Als Frau in die Luft ging
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Dieser bigotten Calvinistin komme ich nicht ins Geheg'„, trägt der junge Missionar Hermann Gundert nach einer der ersten Begegnungen mit seiner späteren Frau Julie Dubois in sein Tagebuch ein. Von klein auf hat es der am 1. Oktober 1809 im Schweizer Jura geborenen Weingärtnerstochter nicht an Energie und Durchsetzungsvermögen gefehlt. Nach arbeitsreichen Jugendjahren festigt sich in ihr der Wunsch, Lehrerin in der Mission zu werden. Zusammen mit ihrer Freundin Marie Monnard wird sie von der kleinen Gemeinde Rolle am Genfer See nach Indien entsandt. Um ihren Wunsch, Lehrerin und Missionarin zu werden, verwirklichen zu können, heiratet sie den aus Stuttgart stammenden Missionar Dr. Hermann Gundert. Zusammen mit ihm baut sie die Missionsstation Thalassery an der Westküste Südindiens auf. Obwohl sich ihre Familie rasch vergrößert - acht Kindern schenkt Julie das Leben - gilt ihre vorrangige Sorge der Missionsarbeit. Als Hermann Gundert schwer erkrankt nach Europa zurückkehrt, zieht er als Leiter des Verlagsvereins nach Calw, wohin ihm Julie folgt. Die württembergische Oberamtsstadt wird zur Heimat einer großen Familie, zu der auch ihr später weltberühmter Enkel Hermann Hesse gehört. Die nie enden wollende Arbeit im großen, durch viele Gäste und Pensionäre erweiterten Haushalt kommentiert sie schlicht: “Ach gottlob, in die Himmel man koch nich mehr, man putz nich mehr!" Julie Gundert stirbt am 18. September 1885 und wird auf dem Calwer Friedhof begraben.
Die schöne Friederike Robert zählt zu den umschwärmtesten Frauen des Biedermeier. Heine hat sie besungen, berühmte Komponisten haben ihre Gedichte vertont, den Malern ihrer Zeit ist sie Modell gesessen.
Antonia von Württemberg (1613 bis 1679), Tochter des württembergischen Herzogs Johann Friedrich und Schwester Herzog Eberhards III., erlebte am Stuttgarter Hof kurze, glückliche Kinderjahre. Als der Dreißigjährige Krieg ausbrach, war sie gerade fünf Jahre alt. Im Alter von fünfzehn Jahren verlor sie den Vater. Sechs Jahre später brach die Katastrophe über das Land herein. In der materiellen Not des Straßburger Exils starb ihre Mutter. Nun fand Antonia Halt und Trost in den hebräischen und griechischen Studien, zu denen sie Johann Valentin Andreä angeregt hatte. 1638 kehrt sie in das völlig verwüstete Württemberg zurück. In Bad Teinach, der nach dem Dreißigjährigen Krieg bevorzugten Sommerresidenz des württembergischen Hofes, stiftete sie den „Turris Antonia“, die „Lehrtafel der Prinzessin Antonia“, in der sich bildhaft verschlüsselt die geheime Lehre der Kabbala mit der christlichen Botschaft verbindet, ein in Württemberg einmaliges Bildwerk. Bis heute kündet dieser barocke Altarschrein von der großen Gelehrsamkeit und dem inneren Reichtum der württembergischen Prinzessin. Antonias Körper ruht in der Fürstengruft der Stuttgarter Stiftskirche, ihr Herz aber unmittelbar bei ihrem geistigen Vermächtnis, der Teinacher Lehrtafel, wie sie es gewünscht hatte.
Wie ihr um vier Jahre jüngerer Bruder Felix erhält Fanny Mendelssohn eine gründliche musikalische Ausbildung. Als Künstlerin aber muß sie stets hinter ihrem berühmten Bruder zurückstehen. Und das, obwohl illustre Zeitgenossen wie Franz Liszt, Robert und Clara Schumann und ihr Schüler Charles Gounod neben ihrem exzellenten Klavierspiel auch ihre Kompositionen hoch schätzen.
Die gefeierte Malerin des 18. Jahrhunderts: 1741 als Tochter des Wandermalers Johann Joseph Kauffmann geboren, überraschte sie früh mit ihrer künstlerischen Begabung. Talent und Charme eröffneten ihr den Zugang zur geistigen und kulturellen Elite ihrer Zeit. Winckelmann, Klopstock, Herder und Goethe waren mit ihr befreundet. Neben Joshua Reynolds gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der Royal Academy in London. Kaiser und Könige verkehrten in ihrem Atelier in Rom, es wurde zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt. Das außergewöhnliche Leben der wie Herder sagte vielleicht gebildetsten Frau Europas.