Neue Brauchvers
Schwäbisches zu besonderen Anlässen
Schwäbisches zu besonderen Anlässen
'A Buach, wo de heula därfsch on lacha sollsch', so charakterisiert Helmut Pfisterer sein neues Werk. Es ist eine böse Lektüre geworden. Da will sich einer einfach nicht abfinden mit den Altersgebrechen, mit der Angst vorm Sterben, dem Neid auf die Jugend und der Sehnsucht nach dem Versäumten. Zum Schlafen fühlt er sich zu alt und zum Wachsein zu erschöpft. §Helmut Pfisterer, ein Altmeister der schwäbischen Mundartdichtung, bringt es in seinen kurzen Texten auf den Punkt und treibt es auf die Spitze: Nicht nur zurück blickt er im Zorn, sondern auch nach vorn - Zukunft, das ist die dunkle Gegend in der Landschaft des Lebens. Er zweifelt am Glauben und schaut im Groll nach oben - genau wie nach unten auf seine Füße. Dort sammelt sich das Wasser, der Bauch ist zu dick und auch vom besten Freund des Mannes muss er sich schweren Herzens verabschieden. Zwar sind die wirklich versöhnlichen Texte in diesem Band rar - dennoch: Pfisterer begrüßt die Gebrechen mit einem schallenden Lachen, frei nach dem Motto:'Weib, schnell, mei Gebiss! I will a scheene Leich sei!'
Vor über zwanzig Jahren ist das Buch zum ersten Mal erschienen: Weltsprache schwäbisch - und immer noch sind die Texte so frisch wie damals. Treffsicher und mit trockenem Humor bringt Helmut Pfisterer, der Altmeister schwäbischer Mundartdichtung, die Dinge auf den Punkt; scharf beobachtet er scheinbar Unwichtiges, Alltägliches und kommentiert es. Mit unglaublicher Leichtigkeit spielt er mit den Wörtern, jongliert mit ihnen und nutzt all die feinen sprachlichen Unterschiede aus, die den Reiz der schwäbischen Mundart ausmachen. Lautmalerisch werden die Wörter und Sätze aneinander gereiht, Ernst Jandl lässt grüßen.
Schwäbisch ist nicht nur eine Weltsprache, sondern die Weltsprache, die Ursprache schlechthin, die Mutter aller Sprachen. Das behauptet jedenfalls Helmut Pfisterer, und den Beweis tritt er mit diesem Buch an. Mit einer großen Zahl von Beispielen belegt er die unübersehbare Nähe einiger wichtiger Sprachen zum Schwäbischen. Schwäbisches Lautgut ist allgegenwärtig - im Englischen, Französischen, Italienischen, Lateinischen, Griechischen, Tadschikischen, ja selbst im Schriftdeutschen, ebenso in geographischen Benennungen und Vornamen aus aller Welt. Für alle, die des Schwäbischen nicht oder kaum mächtig sind, gibt Pfisterer jeweils Interpretationshinweise zur Urbedeutung. So wird deutlich: Wörter und Sätze, deren sprachliche Wurzeln man bisher im Mittelmeerraum, im Indogermanischen oder sonstwo vermutete, sind in Wahrheit aus dem Schwäbischen entlehnt: When I defend! (Wenn ich dich ausfindig mache!), Jeanette soiree (Wirklich nett, so ein Reh!), oder Venedig bene do (Wenn nötig, bin ich da). Eine sauglatte Eulenspiegelei für Schwaben, die Spaß an der Sprache haben.