Mensch trifft Alien - und was dann? Nicht nur in Science Fiction, UFOlogie und SETI-Forschung wird über Verlauf und Folgen eines transterrestrischen Kulturkontakts spekuliert. Vorstellungen und Bilder des gänzlich Fremden werden in diesem Buch einer umfassenden kulturwissenschaftlichen Betrachtung und Kritik unterzogen: Wie hat sich unser Denken über »die Außerirdischen« gewandelt? Welche Kontaktszenarien werden diskutiert und auf welchen Vorannahmen beruhen sie? Über welche Möglichkeiten und über welche Risiken lohnt es sich ernsthaft nachzudenken? Eine in mehr als einer Hinsicht abenteuerliche Beziehung kommt hier auf den wissenschaftlichen Prüfstand.
Menschliche und nichtmenschliche Akteure in der Sozialwelt
Die Soziologie geht im Allgemeinen davon aus, dass die von ihr zu untersuchende Sozialwelt aus Menschen besteht – und zwar ausschließlich aus Menschen. Nicht zuletzt durch die Entwicklungen im Bereich künstliche Intelligenz geraten jedoch zunehmend nichtmenschliche Akteure in den Fokus der Aufmerksamkeit. Neben der KI sind dies etwa Tiere und Objekte, aber auch übernatürliche Wesen, die in vielen Kulturen ganz selbstverständlich zum Alltag gehören. So ist es an der Zeit, die Sozialwelt mit ihren unterschiedlichen Akteuren umfassender zu beschreiben, als dies bislang üblich war. Dies ist die Aufgabe des neuen integrativen Forschungsfeldes Intersoziologie.
1 Wenn Welten zusammenstoßen Dieses Buch zeigt, was geschieht, wenn zusammenkommt, was - auf den ersten Blick - nicht zusammengehört. Die Rede ist, der Buchtitel spricht dies aus, von der Soziologie sozialer Probleme auf der einen und der Wissenssoziologie auf der ande ren Seite. Wie wohl keine andere Teildisziplin symbolisierte die Soziologie sozialer Pro bleme lange Zeit gleichermaßen die 'Lebensnähe' wie das soziale Gewissen der uni versitären Sozialwissenschaften. Im Mittelpunkt ihrer theoretischen Überlegungen und empirischen Untersuchungen standen die vielfaltigen sozialen Verwerfungen, von denen moderne Gesellschaften offenbar regelmäßig heimgesucht werden ode- dies ist eine andere beliebte Lesart - die sie permanent hervorbringen. Der Name, den diese Teildisziplin nach den von ihr untersuchten Bestandteilen der sozialen Welt bis heute trägt, macht dabei unzweifelhaft klar, daß es dieser Soziologie per definitionem stets nur um die negativen Seiten des Sozialen gehen konnte. Innerhalb ihrer Disziplin war sie entsprechend fiir Anomien und Anomalien zuständig, welche von den Bindestrichsoziologien, die sich um die wohlorganisierte Gesellschaft kümmerten, ausgeklammert wurden (oftmals wohl zwangsläufig, manchmal aber auch nur allzu gern). Typisch fiir diese Perspektive der Problemsoziologie waren in Deutschland - wo diese Theorietradition bis heute fortlebt -die Arbeiten von Hans Haferkamp. Als problematisch erschienen ihm alljene sozialen Phänomene, bei denen es fiir die Be troffenen um die „Differenzen von tot oder lebendig, krank oder gesund, hungrig oder satt, gefangen oder frei“ ging (H. Haferkamp 1987: 126).
Beiträge zu einer Wissenssoziologie des Verborgenen
Jeder und jede von uns hat Geheimnisse. Aber wie ist das mit ganzen Gesellschaften? Welches geheime Wissen lauert dort, gut verborgen unter der Oberfläche all der überbordenden öffentlichen Debatten? Versteckte sexuelle Gewalt, geleugnete politische Morde, verschwiegene wissenschaftliche Entdeckungen, die heimliche Entwicklung von Massenvernichtungswaffen ... alles Geheimnisse, die so gut versteckt sind, dass nicht einmal Verschwörungstheorien darüber spekulieren. Doch wie ist die Existenz solcher 'Schattenzonen des Wissens' überhaupt möglich? Wie können kulturelle Geheimnisse entstehen und wer hütet sie? Und welche Möglichkeiten gibt es, das verborgene Wissen öffentlich zu machen? Doch ist das überhaupt in jedem Falle politisch und ethisch legitim? Der Band stellt die Befunde von zehn Jahren wissenssoziologischer Forschung zu den am besten verborgenen Geheimnissen moderner Gesellschaften in konzentrierter Form vor.
Ist die Menschheit allein im Universum? Gibt es eine Chance, jenseits der Erde auf fremde Intelligenzen zu stoßen? Und was würde ein solcher Kontakt für die Zukunft der Menschheit bedeuten? Dies sind die Fragen, die im Mittelpunkt der neuesten sozialwissenschaftlichen Subdisziplin stehen, der Exosoziologie. Das Buch liefert auch international die erste systematischeEinführung in das Fachgebiet, das momentan an der Schnittstelle zwischen Zukunftsforschung, Soziologie der Fremdheit und Interspezies-Kommunikation entsteht. Ausgehend von etablierten sozialwissenschaftlichen Methoden und Theorien wird eine Perspektive für eine über die Erde hinausweisende transhumane Soziologie des 21. Jahrhunderts skizziert. Der Inhalt• die Menschheit im Kosmos• die wissenschaftliche Suche nach außerirdischen Intelligenzen• Kommunikations- und Verständigungsprobleme• irdische Folgen des Erstkontakts• Proto-Soziologie außerirdischer Zivilisationen• heiße Eisen der wissenschaftlichen Alien-Forschung Die ZielgruppenDas Buch adressiert alle, die sich wissenschaftlich fundiert mit der Stellung des Menschen im Kosmos und mit der Frage nach der Existenz intelligenten außerirdischen Lebens auseinandersetzen wollen. Die AutorenDr. Michael Schetsche ist Forschungskoordinator am IGPP Freiburg und lehrt als Außerplanmäßiger Professor am Institut für Soziologie der Universität Freiburg. Dr. Andreas Anton ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am IGPP Freiburg.
Richtiges versus falsches Wissen, erwünschte und unerwünschte Praxisformen, wissenschaftlicher Mainstream oder Pseudowissenschaft, Faktenwissen versus alternative Wirklichkeitsbestimmungen – eben: Orthodoxie und Heterodoxie. Seit Pierre Bourdieu diese Differenz in die Kultur- und Sozialwissenschaften eingebracht hat, spukt die Vorstellung von heterodoxen Wissensbeständen, Ideen und Deutungen nicht nur durch die Soziologie. Auch in der Literatur-, Kunst- und Wirtschaftswissenschaft ist das Konzept auf fruchtbaren Boden gefallen. Und in Theologie und Religionswissenschaft war es – in einem sehr prägenden Verständnis – schon lange vorher heimisch. Dabei ist Heterodoxie als wissenschaftliche Kategorie bis heute theoretisch seltsam unbestimmt und vielfach auch empirisch unkonkret geblieben. Diesem Mangel will der vorliegende Sammelband abhelfen: Zweiundzwanzig Autorinnen und Autoren aus einem halben Dutzend Disziplinen versuchen, aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln dem Konzept nicht nur neue theoretische Schärfe zu verleihen, sondern ihm auch empirisch eine anschauliche Kontur zu geben.
Rausch, Trance, Ekstase: Was im Alltag als kleine Fluchten vielfältig präsent ist, wird im künstlerischen Schaffen beharrlich gewürdigt und verheißt transzendente Grenzüberschreitungen. Gleichzeitig erscheinen der »Rausch der Sinne« und andere außergewöhnliche Bewusstseinszustände immer wieder aufs Neue als Störungen der kulturellen Ordnung, die mit sozialen Problemen wie Drogensucht, religiösem Sektierertum und sexueller Ausschweifung verknüpft werden. Diese Widersprüche bilden den Ausgangspunkt des Bandes und kulminieren in der Frage, ob außergewöhnliche Bewusstseinszustände generell unvereinbar mit dem rationalen Menschenbild und den ökonomischen Organisationsprinzipien der Moderne sind. Dies betrifft nicht nur unseren Alltag, sondern berührt auch die Welt der Kunst und das religiöse Leben.
Der vorliegende Band folgt einer Art Aufklärungsmission: Er soll demonstrieren, dass vieles, was wir in unserer alltäglichen Kommunikation als selbstverständlich voraussetzen, nur 'unter uns' - also zwischen Menschen - gilt. Beim Zusammentreffen mit Wesenheiten, die auf eine andere Entwicklungsgeschichte zurückblicken, seien es (so die Beispiele des Bandes) Pferde, Hunde oder Delfine, Roboter und Androiden oder auch hypothetische Außerirdische, muss die Verständigung hingegen oftmals ganz anderen Regeln folgen. Die Interspezies-Kommunikation stellt uns dabei vor verblüffende und, von unserer menschlichen Warte aus gesehen, nicht immer ganz einfach zu lösende Probleme. Und sie wirft Fragen auf, deren Beantwortung dann wiederum einen Beitrag dazu leistet, uns selbst anthropologisch besser zu verstehen. Von daher handelt ein Band über Interspezies-Kommunikation letztlich immer ein gutes Stück weit auch vom Menschen. Dr. Michael Schetsche arbeitet als Forschungskoordinator am IGPP Freiburg und lehrt als apl. Professor am Institut für Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität.