„Die Entstehung neuer Berufe findet in der Öffentlichkeit und bei Berufswählern ein besonderes Interesse. Mit der Veränderung von Produkten und Diensten wird meistens auch erwartet, dass sich die dabei relevanten Arbeitsaufgaben und Arbeitsbedingungen so grundsätzlich verändern, dass neue Berufe entstehen müssten. Da diese neuen Berufe zunächst einen besonderen Bedarf zeigen und weil keine entsprechend qualifizierten Arbeitskräfte gleich von Anfang an zur Verfügung stehen, werden zugleich besonders günstige Beschäftigungschancen erwartet. Dies begründet das hohe Interesse an neuen Berufen. In der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat der Strukturwandel und das Entstehen neuer wie auch das Verschwinden überkommener Berufe immer großes Interesse gefunden. Einerseits war dies durch die Adressaten geprägt, insbesondere die Berufsberatung, für die die Zukunft der Berufe schon immer von besonderem Belang war, andererseits stand die Berufsbildung immer unter dem Vorwurf, nicht aktuelle und nicht zukunftsorientierte Qualifikationen zu vermitteln. Die Früherkennung von Qualifikationsanforderungen war deshalb in der Qualifikationsforschung immer ein sehr wichtiges Thema. Eine geschlossene wissenschaftliche Aufarbeitung der Berufsgenese hat es bisher nicht gegeben. Zwar tauchen hin und wieder Hinweise zum Berufswandel auf, sie sind aber wenig verbunden und selten grundsätzlich angelegt. In der Publikation werden die bisherigen Überlegungen und singulären Erwähnungen von Aspekten der Berufsgenese zusammengetragen. Dabei werden einerseits der theoretische Zugang, andererseits die Methodologie der Berufsgenese zunächst grundsätzlich behandelt. Anschließend werden dann die Prozesse der Berufsgenese eines Berufsfeldes und einer Vielzahl von Einzelberufen am Beispiel der Computerberufe untersucht, die in den letzten 50 Jahren stattfanden. Ergebnis ist ein differenziertes Bild der Entstehung von Berufen und ihrer Vermessung. Der letzte Teil verdeutlicht, dass es noch mancher Weiterentwicklung von Theorie, Methoden und Empirie bedarf und schließt mit Empfehlungen für eine zukünftige Berufsgeneseforschung.“ (Autorenreferat, IAB-Doku)
Werner Dostal Knihy






„Im Jahre 1967 nahm das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) seine Arbeit auf. Während der Neuausrichtung des Instituts in den Jahren 2003 und 2004 wurde in einer internen Diskussion die Berufsforschung kritisch hinterfragt - eine gute Gelegenheit, Ansätze, Ziele, Ertrag und Defizite der etwa 35 Jahre Berufsforschung im IAB zusammenzutragen und kritisch zu kommentieren. Die Analyse beginnt mit einer Chronologie (Kapitel 2), in der anhand der mittelfristigen Forschungsprogramme und der regelmäßigen Arbeitsberichte die wesentlichen Projekte und ihre Ergebnisse kommentiert werden. Hier wird die Vielfalt der Arbeiten deutlich, gleichzeitig auch die grundlegenden Basisarbeiten, die in dieser Zeit für die Berufsforschung von besonderer Bedeutung waren. Im Hauptteil des Buches werden die Schwerpunkte der Berufsforschung im IAB (Kapitel 3) behandelt. Ausgehend von der Aufgabenteilung zwischen Berufskunde und Berufsforschung werden die Grundbegriffe und Theorien der Berufsforschung analysiert wie auch ihre Einbindung in die verwandten Gebiete innerhalb des IAB. Wesentlich sind auch die Arbeiten zu Berufsnomenklatur und Berufssystematik, die im IAB wegen des profunden Datenzugangs von besonderer Bedeutung waren und sind. Auch werden die dabei aufscheinenden Unschärfen beachtet, die von der quantitativen Berufsforschung nicht immer adäquat berücksichtigt worden sind. Auf Berufswandel und Berufsgenese wird nur kurz eingegangen. Dagegen haben Berufsprognosen und das Konzept der differenzierten Information als Prognosealternative in der IAB-Berufsforschung einen hohen Stellenwert gefunden. Die Erkenntnisse der Berufsforschung im deutschen Einigungsprozess werden kurz erläutert. Der Hauptteil wird mit einer Zusammenfassung abgeschlossen, in der die spezifische Ausrichtung der Berufsforschung im IAB fokussiert wird. Die Berufsforschung im IAB und ihre in manchen Bereichen selektive Bearbeitung von Forschungsthemen wird erst verständlich, wenn auch das Forschungsumfeld differenziert betrachtet wird (Kapitel 4). Einerseits war die Berufsforschung im IAB immer auf Kooperationen angewiesen und hat auch Dienste für die externe Berufsforschung erbracht, andererseits hat sie immer wieder versucht, insbesondere in der Theoriearbeit Unterstützung von der Hochschulforschung zu erhalten. Diese Impulse gab es, sie waren aber nicht immer so umfassend und ertragreich, wie dies für die Berufsforschung im IAB nötig gewesen wäre. Auch die internationalen Kooperationen haben nur wenig Unterstützung gebracht. Zusammenfassend lassen sich für die Berufsforschung aus der heutigen Sicht viele Erträge erkennen, aber auch die Defizite werden deutlich. Auf dieser Basis werden Empfehlungen für eine zukünftige Berufsforschung differenziert aufgezeigt (Kapitel 5).“ (Autorenreferat, IAB-Doku)
„Die hohe Bedeutung der Medien für die Meinungsbildung gilt sicherlich auch für den Berufswahlprozess. Insbesondere der intensive Fernsehkonsum junger Menschen im Berufswahlalter legt es nahe, die Bedeutung und die Wirkungen des Informationsangebotes für den Berufswahlprozess zu analysieren. Für eine erste Untersuchung wurde ein Ansatz gesucht, in dem erstmalig diese Phänomene sowohl aus der Sicht der Berufsforschung als auch aus der Sicht der Medienforschung beobachtet und bewertet werden sollten. Parallel wurden zwei Pilotstudien an zwei renommierte Medienforschungsinstitute vergeben, mit denen die Möglichkeiten und Grenzen dieser berufsnahen Medienforschung ermittelt werden sollten. Diese auch von den eingesetzten Mitteln begrenzten Studien konnten nur erste Ergebnisse vorlegen, die in der Folge noch weiter detailliert und methodisch noch optimiert werden müssen. Untersucht wurde einerseits das Gesamtangebot und sein Bezug zu berufsbezogenen Inhalten, andererseits wurden spezielle Vorabendserien, die sich vor allem an Jugendliche wenden, genauer analysiert. Wegen der großen Vielfalt des Angebots mussten Einschränkungen vorgenommen werden, die in den beiden Einzelstudien genau spezifiziert sind. Die Ergebnisse sind vielfältig und machen deutlich, dass die Informationsaufnahme über diese Medien erhebliche Wirkungen bei den Fernsehkonsumenten zeitigt, während die dargebotenen Informationen eher klischeeorientiert und aus Gründen der Kosten sparenden Produktionspraxis eher verengt und realitätsfern gestaltet sind. Das Spektrum der gezeigten Berufe ist zwar vergleichsweise breit, es werden aber dennoch nur für einige wenige Berufe vertiefte und für die Berufswahl nutzbare Informationen angeboten. Berufe werden als Hauptthema in den untersuchten Programmen weder problematisiert noch in ihren Voraussetzungen und Folgen dargestellt. Insbesondere die Vorabendserien (Daily Soaps) präsentieren eine verzerrte Berufsrealität, die sich auf kreative und selbständig ausgeübte Berufe im mediennahen Dienstleistungsbereich konzentriert. Somit entsteht in den Köpfen der Berufswähler ein eher realitätsfernes Bild möglicher Berufswahlalternativen, die bei der Berufsberatung berücksichtigt werden müssen. Bei allen Aussagen muss aber klar sein, dass es sich bisher nur um Ergebnisse von Pilotstudien handelt, die durch detaillierte weitere Analysen ergänzt werden müssen. In diesem Sinne kann es sich hier nur um eine erste Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema handeln. Diese Pilotstudien sollten als ein erster Einstieg in die kulturelle Indikatorenforschung, die in Deutschland noch in den Anfängen steckt, betrachtet werden.“ (Autorenreferat, IAB-Doku)
Unter dem Titel „Globalisierungsstrategien und veränderte Arbeits- und Berufsorganisation“ fand im November 1999 das Kontaktseminar des IAB im Soziologischen Forschungsinstitut e. V. an der Georg-August-Universität in Göttingen statt. Ziel war es, neue Forschungsergebnisse zu Themen wie betriebliche Rationalisierung, Dienstleistungswirtschaft, veränderte Qualifikationsanforderungen und Gefahren gesellschaftlicher Ausgrenzung vorzustellen. Das Kontaktseminar griff damit aktuelle Themen an der Nahtstelle der Arbeiten des SOFI und des IAB auf und behandelte neben den „klassischen“ Themen der Industrie- und Berufssoziologie Fragen, die insbesondere durch die Entwicklung zur „Informations- und Wissensgesellschaft“ virulent geworden sind. Mikroelektronik und Telekommunikation als Branchen bzw. Aufgabenfelder wurden als Technologien diskutiert, die nicht nur veränderte Tätigkeitsstrukturen induzieren, sondern auch im Rahmen der Globalisierungsstrategien zu neuer Arbeitsorganisation und verändertem Qualifikatorisbedarf auf allen, betrieblichen Ebenen führen. Diese Entwicklungen zeigen sich meist versteckt in unterschiedlichsten Aspekten, wobei deren Einordnung in eine klare theoretische Perspektive für die Diskussionen von besonderer Bedeutung war. Einen weiterer Schwerpunkt bildete die Frage, welche Bedeutung Berufen oder dem Prinzip der Beruflichkeit in zukünftigen Arbeits- und Unternehmensstrukturen zukommt.
Die BIBB/IAB-Erhebungen zu Qualifikation und Erwerbssituation in Deutschland können inzwischen auf eine nahezu zwanzigjährige Tradition zurückblicken. 1979 wurde zum ersten Mal eine breit angelegte repräsentative Erhebung bei rund 30.000 deutschen Erwerbspersonen durchgeführt, um detaillierte Informationen über das Qualifikationsprofil und den beruflichen Werdegang der Erwerbsbevölkerung und gleichzeitig über die organisatorischen, technologischen und qualifikatorischen Rahmenbedingungen und Anforderungen ihrer Arbeitsplätze zu bekommen. Diese Erhebung wurde 1985/86 in den alten Bundesländern wiederholt und 1991/92 zum ersten Mal im gesamten Deutschland durchgeführt. Thematischer Schwerpunkt der neuen Erhebung ist der strukturelle Wandel der Arbeitswelt und seine Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen, die Arbeitsbelastungen und auf das individuelle Mobilitätsverhalten. Die Auswirkungen solcher Veränderungen wurden mit einer Reihe zusätzlicher Fragen erfasst. Dabei war es von besonderem Interesse, neue Beschäftigungsfelder aufzudecken, also auch einen Beitrag zu leisten für die Früherkennung von bildungspolitischen Aktionsfeldern.
Das an der Schnittstelle zwischen Bildungs- und Beschäftigungssystem angesiedelte Problem der Ausbildungsfähigkeit der jugendlichen Bewerber beschäftigt in den letzten Jahren zunehmend Bildungspolitiker, Berufsberater, Vertreter der Unternehmen, Verbände und Kammern sowie die Sozialpartner. Dieses Problem erfährt naturgemäß eine Verschärfung und Zuspitzung durch die angespannte Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Der Workshop in der Bundesanstalt für Arbeit hat in der Diskussion zwischen Experten der betrieblichen Ausbildung, der Berufsberatung, der Fördereinrichtungen, der Wissenschaft sowie der Vertreter der Sozialpartner eine Fülle von analytischen und therapeutischen Fragen behandelt. Der Band enthält die Diskussionsbeiträge der teilnehmenden Experten sowie im Materialienanhang einige Hintergrundpapiere.
Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften ist für das Handwerk, einen besonders arbeitsintensiven Wirtschaftsbereich, von entscheidender Bedeutung. Handwerksbetriebe benötigen nicht nur ein ausreichendes Reservoir an Arbeitskräften, sondern auch genügend qualifizierte Fachkräfte, um ihre Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Mit einem Facharbeiteranteil von rund 80 % ist das Handwerk stark auf qualifizierte Arbeitskräfte angewiesen. Aktuell gibt es in vielen Bereichen des Handwerks einen Mangel an Fachkräften, während gleichzeitig etwa 4 Millionen Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz sind. Diese Diskrepanz wird in dem Buch untersucht, das die Ursachen für den Mismatch auf dem Arbeitsmarkt analysiert und Perspektiven für eine zukunftsfähige Fachkräfteversorgung im Handwerk unter veränderten Bedingungen erörtert. Dabei werden die Möglichkeiten und Grenzen der Aktivierung heimischer Personalreserven sowie die Bedeutung der Arbeitsmarktzuwanderung thematisiert. Der Stellenwert der Beschäftigung von Ausländern im Handwerk wird ebenfalls hervorgehoben. Ein qualifizierter Autorenkreis behandelt verschiedene Aspekte der Thematik, basierend auf einem Wirtschaftswissenschaftlichen Seminar an der Universität Göttingen. Die Beiträge thematisieren unter anderem Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage, Migrationseffekte, den demographischen Wandel sowie die Sicherung von Nachwuchs- und Fachkräften im Handwerk.