Der zwischen 1227 und 1231 entstandene Roman de la Violette erzahlt die Geschichte des jungen Grafen Gerard de Nevers, der seine Herrschaft aufs Spiel setzt, als er auf die Treue seiner Geliebten Euriaut wettet. Durch Verrat entdeckt sein Rivale Lisiart auf dem Korper des Madchens ein veilchenformiges Muttermal, von dem niemand weiss. Gerard verstosst daraufhin Euriaut, und die beiden Liebenden mussen im Folgenden eine Reihe gefahrlicher Abenteuer bestehen. Gerbert de Montreuil entfaltet diese Handlung mit grosser literarischer Kunst und Fabulierlust. In die Fiktion mischen sich Anspielungen auf die zeitgenossische Wirklichkeit; Wunderbares steht gleichberechtigt neben realen Orten, Personen und Geschehnissen. Und immer wieder singen die Figuren beliebte Refrains sowie Lieder der Trouveres und Troubadours, die in ganzen Strophen zitiert werden. Das Geschehen erhalt auf diese Weise eine eigene, unverwechselbare "Tonspur". Erstmals wird der Veilchenroman in einer deutschen Ubersetzung und mit einem Kommentar vorgelegt, der die literarischen und historischen Anspielungen aufschlusselt. Der altfranzosische Text folgt der massgeblichen Ausgabe von Douglas Labaree Buffum von 1928.
Friedrich Wolfzettel Knihy






Lo ajeno y lo propio
Studien zur hispanischen Literatur (1974–2016)
Vom katalanischen Roman des Spätmittelalters bis zum spanischen Roman nach dem Bürgerkrieg und zum lateinamerikanischen Roman von Alejo Carpentier – Friedrich Wolfzettel geht in Beiträgen aus vier Jahrzehnten der oft erstaunlichen Originalität der hispanischen Literatur auf den Grund. Mit einem Schwerpunkt auf den beiden Perioden des spanischen Siglo de Oro nimmt Wolfzettel unter anderem Garcilaso de la Vega, Inca Garcilaso, Fray Luis de León, Lope de Vega, Cervantes und Gracián in den Blick. Einen zweiten Schwerpunkt legt er auf die Entwicklung der Literatur von der Romantik, dem Realismus und Naturalismus über die Generation von 1898 bis in die Moderne. Die einzelnen Beiträge befassen sich mit einer Fülle an Fragestellungen, doch lassen sich die Probleme der Rezeption und die Adaptation des Fremden im Kontext nationaler und kultureller Identität als Leitmotiv festhalten.
Der französische Roman der Aufklärung
- 327 stránek
- 12 hodin čtení
Diese einfuehrende Gesamtdarstellung der franzoesischen Romans der Aufklaerung ist nicht nur die erste ihrer Art. Sie begreift auch erstmals die Gattungsgeschichte in psychohistorischer Perspektive als Emanzipationsgeschichte. ueber die ueblichen gattungsgeschichtlichen Informationen hinaus stehen daher Generationsprobleme und das Verhaeltnis zum Vater bzw. zu vaeterlichen Instanzen im Zentrum der ausfuehrlichen Einzelinterpretationen. Als „illegitimes Kind“ des herkoemmlichen humanistischen Gattungssystems ist der Roman der Aufklaerung so der Traeger seiner eigenen emanzipatorischen Botschaft und das Medium der Problematisierung der Tradition.
Da stieg ein Baum“ – neben seiner orphischen Bedeutung soll der Rilke-Vers auf die Entstehung einer autonomen Baumsymbolik seit der frühen Romantik verweisen. Die Bedeutung des Baummotivs in Mythos und Folklore hat längst die gebührende Aufmerksamkeit gefunden. In Dichtung und Literatur ist es hingegen nur gelegentlich gewürdigt worden, ohne dass der genannte Epochenumbruch berücksichtigt worden wäre. Die hier vorgelegten, bewusst essayistischen Überlegungen verstehen sich freilich nicht als eine – unmögliche – Geschichte des Motivs; vielmehr entfalten sie nach einer historischen Hinführung die möglichen poetischen Funktionen in synchronen Raum der neueren Literatur seit der Entdeckung der pittoresken Ästhetik. Das Spektrum der – unterschiedlich ausführlich – behandelten Beispiele reicht dabei von der russischen bis zur chilenischen Literatur, auch wenn die ‚klassische’ Romania im Zentrum steht.
Körperkonzepte im arthurischen Roman
- 476 stránek
- 17 hodin čtení
Der Band enthält die Ergebnisse der Tagung der deutschen Sektion der Internationalen Artusgesellschaft 2005, die dem Problem der Körperlichkeit im arthurischen Roman des Mittelalters und Spätmittelalters gewidmet war. Das in der Mediävistik aktuelle Thema wird hier erstmals in konsequent gattungsgeschichtlich arthurischer sowie in vergleichender und interdisziplinärer Perspektive verfolgt. Das Spektrum reicht von konkreter und metaphorischer Körperlichkeit, Affektivität und Emotionalität über Formen des symbolischen Körpers bis zu Problemen körperhafter Identität.
Le Conte en palimpseste
Studien zur Funktion von Märchen und Mythos im französischen Mittelalter
Keine andere Epoche ist so reich an Märchenstoffen und -motiven wie das Mittelalter, und in keiner anderen Epoche hat das Märchen einen so tiefgreifenden Einfluss auf die Schriftkultur gehabt wie im französischen Mittelalter. Von der Märchenstruktur der Artusromane über Märchenelemente der epischen Chanson de geste bis zu der Literatur der sog. kleinen Formen wie Lai und Exempel ist die Bedeutung einer Gattung spürbar, die gleichwohl als solche nicht existiert und erst in Renaissance und Barock wieder entdeckt werden wird. Bis dahin könnte man wie auf einem überschriebenen Palimpsest von Märchenspuren sprechen, die durch die manifeste Textstruktur okkultiert werden. Offensichtlich ist die autonome mythische Stimme mit mittelalterlicher Geistigkeit nicht vereinbar, doch zugleich faszinierend genug, um in der höfisch-klerikalen Schriftkultur neu instrumentalisiert zu werden. Die vorliegenden Kapitel, zum Teil bereits publiziert und zum Teil neu verfasst, schließen sich unter diesem Aspekt der entfremdeten mythischen Stimme zu einem Panorama der Refunktionalisierung von Märchenstoffen in den Großgattungen Roman und Chanson de geste zusammen. Im Gegensatz zu dem reichen Märchenmaterial, das wir z. B. in den Predigtexempeln finden, ist die Auswahl auf wenige bekannte Stoffe begrenzt, die hier erstmals in einer gemeinsamen funktionsgeschichtlich ideologischen Perspektive zusammen behandelt werden.
Das Wunderbare in der arthurischen Literatur
Probleme und Perspektiven
Inhaltsverzeichnis: I. Phänomenologie des Wunderbaren: Friedrich Wolfzettel untersucht das Phantastische im Mittelalter, während Klaus Ridder die Fiktionalität des höfischen Romans im Kontext des Vollkommenen und Wunderbaren analysiert. Ulrich Ernst thematisiert technische Fantasmen in mittelalterlicher Erzählliteratur, und Elisabeth Schmid beleuchtet die semantische Verunsicherung im Wald der Zeichen. Matthias Meyer betrachtet das defizitäre Wunder in der Feenjugend des Helden, und Michael Schwarze erforscht das merveilleux in Jean Froissarts „Meliador“. II. Rezeption und Wirkung des Wunderbaren: Ulrich Wyss diskutiert das Vergnügen an wunderbaren Gegenständen. Jutta Eming analysiert die emotionale Wirkung von Zauberkraft in höfischen Romanen des 12. und 13. Jahrhunderts, während Walter Haug die komische Wendung des Wunderbaren in arthurischen Grotesken behandelt. Peter Ihring bietet Fallstudien zur Komik des Wunderbaren in zwei arthurischen Versromanen, und Fritz Peter Knapp thematisiert Märchenkomik in den Verserzählungen „Das Maultier ohne Zaum“ und „Das Sommermärchen“. Frank P. C. Brandsma untersucht, was Protagonisten mittelniederländischer Artusromane erstaunt. III. Funktion und Struktur des Wunderbaren: Johannes Keller analysiert fantastische Wunderketten, Laetitia Rimpau betrachtet Strukturprinzipien in den „Lais“ von Marie de France, und Brigitte Burrichter untersucht die narrative Funktion der Feen in der französisc
Reiseberichte und mythische Struktur
Romanistische Aufsätze 1983–2003
Anders als es eine vorwiegend dokumentarische und imagologische Forschung nahelegt, führen die hier vorgelegten Aufsätze von zwei Jahrzehnten Reiseliteraturforschung in die faszinierende Vielfalt historischer Gattungstypen und Strukturen vornehmlich im romanistischen Bereich. Methodischer Ausgangspunkt ist die Überzeugung, dass die im Reisebericht thematisch gewordene Begegnung mit dem „Anderen“ immer auch der mythischen Struktur der Initiation gehorcht. Systematische Beiträge und eine Fülle von Einzelanalysen und gattungstypologischen Fragestellungen umschreiben ein Spektrum, das von der mittelalterlichen Pilgerreise bis zum intertextuellen Reisebericht im Umkreis des Nouveau Roman reicht. Das besondere Interesse des Autors gilt dabei der Epoche des Übergangs von der humanistischen Episteme zum subjektiv-romantischen Typus des sogenannten literarischen Reiseberichts. „Und so bleibt zusammenfassend zu sagen, dass mit dem besprochenen Sammelband ein Werk vorliegt, das …ein ebenso inspirierendes wie unabdingbares Referenzwerk darstellt.“ Romanistisches Jahrbuch
The book explores various aspects of historiography and narrative forms in the context of Arthurian literature from the late 12th century. It includes discussions on the interplay between historiographical and fictional storytelling, early forms of parallel action in epic and romance, and the narrative function of prophetic speech in Arthurian tales. Contributions address the complexities of the 'double path' in classical Arthurian romances, the structural play in comedic adaptations, and the relationship between structure and character in Arthurian narratives. The text also examines analytical narrative forms in Wolfram von Eschenbach's "Parzival," the awareness of conventions in Heinrich von dem Türlin's "Crône," and the syntagmatic and paradigmatic structures in Girart d'Amiens' "Escanor." Further insights are provided on narrative conclusions in Arthurian romances, the narrative structures in prose romances, and the representation of Arthur's death. The book also delves into the recycling of Arthurian symbols in the late Middle Ages and the narrative structures in the Middle Dutch "Lancelot Compilation," as well as the narrative strategies in "Reinfried von Braunschweig" and the reception of Arthurian structures in Ulrich von Liechtenstein's "Frauendienst."