Die umfassende Analyse des Vormärz-Handbuchs beleuchtet die vielfältigen Aspekte der Zeit von 1815 bis zur bürgerlichen Revolution 1848/49 in Deutschland. Es behandelt zentrale Themen wie Geschichte, Politik und Ökonomie sowie kulturelle Strömungen in Literatur, bildender Kunst und Musik. Zudem wird die Rolle von Philosophie, Pädagogik und Theologie in dieser prägenden Epoche untersucht, wodurch ein tiefes Verständnis für die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen jener Zeit vermittelt wird.
Der Einfluss der Zensur auf das geistige und politische Leben der Habsburgermonarchie im behandelten Zeitraum ist kaum zu überschätzen. Infolge der intensiven Kontrolle der Produktion und Distribution von Druckwerken sowie der Theater blieb der Handlungsspielraum im literarischen Feld bis 1848 stark eingeschränkt, auch im Bereich der Wissenschaft gaben Staat und Kirche die Normen des Erlaubten vor. Die Studie widmet sich den institutionellen Grundlagen, der Arbeitsweise und den Ergebnissen der Zensurtätigkeit in Form von Auswertungen der Verbotslisten sowie den Zensoren, den betroffenen Autoren, Verlegern und Buchhändlern. Zehn Fallstudien beleuchten ausgewählte Gattungen und Zeitabschnitte, ein umfangreicher Anhang dokumentiert die wichtigsten Verordnungen und eine Auswahl von Zensurgutachten.
Sehnsucht, Distanzierung, Suche"- "Literarische Darstellungen Wiens aus komparatistischer Perspektive
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«Nach Wien!» – der Titel des vorliegenden Bandes gibt das Echo der Großstadtsehnsucht von Čechovs Drei Schwestern mit einem Augenzwinkern wieder und hat dabei zugleich den Ernst der Lage derjenigen im Blick, für die Wien im symbolischen Sinn die Bewahrung ihrer kulturellen Identität und im pragmatischen Sinn das Überleben bedeutete. Die Beiträge fokussieren auf Darstellungen der Stadt aus der Distanz, auf meist erst im Nachhinein festgehaltene Wahrnehmungen, Erfahrungen, Einschätzungen vorübergehender BewohnerInnen oder BesucherInnen Wiens. Sie haben einen Teil ihres Lebens hier verbracht, bevor sie die Stadt verließen, oder sie sind Durchreisende gewesen, die sich nur für einige Zeit hier aufgehalten haben: Fremde eher als Einheimische, StudentInnen oder AutorInnen, Bildungsreisende und PauschaltouristInnen, MigrantInnen und Arbeitssuchende, nicht zuletzt Displaced Persons und HeimkehrerInnen aus der Emigration.
Der literarische Transfer zwischen Großbritannien, Frankreich und dem deutschsprachigen Raum im Zeitalter der Weltliteratur (1770–1850)
327 stránek
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„Die Bienen fremder Literaturen“ bezeichnet die Literaturvermittler, die über Sprachgrenzen hinweg nach literarischen Neuigkeiten suchten. Diese gegenseitige Kenntnisnahme förderte eine Offenheit für externe Impulse, die Kommentatoren wie Goethe zur Rede von ‚Weltliteratur‘ anregte. Eine entsprechende Infrastruktur für die Produktion und Distribution von Literatur war jedoch entscheidend für den Beginn dieser Epoche. Der Sammelband von Norbert Bachleitner und Murray G. Hall untersucht die technischen und organisatorischen Innovationen, die den verstärkten Transfer ermöglichten. Zeitschriften, die oft auf transnationalen Austausch spezialisiert waren, fungierten als Trägermedien und lieferten kritische Informationen über fremde Literaturen. Im Theater entstanden Agenturen, die neue Stücke schnell über Grenzen vermittelten. Zudem erlebte das Übersetzungswesen einen Aufschwung, der zu seiner Professionalisierung führte. Das Lesepublikum wuchs und umfasste nun auch zuvor nicht lesende Schichten. Legistische Regulierungen der Buchproduktion und -distribution, wie Zensur und Regelungen zu Nachdruck und Übersetzungen, definierten die Rahmenbedingungen des transnationalen Austauschs. Die rund 20 Beiträge des Bandes beleuchten das Phänomen des literarischen Transfers aus verschiedenen Perspektiven und zeigen die Notwendigkeit der Kooperation zwischen Literaturwissenschaft und Buchforschung.
Im 21. Jahrhundert wird es zunehmend schwieriger, zwischen Fakten und Fiktionen in den Massenmedien zu unterscheiden, insbesondere angesichts der täglichen Informationsflut aus dem Internet. Die Quellen von Nachrichten und Daten sind oft nicht mehr nachvollziehbar. Historisch betrachtet lässt sich die Vermischung von Nachrichten und Fiktion bis zu den Anfängen der modernen Massenmedien zurückverfolgen. Bereits im späten 17. und 18. Jahrhundert enthielten Zeitungen neben faktischen Berichten auch literarische Beiträge, meist in Prosaform. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Feuilletonroman ein fester Bestandteil europäischer Tageszeitungen. Durch den Feuilletonstrich wurde er vom ‚seriösen‘ Teil der Zeitung abgetrennt und oft in Beilagen verbannt, was ihm einen anrüchigen Freiraum der Phantasie und des Karnevalesken verlieh, der besonders Leserinnen anlockte. Während die Meldungen oberhalb des Strichs oft abenteuerlicher klangen als Romane, war die fiktive Prosa gleichzeitig mit faktischem Gehalt aufgeladen und bezog sich auf aktuelle gesellschaftliche Themen. Der Roman erschien in der Zeitung als eine Form von Nachricht, wodurch die Symbiose von Fiktion und Tatsachenberichten entscheidend zur Entstehung des literarischen Realismus beitrug.
Analysen und Reflexionen aus komparatistischer Sicht
271 stránek
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Angesichts der zunehmenden Vernetzung der Welt und wachsender Migrationsbewegungen ist in den Literatur- und Kulturwissenschaften ein verstärktes Interesse am Dialog zwischen Kulturen entstanden. Diese Entwicklung erfordert ein neues Verständnis von Dialog, das davon ausgeht, dass Sprache nicht nur kulturelle Unterschiede reflektiert, sondern auch produziert. Die Beiträge dieses Bandes setzen sich komparatistisch mit dem Phänomen „Dialog“ auseinander. Die Autoren beleuchten sowohl die Tücken und Gefahren des Dialogs als auch die Chancen, die sich aus dialogischen Beziehungen ergeben. Sie thematisieren Missverständnisse, untersuchen Verzerrungen in der Wahrnehmung und warnen vor zu optimistischen Erwartungen im interkulturellen Dialog. Die Analysen konzentrieren sich auf die Beziehungen und Kulturen des Dialogs, illustrieren deren Funktionsmechanismen und zeigen deren poetische Form auf, insbesondere im Kontext des Kulturkontakts und -transfers zwischen Deutschland und Frankreich sowie zwischen Österreich und Frankreich im 19. und 20. Jahrhundert.
Der Band diskutiert erstmals die Entstehung, Verbreitung und Rezeption literarischer Übersetzungen anhand der daran beteiligten Institutionen und AkteurInnen. Die darin behandelten Sprachräume werden mit Pierre Bourdieu als literarische Felder betrachtet, die durch Übersetzungen erweitert werden. Die Beiträge widmen sich dem vielschichtigen Übersetzungsmarkt, insbesondere dem feministischen Übersetzungssegment, den Förderinstrumenten, der „Sichtbarkeit“ des Übersetzungsprozesses in Rezensionen und der Rolle von Übersetzungen in literarischen Zeitschriften. Interviews mit den übersetzenden SchriftstellerInnen Elfriede Jelinek, Erich Hackl und Ilma Rakusa und Fallstudien zur Übersetzung ungarischer, afrikanischer und japanischer Literatur sowie den Literaturen Ex-Jugoslawiens runden den Band ab.
Anhand einer Reihe von Fallstudien setzt der Band ein erweitertes Konzept von Rezeptionsgeschichte in die Praxis um. Nach diesem Konzept umfaßt die Erforschung der Rezeptionsgeschichte die buchhandelsgeschichtlichen Grundlagen, die Übersetzungen und Bearbeitungen, die Aufnahme auf der Bühne und die literarische Kritik ebenso wie die verschiedenen Formen der produktiven Rezeption. Die Beiträge behandeln Leipzig als Vermittlungszentrum englischsprachiger Literatur, wichtige Rezensionsorgane wie das Magazin für die Literatur des Auslandes und das vielfältige kritische Echo auf (Autor(inn)en wie Maria Edgeworth, Lady Sidney Morgan, Byron, Thomas Moore, Mary Elizabeth Braddon, George Eliot und William Morris; Übersetzungen und Bearbeitungen einzelner Werke von Daniel Defoe, Jane Austen, Charlotte Brontë, Dickens, Wilkie Collins, George Eliot, Dante Gabriel Rossetti, Swinburne und Oscar Wilde; die Rezeption von Arthur Wing Pinero, Shaw, Wilde und Galsworthy im Wiener Theater der Jahrhundertwende; und schließlich die produktive Auseinandersetzung Heines, Charles Sealsfields sowie der Verfasser von historischen und Staatsromanen mit britischen Vorgängern und Modellen.