Beiträge zur Religionshermeneutik und zu religiöser Bildung
Religiose Bildung zielt auf Urteilsfahigkeit. Um sich kompetent an der Religionskultur beteiligen zu konnen, aber auch, um sich ihr gegenuber begrundet abstinent verhalten zu konnen, muss Religion verstanden werden. In diesem Buch sind religionspadagogische und praktisch-theologische Beitrage zu der Frage versammelt, wie religiose Urteilsfahigkeit durch Bildung gefordert werden kann. Sie werden erganzt durch Uberlegungen zur empirischen Erforschung von Religion und zu ihrer Bedeutung fur das kulturelle und politische Leben in der modernen Gesellschaft.
Das Pfarramt nimmt eine Schlüsselstellung in der Organisation des kirchlichen Alltags ein, aber in den letzten Jahrzehnten sind seine institutionsspezifischen Belastungen durch den gesellschaftlichen Wandel erheblich gewachsen. Dennoch gibt es bisher keine methodisch gesicherten empirischen Erhebungen darüber, wie diese Situation von den Pfarrerinnen und Pfarrern wahrgenommen wird. Diese Studie nun stellt eine mit Methoden der qualitativen sozialwissenschaftlichen Forschung arbeitende Untersuchung über die »Innenansichten« vor, die die Interviewten von ihrer Pfarramtsrealität haben. Die Ergebnisse basieren auf einer methodisch aufwändigen Analyse von 26 narrativen Interviews. In ihnen kommen Pfarrerinnen und Pfarrer unterschiedlichen Alters aus Stadt und Land zu Wort, die Auskunft über die elementaren Strukturen ihres aktuellen Berufsverständnisses geben. Begleitende Aufsätze des Forschungsteams , das aus Sozialwissenschaftlern und Theologen besteht, interpretieren und vergleichen die Ergebnisse der Auswertung dieser Interviews und stellen sie in einen soziologischen und theologischen Kontext. [Inner Views. On the Professional Handling of Religion in Parish Ministry] The parish ministry has a key role regarding the organisation of everyday ecclesial life. Its challenges have increased strongly in the last decades due to religious and specifically institutional demands in the context of social change. It is surprising that there exists so far no methodically secure empirical insight how pastors perceive this situation. This volume presents a qualitative social science research project on the »inner views« of the interviewed persons regarding their parish ministry reality. The results are based on the methodically elaborate analysis of 26 narrative interviews. Pastors of different ages from rural and urban areas give access to the elementary structures of their present understanding of vocation. Accompanying articles by the research team, comprising social scientists and theologians, discuss and analyze the results of theses interviews and put it in a sociological and theological context.
Die Bibel ist ein sehr vielfältig gebrauchtes Buch. Biblische Texte werden exegetisch ausgelegt, gleichzeitig sind sie Medien des Lebens, des Lernens und des Lehrens. Der religionspädagogische Kommentar zur Bibel geht in 68 Artikeln Buch für Buch durch mit der Frage: Wo und wie fühlt sich die religionspädagogische Wahrnehmung der Gegenwart durch ein biblisches Buch angesprochen, herausgefordert, in Frage gestellt, angeregt – und umgekehrt!? Dabei wird Religionspädagogik verstanden als Theorie der Lernprozesse in und von Religion(en) in Kirche und Gesellschaft. Der Dietrich Zilleßen gewidmete Kommentar erkundet insbesondere das Ineinander von Religion und Profanität. So ergeben sich überraschende Sichtweisen auf die biblischen Bücher sowohl für die Praxis als auch für die Exegese. Mit Beiträgen von Stefan Alkier, Reinhard von Bendemann, Bernd Beuscher, Jürgen Ebach, Magdalene L. Frettlöh, Michael Fricke, Albrecht Grözinger, Hans-Martin Gutmann, Gudrun Guttenberger, Hans-Günter Heimbrock, Klaas Huizing, Claudia Janssen, Thomas Klie, Ralf Koerrenz, Martina Kumlehn, Joachim Kunstmann, Martin Leutzsch, Heike Lindner, Christl M. Maier, Gerhard Marcel Martin, Norbert Mette, Michael Meyer-Blanck, Elisabeth Naurath, Thomas Schlag, Ingrid Schoberth, Bernd Schröder, Friedrich Schweitzer, Mirjam Zimmermann, Ruben Zimmermann u. a. [A Pedagogical commentary on the Bible] The Bible is a book used in manifold ways. Biblical texts are interpreted exegetically, and they serve as media of life, learning and teaching. In 68 separate articles this theological-pedagogical commentary on the Bible approaches book after book with the question: Where and how do contemporary religious educators feel appealed to, challenged, questioned, inspired – or not? In this context religious education is understood as the theory of religious learning processes within church and society. Dedicated to Dietrich Zilleßen, the commentary pays particular attention to the intertwining of religion and profanity, resulting in surprising perspectives on the biblical books for practice and exegesis alike.
Religion aus einer teilnehmenden Binnenperspektive wahrzunehmen und sie zugleich in eine reflexiv-beobachtende Aussenperspektive rucken zu konnen, charakterisiert den neuzeitlichen Protestantismus. Diese Fahigkeit zum Perspektivenwechsel ist konstitutiv fur religiose Bildungsprozesse. Die in diesem Band versammelten Einwurfe in die religionspadagogische Diskussion verbinden bildungstheoretische Begrundungen des Religionsunterrichts an offentlichen Schulen mit einem zeitdiagnostischen Blick auf sein kulturelles Umfeld. Konzeptionelle Positionierungen der Religionspadagogik im Raum zwischen Schule und Gemeinde, Religion und Lebenswelt, Theologie und Padagogik werden durch didaktische Uberlegungen erganzt.
Unter dem Etikett der „Bildung“ werden gegenwärtig bildungsfremde Sachverhalte der ökonomischen Konkurrenzfähigkeit des „Standorts Deutschland“ verhandelt. Religiöse Bildung liegt quer zu dieser Agenda. Allerdings können aus religiöser Perspektive allgemeine Bildungskonzepte an ihr Proprium erinnert werden, das allen kurzschlüssigen Funktionalisierungen entgegensteht. Aus der Perspektive allgemeiner Bildungstheorien wiederum werden für Christentum und Kirche Ziele und Gestaltungsmöglichkeiten religiöser Bildung erkennbar, die sich den kulturellen Bedingungen der reflexiven Moderne gewachsen zeigen. Die Studie verortet religiöse Bildung „nach PISA“ im Prozess der unhintergehbaren Ausdifferenzierung unterschiedlicher Weltzugänge und Praxisformen und grenzt sie gegen Konzepte moralerzieherischer Wertevermittlung ab. Religionsdidaktische Gestaltungsmöglichkeiten an den Lernorten Kirche und Schule werden in einem bildungstheoretischen Horizont ausgewiesen.