Politische Theorie fragt seit je her nach der Legitimation von Herrschaft. Dabei stellt sich immer wieder das Problem des Odysseus im Kampf mit Polyphem: Der griechische Sagenheld konnte dem einfältigen Riesen nur entkommen – und damit Herrschaft dingfest machen und ihr zugleich entgehen –, indem er sich 'Niemand' nannte. Bis heute wird die überwiegende Mehrheit aller Menschen auf der Erde irgendwie beherrscht. Die ausbeutenden Institutionen und Repräsentanten können noch am ehesten namhaft gemacht werden, ungleich wichtiger aber sind jene riesigen Organisationen und Apparate, deren Funktionen sie unterworfen sind: die weltumspannende kapitalistische Ökonomie und ihre transnationalen, miteinander verflochtenen Konzerne. Selbst wer nominell frei ist und angeblich die Menschenrechte genießt, ist ohnmächtig. Auch die 'Mächtigen' der Erde sind Unterworfene, sie können genau das nicht tun, was sie von Amts und Behauptung wegen tun müssten. Macht ist dann gerade nicht Gestalten-Können im Sinne Hannah Arendts, sie wird zur 'Niemands-Herrschaft'. Mit dieser Veröffentlichung greift Wolf-Dieter Narr ein Publikationsvorhaben wieder auf, das bereits vor einem Vierteljahrhundert begonnen, seinerzeit jedoch nicht abgeschlossen wurde. Mit Uta von Winterfelds 'Auftauchhilfe' wird dieser grundlegende Text nunmehr zugänglich gemacht und für die heutigen Fragestellungen in der Konfrontation mit Niemands-Herrschaft aktualisiert.
Wolf Dieter Narr Knihy






Eine pazifistisch-menschenrechtliche Streitschrift
Beispiel. Kosovo 1999-Nato-Krieg gegen Jugoslawien
InhaltsverzeichnisI. Globalsteuerung.- Vorbemerkung.- 1. Zur neueren marxistischen Diskussion über die Analyse von Form und Funktion des bürgerlichen Staates.- 2. Kapitalreproduktion, Staatseinflüsse auf den Arbeitslohn und Gewerkschaften.- 3. Zu einigen Problemen staatlicher Verwaltung im Bereich von Infrastrukturmaßnahmen.- 4. Weltarbeitsteilung, Form des Surplusprodukts und gesamtgesellschaftlicher Reproduktionsprozeß in unterentwickelten Ländern als Rahmenbedingungen der Rolle des Staatsapparats.- 5. Unterentwickelte Länder und Weltwxährungssystem.- 6. Entwurf einer gewerkschaftlichen Strategie gegenüber den Multinationalen Konzernen (MNK).- 7. Multinationale Unternehmen und Gewerkschaften: Beiträge zu einer Theorie der internationalen Arbeitsbeziehungen.- 8. Übernationale Zusammenschlüsse als Bedingungen der Globalsteuerung in Europa.- 9. Multivariate Verfahren zur Struktur-und Funktionsanalyse des Staates im entwickelten Kapitalismus: Möglichkeiten und Grenzen der Faktorenanalyse.- II. Strukturelle Bedingungen für politische Innovation.- 10. Eine Strategie zur Erhöhung der „relativen Autonomie“ des politischen Systems?.- 11. Verlaufsmuster politisch-administrativer Handlungsprozesse.- 12. Staatsbürokratie im Wandel Zum wechselseitigen Verhältnis von Steuerungs- und Lernperformanz des politisch-administrativen Systems.- III. Politische Partizipation und Mitbestimmung.- Vorbemerkung.- 13. Zur Dialektik von Mobilisierungsstrategien in gesellschaftsverändernder Absicht.- 14. Thesen zur Rolle und Funktion von Bürgerinitiativen im Spätkapitalismus.- 15. Bürger und Kumpel — Initiative im Ruhrgebiet.- 16. Bürger und Sanierung — Bürgerinitiativen in Berlin-Kreuzberg.- 17. Thesen zur Mitbestimmung.- 18. Das Ahrensburger Modell. Ein Beispiel genossenschaftlicherUnternehmensdemokratie.- 19. Theoretische Aspekte der Mitbestimmungsproblematik im Kontext der Kampferfahrungen der westeuropäischen Arbeiterbewegung.- IV. Medienpolitik.- Einführung.- 20. Politische Medienfunktionen in funktionalistischer Sicht.- 21. Möglichkeiten und Grenzen der staatlichen Reformpolitik im Medienbereich.- 22. Thesen zum Begriff der Öffentlichkeit.- 23. Betriebsöffentlichkeit, Gewerkschaftsöffentlichkeit, proletarische Öffentlichkeit.- 24. Zur Entwicklung des Kabelfernsehens am Beispiel USA.
Radikale Kritik und emanzipatorische Praxis
Ausgewählte Schriften kommentiert von WegbegleiterInnen
Wolf-Dieter Narr hat die Entwicklung sowohl der Politikwissenschaft als auch der außerparlamentarischen Linken in der Bundesrepublik seit den späten 1960er Jahren mitgeprägt. Inspiriert von Marx, Weber und Adorno hat er neben wichtigen staats- und demokratietheoretischen Texten eine Vielzahl von Analysen zur menschenrechtlichen Entwicklung der Bundesrepublik, zur politischen Ökonomie und zur Hochschulpolitik verfasst. Sein Selbstverständnis ist das eines politischen Intellektuellen, der Wissenschaft im Sinne gesellschaftlicher Emanzipation betreibt und aktiv in soziale Auseinandersetzungen interveniert. Dabei entwickelt er einen Begriff von Menschenrechten, der diese nicht durch idealistische Überhöhung politisch entkräftet, sondern sie „im Geflecht der natürlichen und sozialen Bedingungen“ aktualisiert. Wolf-Dieter Narr war lange Zeit Sprecher des Komitees für Grundrechte und Demokratie. Dessen Aktivitäten in Bereichen wie der Demonstrationsbeobachtung, der Arbeit zu Asyl und Flucht oder der Kritik des Haftsystems hat er wesentlich geprägt. Das Komitee nimmt den 80. Geburtstag von Wolf-Dieter Narr zum Anlass, um eine Auswahl seiner älteren und jüngeren Texte – vorgestellt von MitstreiterInnen – neu herauszugeben und für eine zeitgemäße Herrschaftskritik und emanzipatorische politische Praxis zugänglich zu machen.
Trotzdem: Menschenrechte!
Versuch, uns und anderen nach nationalsozialistischer Herrschaft Menschenrechte zu erklären
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