Unter erstmaliger Zugrundelegung der gesamten handschriftlichen Überlieferung wird das als epigonal verkannte Versepos des Heinrich von dem Türlin einer umfassenden neuen Deutung unterworfen und aus dem Gegensatz der höfischen Begriffe von vröude und trûren heraus auf seine spezifische Gestaltung von Artusidealität, Fortuna- und Gralswelt untersucht. Durch die Problematisierung des Artusreiches und eine Wendung der Idealität ins Historisch-Vergängliche mußte eine neue Fundierung für das höfische Lebensideal gefunden werden. Es zeigt sich für Heinrich von dem Türlin in einer providentiellen Fortuna respiciens, über der als letztes, unerreichbares Geheimnis der Gral steht.
Interdisziplinäre Studien zu Matthias Flacius und den Magdeburger Centurien
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Der Band präsentiert die Ergebnisse einer interdisziplinären Tagung zu den Magdeburger Centurien und ihrem spiritus rector Matthias Flacius Illyricus (1520-1575). Die vollständige Digitalisierung der 13 gedruckten Bände der ersten protestantischen Kirchengeschichte, der sogenannten Magdeburger Centurien, in den Webseiten der Monumenta Germaniae Historica war der Anlass für ein Münchner Symposion von Mediävisten, Frühneuzeitlern, Altgermanisten, Altphilologen und Theologen, das einen deutlich quellenbezogenen Schwerpunkt hatte: Nach einführenden Bemerkungen von Martina Hartmann über die Beziehung zwischen Flacius und den Centuriatoren steht zunächst der kroatische Gelehrte im Mittelpunkt, dessen wissenschaftliche Einordnung Matthias Pohlig untersucht; Franz Fuchs beschäftigt sich unter Benutzung ungedruckter Archivalien mit Flacius' Regensburger Jahren von 1562 bis 1566; Ernst Hellgardt und Norbert Kössinger analysieren seine Edition des Evangelienbuches Otfrids von Weissenburg aus dem 9. Jahrhundert und Peter Orth Flacius' Ausgabe von papstfeindlichen Spottgedichten, die Varia doctorum poemata. Der zweite Teil des Bandes gilt dann den Magdeburger Centurien: Hier steht am Anfang die Übersetzung eines zentralen Kapitels der Harvarder theologischen Dissertation von Ronald Diener; dann untersucht Arno Mentzel-Reuters zunächst allgemein den Umgang der Centuriatoren mit ihren Quellen und exemplifiziert dies anschließend am Beispiel der apokryphen Clemensbriefe; aus den Arbeitshandschriften der Magdeburger Gelehrten konnte Martina Hartmann noch eine bislang übersehene Schrift des Reimser Erzbischofs Hinkmar aus dem 9. Jahrhundert wiedergewinnen.
Dieser Band dokumentiert die Marienburg und ihre wechselnden Funktionen als Zentrum des Deutschen Ordens, als Residenz der polnischen Könige, einer Jesuitenschule und schließlich als Erinnerungsstätte. Sie gilt als größte mittelalterliche Burganlage Europas, entging aber nach 1772 nur knapp dem Abriss, ehe 1817 die Wiederherstellung durch den preußischen Staat begann. 1945 wurden große Teile des Schlosses zerstört. Seither haben polnische Restauratoren das Baudenkmal gesichert und rekonstruiert. Der krönende Abschluss dieser Arbeiten war die Wiederherstellung der Kirche und der überlebensgroßen Marienfigur in ihrem Chorabschluss im Jahr 2016. The volume contains the contributions on the bicentennial of the beginning of the restoration of Malbork castle. It is to present its changing role as a center of the Teutonic Knights, a residence of Polish kings, a Jesuit school and as a memorial monument. It is considered as medieval Europe's largest castle, but was theatened by demolition soon after 1772. Finally Prussian authorities started ist restauration in 1817. But in 1945 large parts of the castle were destroyed again. Since then, Polish restorers have secured and reconstructed the monument. The crowning achievement was the restoration of the church and ist magnificent statue of St. Mary in 2016.
Arno Mentzel-Reuters Habilitationsschrift untersucht auf der Grundlage von historischen Bibliotheksinventaren und Handschriften das Verhältnis des mittelalterlichen Deutschen Ordens zu Literatur und Bildung. Es zeigt sich in der Organisation wie der Literaturauswahl der Bibliotheken und in den von Ordensangehörigen verfassten oder bearbeiteten Texten das Bemühen um eine verstärkte Klerikalisierung des Ordens, die von der Ordensleitung gewollt und von den Priesterbrüdern betrieben wurde. Im Zentrum dieses Prozesses stehen die dem Orden inkorporierten Domkapitel sowie die hochmeisterlichen Kapläne der Marienburg; aber auch andere vornehmlich mit Priesterbrüdern besetzte Konvente wie etwa die Ordenshäuser Marburg und Zschillen. Für den preußischen Klerus ergab sich hieraus eine Sonderstellung, die die Überführung in eine lutherische Landeskirche erleichterte. Die Bibliotheksbestände in Preußen und in den Balleien des Ordens werden in ihren Entwicklungen bis kurz nach der Reformation beobachtet. So kann z. B. die Königsberger Dombibliothek neben jener des Königsberger Ordenshauses als Kernbestand der späteren herzoglichen Schlossbibliothek Königsberg nachgewiesen werden. Es wird ein neues Gesamtbild des Ordens und seiner Bemühungen um Bildung und Literatur entworfen, das auch hilft, die Rolle des Deutschen Ordens vor und während der Reformation besser zu verstehen.