Werner Hecht Knihy
- Fritz P. Werner






Ich habe das Licht der Welt im Jahre 1898 erblickt. Meine Eltern sind Schwarzwälder. Die Volksschule langweilte mich vier Jahre. Während meines neunjährigen Eingewecktseins an einem Augsburger Realgymnasium gelang es mir nicht, meine Lehrer wesentlich zu fördern. Mein Sinn für Muße und Unabhängigkeit wurde von ihnen unermüdlich hervorgehoben. Auf der Universität hörte ich Medizin und lernte das Gitarrespielen. In der Gymnasiumszeit hatte ich mir durch allerlei Sport einen Herzschock geholt, der mich mit den Geheimnissen der Metaphysik bekannt machte. Während der Revolution war ich als Mediziner an einem Lazarett. Danach schrieb ich einige Theaterstücke und im Frühjahr dieses Jahres wurde ich wegen Unterernährung in die Charité eingeliefert. Arnold Bronnen konnte mir mit seinen Einkünften als Kommis nicht entscheidend unter die Arme greifen. Nach 24 jahren Licht der Welt bin ich etwas mager. So schreibt Bertolt Brecht in Kurzform über sich selbst im Oktober 1922. Der vorliegende Band bietet in knappen Eintragungen Informationen zu seinem gesamten Leben und Werk.
Neue Dokumente erzählen von Brechts listigem Widerstand gegen die SED-Bürokratie. Er und Helene Weigel mussten um die Gründung des Berliner Ensembles kämpfen, der Herrnburger Bericht und die Oper Lukullus wurden verboten. Wie Werner Hechts Buch belegt, ließ sich Brecht auch durch die Faustus-Debatte und nach dem 17. Juni 1953 nicht auf SED-Linie bringen. Er kritisierte die von Partei- und Staatsfunktionären ausgeübte Zensur und plädierte für die Eigenverantwortung der Künstler. „Anhand zahlreicher Dokumente beweist Werner Hecht, wie Brecht auch in der DDR für die Sache des Proletariats gestritten hat und das oft gegen Parteidogmen und bornierte Genossen. Als eigensinniger Künstler hat er jedoch immer Wege und Listen gefunden, die Mühen der Ebenen zu überwinden und seine Ansichten und Wege zu vertreten. Er war während seiner DDR-Jahre weder Staatsdichter noch Dissident“ (literaturkritik.de)