Ursula Rabe-Kleberg Knihy






Traditionelle Frauenberufe stehen an einem Scheideweg: Entweder sie erfahren einen bedeutenden Veränderungsschub ihrer grundlegenden Strukturen und werden für Frauen mit Ansprüchen an die Gestaltung ihres Lebenslaufs (wieder) attraktiv. Oder sie verharren in ihren ungeordneten und untergeordneten Bildungs- und Berufsstrukturen. Dann verstärkt sich der Exodus qualifizierter Frauen und damit der sozialpolitische Notstand in Pflege und Erziehung. Die Krise der traditionellen Frauenberufe ist der aktuelle Ausgangspunkt des Buches. Aufgabe der Untersuchung ist es, Erklärungen zu finden für ihre Gründe und heute noch gebundene Potenz zur Überwindung der Krise aufzuspüren. Ziel des Buches ist es, über diese Zusammenhänge aufzuklären und sie in die Theoriediskussion über Geschlecht und Beruf einzubinden. Die Struktur der traditionellen Frauenberufe und die Krise, in die sie nunmehr geraten sind, verweisen nämlich auch auf den Stand und die Veränderungen des Geschlechterverhältnisses. Die Geschlechtsspezifik dieser Berufe bietet eine modellhafte Perspektive auf die Struktur des Geschlechterverhältnisses und die Art und Weise, wie es organisiert ist: horizontal nach den Prinzipien der Segregation, vertikal nach denen der Hierarchie. Diskurse über das Geschlechterverhältnis und Diskurse über Beruf und Profession finden in getrennten Kontexten statt. Hier werden sie zusammengeführt und theoretisch produktiv in eine neue Theorie der Konstitution der Berufe eingebunden, die die Reproduktion der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und damit die männliche und weibliche Berufsrealität einschließt.
Noch nie gab es so viele gut ausgebildete Frauen – aber noch nie waren (im Verhältnis dazu) ihre Chancen im Beruf so schlecht. Ist das gesellschaftliche Verhältnis von Bildung und Arbeit, in dem Bildung als Voraussetzung und gleichzeitig als Legitimation für das Erringen von Positionen im Beruft gilt, für Frauen in Unordnung geraten oder erweist sich Geschlechtszugehörigkeit als gesellschaftlich so wirkungsstark, dass Frauen trotz aller ihrer Bildungsanstrengungen den traditionellen Diskriminierungsprozessen unterliegen? Bis heute ist es gängig, die eingeschränkten Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und ihre geringen Karrieremöglichkeiten mit fehlenden allgemeinen und beruflichen Qualifikationen und mit einer unzureichenden oder falschen Ausbildung zu erklären. Von mehr, von besserer, vor allem aber von gleicher Bildung für Mädchen und Frauen wurde und wird folgerichtig ein entscheidender Beitrag zur Aufhebung der Ungleichheit zwischen den Geschlechter erwartet. Das Ziel, gleiche Bildungschancen zu schaffen, scheint heute nach der Durchsetzung von Koedukation und mit dem Aufholen, ja Überholen der Frauen bei ihrem Anteil an qualifizierten Bildungsabschlüssen – etwa bei ihrer Quote an den AbiturientInnen – erreicht. Die Gleichung „gleiche Bildung = gleiche Chancen“ ist für die Frauen dennoch nicht aufgegangen; ihre Bildungsanstrengungen und -erfolge sind nicht „belohnt“ worden. Wo liegen die Gründe für die Diskrepanz und den Misserfolg, welche Wege führen aus dem Dilemma? Der von Ursula Rabe-Kleberg herausgegebene Reader untersucht das (Miss)verhältnis von Bildung und Arbeit bei Frauen und analysiert und diskutiert Ausgrenzungstendenzen und Begrenzungsmechanismen, Umdeutungen und Entwertungserscheinungen in Bildungsprozessen von Frauen an historischen und aktuellen Entwicklungen und zeigt dabei Ansätze für neue Perspektiven auf. Die in dem Reader referierten Ergebnisse und Überlegungen verweisen darauf, dass das historische Bildungsprojekt der Frauenbewegung nicht als beendet angesehen werden darf. Aus- und Begrenzungen finden nun nach der erfolgreichen Bildungsoffensive vor allem an der Nahtstelle zwischen Arbeit und Bildung statt.
Dienstleistungsberufe in Krankenpflege, Altenpflege und Kindererziehung: pro Person
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Aus berufsübergreifender Perspektive geht es um die Qualifizierung von Pflegepersonal in Theorie, Forschung und Lehre, um durchlässige Berufswege, Aus- und Weiterbildung sowie um den Zusammenhang von Bildungspolitik und beruflicher Ordnung.
Frauenberufe – so eine gängige Ansicht – sind Berufe, die für Frauen bzw. für die Frauen in besonderer Weise geeignet scheinen: der Begriff impliziert in diesem Kontext Annahmen über das Bestehen genuiner geschlechtsspezifischer „Zuständigkeiten“ und „Eignungen“ für jeweils bestimmte Berufe, Arbeitsinhalte und –formen, vor allem über ein geschlechtsspezifisches „Arbeitsvermögen“. Zu solchen – in der Regel – unhinterfragten Annahmen gehören z. B. Vorstellungen, dass Frauen für Frauenberufe besonders sozialisiert, motiviert und qualifiziert, also besonders befähigt sind, dass es bestimmte Berufstätigkeiten gibt, die in der Tradition „schon immer“ von Frauen ausgeübt wurden, und dass Frauenberufe eine professionalisierte Verlängerung der auch im Privatleben von Frauen ausgeübten Tätigkeiten (Reproduktionsarbeiten) in das Erwerbsleben hinein sind. Dieser Zuschreibungsprozess ist historisch wie aktuell eng verbunden mit der geschlechtsspezifischen Segregation der Berufswelt, der traditionellen, auch heute noch wirksamen und ständig perpetuierten Trennung von Frauen- und Männerberufen. Deutlich wird bei der Betrachtung der vertikalen und horizontalen Verteilung von Frauen- und Männerberufen im Gesamtsystem der Arbeit, dass Frauen durchweg in den unattraktiveren Teilen des Arbeitsmarktes beschäftigt sind. Es zeigt sich, dass sie meist dort eingesetzt sind, wo Arbeitsplatze eher schlechter, die Anforderungen diffuser, häufig „einfacher“, weniger qualifiziert und vor allem die Bezahlung geringer sind als in Männerberufen, und dass dazu besonders die Frauenberufe von den aufgrund des Einsatzes neuer Technologien zu erwartenden Arbeitsplatzverlusten und Dequalifizierungsprozessen betroffen sein werden. Die vorliegende Studie untersucht die Zusammenhänge der historischen Herausbildung, der Fest- und Fortschreibung traditioneller Frauenberufe sowie deren heutige Bedeutung und Bewertung. Sie zeigt auf, dass die Zuteilung der Berufstätigkeit im Grunde weniger von an das Geschlecht gebundenen „Fähigkeit“ und „Eignungen“ abhängig ist, sondern vielmehr als ein gesellschaftlicher Prozess zu verstehen ist, in dem die Ausprägungen von Berufen als „männlich“ oder „weiblich“ in der geschichtlichen Entwicklung zwar wechseln, die Kriterien für die jeweilige Zuordnung im Wesentlichen aber von marktökonomischen Prinzipien und von der Durchsetzung von Macht und Privilegien im beruflichen wir im allgemeinen gesellschaftlichen Leben bestimmt werden, in ihrem Kern also von den Grundmustern unserer traditionellen Geschlechtsrollendifferenzierungen bestimmt sind. Die Untersuchung will Vorurteile über Frauen in Frauenberufen abbauen und zur Entwicklung neuer Forschungs- und Handlungsperspektiven beitragen, durch die bestehende berufliche Diskriminierungen abgebaut und bessere Berufschancen für Frauen eröffnet werden können.