Was heißt Österreich?
Überlegungen zum Feld der Austrian Studies im 21. Jahrhundert
Überlegungen zum Feld der Austrian Studies im 21. Jahrhundert
Joseph Zoderer gilt als einer der führenden Erzähler der Gegenwartsliteratur und zählt seit dem Erscheinen von ‚Die Walsche‘ (1982) zu den überregional erfolgreichen Autoren. Der Südtirol-Bezug seiner Figuren ist sowohl eine Quelle von Freude als auch von Leid: Während das stereotype Bild eines interkulturellen Heimatschriftstellers zu kurz greift, begeistert die topografische Verortung. Zoderers Schreibanfänge fallen in eine Zeit des Umbruchs, beginnend 1945 mit dem Ende des Nazi-Regimes und kulminierend in den 1960er-Jahren. Sein politisches und gesellschaftliches Interesse spiegelt sich in seiner Sprache wider, die experimentelle Schreibweisen und innovative Erzählformen umfasst. Diese Fokussierung auf Sprache und Kommunikation universifiziert die Themen seiner Werke, wie die Suche nach Ich-Identität und die vielfältigen Erfahrungen von Fremdheit, und löst sie aus dem spezifischen Südtirol-Kontext. Der Tagungsband des Internationalen Joseph-Zoderer-Symposiums enthält erstmals Materialien aus dem Vorlass des Autors (Brenner-Archiv) und beleuchtet sowohl seine Romane als auch die bisher wenig beachtete Lyrik. Dadurch eröffnen sich neue Perspektiven auf das literarische Werk Zoderers.
Georg Trakl (1887-1914) gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern des 20. Jahrhunderts. Die Strahlkraft seiner Person und seiner Lyrik reicht bis heute. Der suggestiven Kraft von Trakls Gedichten mit ihrer zwischen Verklärung und Untergang changierenden enigmatischen Bildwelt konnten sich bereits Trakls Zeitgenossen nicht entziehen. In seiner Lyrik, die sich in der letzten Schaffensphase (Februar 1914 bis Oktober 1914) ins Apokalyptische verdüsterte, scheint die Katastrophe des Ersten Weltkriegs visionär vorweggenommen. Das vorliegende Bändchen soll dazu anregen, dass die germanistische Forschung sowie der Literaturunterricht an Universitäten und Schulen sich weiterhin intensiv mit Georg Trakl auseinandersetzen.
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, mit der Etablierung der modernen Wirtschaftstheorie durch Adam Smith und dem frühbürgerlichen Liberalismus, beeinflussen ökonomische Formen, insbesondere die kapitalistisch organisierte Marktwirtschaft, die gesellschaftliche Ordnung, soziale Beziehungen und das Individuum. Tausch und Geld werden als zentrale gesellschaftliche Bindemittel erkannt, die kulturelle Milieus und kollektive Denkmuster prägen, was zur Entstehung des kapitalistischen Geistes und des „Homo Oeconomicus“ führt. P. Bourdieu hat aufgezeigt, dass auch „symbolische Güter“ und Kulturproduktionen dem Markt unterliegen und das kulturelle Feld den Regeln des Kapitals gehorcht. Der Sammelband bietet einen Überblick über die komplexen Zusammenhänge zwischen Ökonomie und Literatur von der Antike bis zur Gegenwart. Der Fokus liegt nicht nur auf literarischen Texten und deren kritischer Reflexion der Ökonomie, sondern auch auf dem Literaturbetrieb und seinen AkteurInnen. Es werden die Verflechtungen und Abhängigkeiten von der Ökonomie sowie die Bestrebungen, ökonomischen Zwängen zu entkommen und dem literarischen Feld Autonomie zu sichern, thematisiert. Eine soziologische Analyse des Kapitalismuskonzepts bildet die Grundlage und Einleitung der Beiträge.
Die kontinuierliche Beschäftigung mit Sprache und Literatur in Tirol gehört zur Forschungstradition des Instituts für Germanistik der Universität Innsbruck. Der Sammelband knüpft anlässlich der 150-Jahrfeier der Innsbrucker Germanistik 2009 an diese Tradition an, die auf die Anfänge des Instituts und seines Leiter Ignaz Vinzenz Zingerle (1825-1892) zurückgeht. Die Beiträge aus literatur-, sprach- und medienwissenschaftlicher Perspektive entwerfen - Vergangenheit und Gegenwart in den Blick nehmend - ein Profil des Kulturraums Tirols, das auch die Geschichte der Wahrnehmung Tirols außerhalb der Landesgrenzen umfasst.
Eine besondere Zielsetzung des Innsbrucker Grillparzer-Symposions war es, anhand von Grillparzers viel zu wenig beachteten nicht-dramatischen Werken seine Position der Abgrenzung von der Weimarer Klassik herauszuarbeiten und dadurch das falsche Bild vom bloßen Epigonen Goethes und Schillers zu korrigieren. Dargestellt wird nicht nur Grillparzers enge Beziehung zum Josephinismus, wo sich Freiheitsdrang und Ordnungsstreben spannungsreich gegenüberstehen, sondern auch seine Gegnerschaft zum deutschen Idealismus und zur deutschen Romantik, die eben aus seiner josephinischen Überzeugung resultiert.
Kontext und Rezeption
Wo ein Autor publiziert hat, ist nicht eine triviale Frage der Biografie; vielmehr wird durch die Einordnung der Texte in den ursprünglichen Veröffentlichungszusammenhang deutlich, welchen literarischen Traditionen er sich verpflichtet fühlt. Klettenhammer untersucht zunächst die Veröffentlichungen Trakls in der Salzburger Lokalpresse und in Wiener Tagesblättern und Kulturzeitschriften. Im dritten Teil befasst sich die Autorin mit dem Brenner, dessen Zeit- und Kulturkritik Trakl aufgreift, auf dessen Positionen er aber auch seinerseits eine starke Wirkung ausübt. In seiner konsequenten Anwendung rezeptionsgeschichtlicher Methoden auf Trakl betritt das Buch Neuland und kann über die Trakl-Forschung hinaus Interesse beanspruchen.