Zu Beginn der 20er Jahre entdeckte der Staat Alkoholabhängige als Adressaten staatlicher Fürsorge. In Wohlfahrts- und Gesundheitsämtern entstand die Trinkerfürsorge, die im Zusammenwirken mit alkoholgegnerischen Vereinigungen alle Bausteine der Behandlungskette, wie sie heute noch bestehen, aneinander fügte. Hinter dieser fortschrittlichen Fassade herrschte jedoch ein rigider, wenig humaner Geist: Der Grundsatz der Freiwilligkeit der Behandlung war der Trinkerfürsorge bis zu Beginn der 70er fremd. Gemäß ihrem Selbstverständnis, jeden vom Alkoholismus abbringen zu müssen, zwang sie viele in die Behandlung. In helfender Absicht wurde kontrolliert, entmündigt und zwangseingewiesen. Das Buch sucht in der Sozialgeschichte des Zeitraums 1890 bis 1970 nach den Ursachen dieser Diskrepanz zwischen beabsichtigter Hilfe und tatsächlicher Strafe. Der Schwerpunkt liegt auf der Trinkerfürsorge in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. Dieser Zeitraum höchster gesellschaftspolitischer Anspannung fördert zutage, in welchem Maße Alkoholismus ein soziales Konstrukt darstellt und Behandlungsstrategien mehr oder weniger den Charakter sozialer Disziplinierung annehmen. Autorin: Dr. phil. Elke Hauschildt, ist Sozialhistorikerin und z. Zt. Archivreferendarin des Landes Hessen.
Elke Hauschildt Knihy




Dieses Buch ist ein wichtiges Nachschlagewerk zur Geschichte und zur gegenwärtigen Situation der Suchtkrankenhilfe. Entstanden ist es im Zusammenhang mit dem 50jährigen Bestehen der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren. Die gesellschaftlichen Entwicklungen, die die Suchtkrankenhilfe beeinflusst haben, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Beschrieben wird, wie die Einrichtungen auf neue Herausforderungen reagiert haben, sei es die Entwicklung des Missbrauchs und der Abhängigkeit von illegalen Drogen, für deren Behandlung spezielle Angebote eingerichtet wurden, sei es die Arbeit mit Angehörigen oder der Blick auf die Bedürfnisse suchtkranker Menschen in der Nachsorge. Deutlich wird, daß das System der Suchtkrankenhilfe erfolgreich arbeitet vor allem durch Zusammenarbeit zwischen den ambulanten Beratungs- und Behandlungsstellen, den Fachkrankenhäusem und den Selbsthilfegruppen. Einige Beiträge des Sammelbandes zeigen, dass die Zusammenarbeit im Sinne der Suchtkranken über die spezialisierten Suchthilfeeinrichtungen hinaus ausgebaut werden muss. Planung und Steuerung sind notwendig, um ein umfassendes Hilfesystem weiterzuentwickeln und den sich wandelnden Bedürfnissen von suchtkranken Menschen anzupassen. Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e. V., Hamm.