Knihobot

Peter Caselitz

    1. leden 1951
    Dem Vergessen entrissen
    Schädeltrophäen und Ahnenkult?
    Abrasio et attritio dentium
    Im Schatten des Stromes
    Ernährungsmöglichkeiten und Ernährungsgewohnheiten prähistorischer Bevölkerungen
    Unter einer Million Füßen. Die Skelette vom Hamburger Hauptbahnhof
    • Die osteoarchäologische Untersuchung von Skelettresten, die während Baumaßnahmen am Hamburger Hauptbahnhof entdeckt wurden, liefert faszinierende Einblicke in das Leben und die Gesundheit einer städtischen Bevölkerung des 19. Jahrhunderts. Die Analyse umfasst 44 Individuen, darunter 24 Frauen und 18 Männer, und beleuchtet demografische Aspekte sowie pathologische Befunde wie Arthrose und Frakturen. Besonders hervorzuheben ist die erstmalige Ermittlung der bevölkerungsbiologischen Stellung europäischer Frauen der Neuzeit. Diese Studie bietet einen umfassenden Kontext zu den Lebensbedingungen und Gesundheitsfragen der damaligen Zeit.

      Unter einer Million Füßen. Die Skelette vom Hamburger Hauptbahnhof
    • In der Kirche zu Oederquart/Kreis Stade wurde menschliches Skelettmaterial geborgen, das dendrochronologisch in den Zeitraum von 1595 bis 1730 n. Chr. datiert wird. Obschon der Individualzusammenhang nachhaltig gestört war, konnte eine Mindestindividuenzahl von 73 Personen ermittelt werden. Sie teilen sich in fünf Subadulte, 47 Männer und 21 Frauen auf. Demographische Parameter und die epidemiologische Betrachtung von pathologischen Veränderungen geben ein beredtes Zeugnis von den einstmaligen Lebensbedingungen. Osteometrische und epigenetische Befunde runden das Bild einer ländlich geprägten Bevölkerung ab. Mit dieser osteoarchäologischen Studie wird gezeigt, wie eine nicht nur zeitaufwendige Untersuchung in der Lage ist, kultur- und bevölkerungsgeschichtlich vermeintlich irrelevantem menschlichem Skelettmaterial wesentliche Erkenntnisse zu entlocken, wenn auch im vorliegend Fall der Elbstrom weiterhin unbeeindruckt am Fundort vorbei zieht.

      Im Schatten des Stromes
    • Der Verlust von Zahnsubstanz – umgangssprachlich umschrieben mit dem Begriff Abrasion – zählt zu den natürlichen Verschleißerscheinungen am menschlichen Körper. Auf der Basis von 262 weltweit zusammengetragenen Untersuchungen wird die bislang umfangreichste wissenschaftliche Studie zum Themenkomplex Abrasion, Attrition, Erosion/Korrosion bzw. Abfraktion aus osteoarchäologischer Sichtweise vorgelegt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der epidemiologischen Betrachtung sowie der Diskussion der diachronen Veränderungen ab 10.000 v. Chr. bis in rezente Zeiten. Neben dem relativen Vorkommen wird die Intensität des Zahnabschliffs betrachtet. Weitere Größen – wie z. B. durchschnittliches wie individuelles Sterbealter, intravitaler Zahnverlust, Karies, Wirtschaftsweise, Zahnart und Geschlecht – werden in Beziehung zu den Abrasionsbefunden gesetzt. Ein ausführlicher Blick auf die entsprechenden Verhältnisse bei der ersten Dentition (Milchgebiss) rundet das Bild ebenso ab wie die Vorstellung habitueller und intentioneller Abrasionsphänomene. Das Buch schließt eine Lücke in der (paläo)stomatologischen Forschung. Wer sich in Zukunft mit dem Themenkomplex Abrasion beschäftigt, wird nicht an dieser Studie vorbeikommen, zumal sie mit ihrer ausführlichen Literaturliste fast schon ein Nachschlagewerk für die paläostomatologische Forschung bildet.

      Abrasio et attritio dentium
    • Im unmittelbaren Umfeld der Kirche St Veit (heute Unser Lieben Frauen) in der Bremer Innenstadt wurden 1986 menschliche Skelettreste eines vermeintlichen Beinhauses ausgegraben und auf einem rezenten Bremer Friedhof sekundär bestattet. Das Material wird in den Zeitraum vom 9. bis 11. Jahrhundert n. Chr. datiert. Normalerweise wäre das Material in Vergessenheit geraten, wenn nicht wenig später die besser erhaltenen Knochen wieder geborgen und einer wissenschaftlichen Bearbeitung zugeführt wären. Obschon der Individualzusammenhang nachhaltig gestört war, konnte eine Mindestindividuenzahl von 79 Personen ermittelt werden. Demographische Parameter und die epidemiologische Betrachtung von pathologischen Veränderungen geben ein beredtes Zeugnis von den einstmaligen Lebensbedingungen. Osteometrische und epigenetische Befunde runden das Bild einer sächsisch geprägten Bevölkerung ab wie die Analyse von einigen Tierknochen weitere Hinweise zur mittelalterlichen Situation in der Hansestadt an der Weser liefert. Die osteoarchäologische Studie entlockt in beispielhafter Weise kulturgeschichtlich vermeintlich irrelevantem und zudem schlecht geborgenem menschlichen Skelettmaterial wesentliche Erkenntnisse, um so eine Bevölkerung dem Vergessen zu entreißen.

      Dem Vergessen entrissen