrie. In den 70er und 80er Jahren war Erich Wulff ein bekannter deutscher Intellektueller, nicht nur als Psychiater, sondern auch als Autor und Aktivist für die Befreiungsbewegungen der Dritten Welt. Seine Autobiografie gewährt Einblicke in sein bewegtes Leben und bedeutende politische Ereignisse der letzten 40 Jahre. Geboren 1926 in Estland, wird er als Jugendlicher in den letzten Kriegseinsatz gezogen und überlebt die Nachkriegswirren in Westfalen. In Köln studiert er Medizin und Philosophie, gefolgt von Lehr- und Wanderjahren in Frankreich und Deutschland. In Paris, seinem neuen Lebensmittelpunkt, bewegt er sich in Künstler- und Intellektuellenkreisen und freundet sich mit Julio Cortazar an. 1961 geht er als Arzt nach Südvietnam, knüpft Kontakte zum Vietcong und schmuggelt Informationen über das Regime. Diese Erfahrungen veröffentlicht er in „Vietnamesische Lehrjahre“. Als Psychiater in Gießen, Freiburg und Marburg öffnet er als erster Arzt eine geschlossene Abteilung und engagiert sich für Reformen. Trotz seines Engagements dauert es bis 1974, bis er an der Medizinischen Hochschule Hannover den Lehrstuhl für Sozialpsychiatrie erhält. Wulffs Arbeiten zur Eth