Selbstbestimmt
Perspektiven von Filmemacherinnen
Perspektiven von Filmemacherinnen
Die deutsche Filmgeschichte wird in einer sorgfältig kuratierten und ansprechend gestalteten Sammlung präsentiert, die sowohl informativ als auch visuell ansprechend ist. Diese Institution bietet einen einzigartigen Zugang zu bedeutenden Aspekten des deutschen Films und macht dessen Geschichte für ein breites Publikum erlebbar.
Featuring extensive archives from the Deutsche Kinemathek, this book serves as a comprehensive reference on German film history. Its thoughtful editing and high-quality production make it an essential resource for scholars and enthusiasts alike, showcasing the evolution and significance of German cinema.
US-amerikanische Schauspielerinnen hatten im Hollywood der 1930er und 1940er Jahre mit zahlreichen Einschränkungen zu kämpfen. Dennoch zeigt das komödiantische Œuvre von Mae West, Rosalind Russell und Carole Lombard, dass sie sich mit jeweils unterschiedlichen Strategien über diese Grenzen hinwegsetzten und Klischees hinter sich ließen. Als "female leading comedians" ihrer Zeit erreichen Mae West (1893?1980), Rosalind Russell (1907-1976) und Carole Lombard (1908-1942) bis heute ihr Publikum auf ganz individuellen Wegen: Mae West spielt mit den Klischees des Weiblichen und kehrt mit zweideutigen Blicken und anspielungsreicher Sprache etablierte Geschlechterverhältnisse um. Rosalind Russell besticht in ihren Rollen der selbstbewussten Karrierefrau durch schlagfertigen Witz und überrascht zugleich mit Slapstick-Komik. Carole Lombard überzeugt mit subtiler Eleganz, mal als verwöhnte Millionenerbin, mal als ehrgeizige Schauspielerin, die Bühne oder Leinwand erobern will. Rainer Rother stellt diese Stars, die im Zentrum der Berlinale Retrospektive 2021 stehen, in einem großen Essay vor. Es zeigt sich: Komödien nutzen Klischees, spielen mit ihnen ? brechen sie jedoch auch. In den schauspielerischen Leistungen von West, Russell und Lombard findet die "goldene Ära" von Hollywood ihren ebenso mutigen wie anmutigen Kommentar
In keiner Periode der deutschen Filmgeschichte strömten mehr Zuschauer ins Kino als in den letzten Jahren des Nationalsozialismus: Anfang der 1940er zählte man jährlich über eine Milliarde Kinobesucher. Dabei wurden keineswegs nur die vermeintlich rein unterhaltenden Produktionen – Revuefilme wie HALLO JANINE beispielsweise – zu Kassenschlagern. Auch eindeutige Propagandafilme wie BISMARCK oder JUD SÜSS waren Publikumserfolge. Eine solche Wirkung konnten sie nicht zuletzt durch ihre spezifische filmische Gestaltung entfalten. Auf diese filmsprachlichen Besonderheiten zielt diese Untersuchung, die auch unbekanntere Produktionen wie STOSSTRUPP 1917 oder PATRIOTEN einbezieht. Analysiert werden die Eigenschaften, durch die sie für ein großes Publikum zum »Filmerlebnis« werden konnten. Neben NS-spezifischen Formaten wie der »heroischen Reportage« oder dem »Zeitfilm« erlebten Genres wie das Melodram und der Historienfilm ihre Blütezeit. Die propagandistischen Filme der NS-Zeit knüpften an Sehgewohnheiten, Genrevorlieben und politische Einstellungen des Publikums an und gaben den Zuschauerinnen und Zuschauern offenbar das, was sie wünschten. Gefragt wird danach, was an der Propagandaproduktion in diesem Sinne attraktiv sein konnte, wie Staatsaufträge als Unterhaltungsprodukte tauglich wurden. Was verbindet Karl Ritters PATRIOTEN mit Jean Renoirs LA GRANDE ILLUSION, welche Kunstgriffe machten die Kriegswochenschau zum Erlebnis für das zeitgenössische Kinopublikum, und was stand hinter dem damaligen Streben nach dem nationalsozialistischen Film?
Der Science-Fiction-Film ist eines der bildgewaltigsten und beliebtesten Genres der Filmgeschichte. Die Inszenierungen von technischen Visionen, spektakulären Zukunftswelten und extraterrestrischen Begegnungen verhandeln Fragen menschlicher Identität, gesellschaftliche Visionen und kollektive Ängste. Dieses Zusammenspiel begründet den Reiz des Genres und verleiht den Filmen ihre zeitgenössische Brisanz. Der Band zur Retrospektive der Internationalen Filmfestspiele Berlin präsentiert Essays von internationalen AutorInnen, die das Science-Fiction-Genre über die US-amerikanische Kinematografie hinaus ergründen. Ausgehend von der langen US-Tradition und den Besonderheiten des Genres, widmet sich die reich bebilderte Publikation zudem der Blütezeit des osteuropäischen SF-Films sowie der Science-Fiction innerhalb der deutschen Filmgeschichte und des westeuropäischen Autorenfilms. Mit Beiträgen von Mark Bould, Tobias Haupts, Aidan Power, Matthias Schwartz und Sherryl Vint.
Gangster, kriminelle Banden, Polizisten und Detektive waren lange Zeit im deutschen Kino selten anzutreffen. Während Thriller und Kriminalfilme in den 1960er Jahren zum Standardrepertoire gehörten, trat mit dem Aufkommen des Fernsehens als Alltagsmedium die serielle Massenproduktion in den Hintergrund. Das Fernsehen wurde zum Rückzugsort des Genres, während im Kino Autoren gefeiert wurden, entsprechend dem Verständnis von Genre- und Autorenfilm. Heute hat der Begriff „Genre“ eine neue Dimension angenommen; er beschreibt auch einen Trend, konventionelle Muster und Motive des Genre-Kinos kreativ zu nutzen. Diese Entwicklung zeigt sich in Deutschland, wo Autorenfilmer klassische Thriller-Motive in ungewöhnlichen Produktionen umsetzen. Genre-Regeln definieren nicht mehr nur konventionelle Narrationen oder stereotype Figuren, sondern dienen als Ausgangspunkt für kreative Auseinandersetzungen mit filmischen Mustern und Mythen. In diesem Kontext untersuchen Film- und Medienwissenschaftler die Geschichte des Thrillers in Deutschland, analysieren die Wechselbeziehung zwischen Autorenschaft und Genreverpflichtung und verorten aktuelle Tendenzen im Genrefilm historisch. Fallbeispiele vertiefen den Blick auf deutsche Gegenwartsproduktionen und deren innovative Ansätze.
In den letzten Jahren wurde der Quellenwert und die Wirkung von Bildern des Nationalsozialismus intensiv diskutiert. Dabei wurde deutlich, wie die Selbstdarstellung der Nationalsozialisten unsere visuelle Erinnerung an das „Dritte Reich“ und den Zweiten Weltkrieg bis heute prägt. Während des Krieges arbeiteten militärisch geschulte Berichterstatter in „Propagandakompanien“, deren Fotos und Filme in Wochenschauen und Kompilationsfilmen weit verbreitet waren. Diese Bilder galten als eine der effektivsten „geistigen Waffen im Krieg“, wie Reichsfilmintendant Fritz Hippler es formulierte. Ein Symposium der Deutschen Kinemathek brachte Wissenschaftler zusammen, um eine Plattform für die Forschung zu diesem Thema zu schaffen. Filmhistoriker, Medien- und Geschichtswissenschaftler analysierten die Entstehungsbedingungen, Wirkungsstrategien und Motive hinter dieser Bildproduktion sowie deren Verbreitung und Rezeption vor und nach 1945. Die Vorträge verdeutlichten, wie der scheinbare Realismus dieser Bilder gezielt ideologisch ausgerichtet und ästhetisch gestaltet wurde. Der vorliegende Band vereint die Beiträge namhafter Autoren, die sich mit diesen Aspekten auseinandersetzen.
In den vergangenen Jahren ist die epochale kultur- und mentalitätsgeschichtliche Bedeutung des Ersten Weltkriegs zunehmend in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Wenig beachtet wurde bisher die Rolle, die der „Große Krieg“ – wie er noch heute in den Staaten der ehemaligen Entente genannt wird – bis in unsere Tage in Film und Fernsehen spielt. Im Herbst 2008 beschäftigte sich ein Symposium der Deutschen Kinemathek und des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e. V. mit den Veränderungen, die der filmische Umgang mit der erschreckenden Erfahrung dieses ersten mit moderner Technik ausgetragenen internationalen Konflikts vom ersten Kriegsjahr an bis in die aktuelle Gegenwart erfahren hat. Filmhistoriker und Geschichtswissenschaftler untersuchten die unterschiedlichen Darstellungsweisen, mit denen die Erinnerung an die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts vor allem in Deutschland, Frankreich, England und in den USA gestaltet wurde und bis heute gestaltet wird. Der vorliegende Band versammelt die zum Teil erweiterten Vorträge von Susanne Brandt, Leen Engelen, Jeanpaul Goergen, Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Jerome Kuehl, Wolfgang Mühl-Benninghaus, Corinna Müller, Sönke Peitzel, Karl Prümm, Clément Puget, Rainer Rother, Thomas Schneider, Philipp Stiasny und Horst Tonn.