In knapp achthundert Aquarellen zeichnete Korbinian Aigner Apfelsorten aus aller Welt. Seine Bildtafeln zeigen in Originalgröße kleine, große, gestreifte, gefleckte, gepunktete, runde, spitze, plattgedrückte, grüne, gelbe, rote, glänzende, blasse, schiefe, glatte oder schrumpelige Äpfel. Wegen ihrer Exaktheit und Systematik dienen Aigners Abbildungen noch heute als Grundlage für pomologische Lexika. Ihr künstlerischer Wert wurde durch ihre Ausstellung auf der Documenta 2012 erstmals einem breiten Publikum bekannt. Die systematische Erfassung eines Einzelbereichs der Welt, der Natur, ist immer auch der Versuch, Ordnung und Struktur zu schaffen. In ihrer fast unüberschaubaren Fülle bieten die Äpfel- und Birnenbilder eine prächtige Einladung zum Schauen, zur Beschäftigung mit der uns umgebenden alltäglichen Natur. Kein Apfel gleicht dem anderen, jeder besitzt einen eigenen Charakter, eine eigene Schönheit. 'Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich doch heute ein Apfelbäumchen pflanzen', soll Martin Luther gesagt haben. Der bayerische Pfarrer Korbinian Aigner hat eben dies getan.
Korbinian Aigner Knihy



Äpfel und Birnen und anderes Gemüse
- 111 stránek
- 4 hodiny čtení
Die Obstmalerei hat in der Kunstgeschichte eine lange Tradition, beginnend mit dem Apfel vom Baum der Erkenntnis und den üppigen Fruchtstillleben des 17. Jahrhunderts bis zu den Apfelmotiven von Paul Cézanne und den Impressionisten. Der Pfarrer Korbinian Aigner (1885-1966) teilte diese Leidenschaft und widmete sich zeitlebens Äpfeln und Birnen. Neben seinem Engagement im Obstbau schuf er postkartengroße „nach der Natur gezeichnete Bilder“, von denen etwa 600 Apfel- und 275 Birnenbilder im TUM. Archiv der TU München aufbewahrt werden. Diese Aquarelle, ursprünglich als Lehrmaterial gedacht, erlangten nach Aigners Tod an Bekanntheit, insbesondere 2012 auf der dOCUMENTA (13) in Kassel, wo sie als Installation präsentiert wurden. Die Ausstellung im Museum Würth, in Kooperation mit der TU München, zeigt Aigners umfangreiche Sammlung an Apfel- und Birnenbildern. Die Detailgenauigkeit der Illustrationen und ihre lebendige Präsenz zeugen von Aigners wissenschaftlichem Ansatz. Darüber hinaus wird an Aigner erinnert, der als engagierter Theologe nicht nur für den Obstbau und seine Gemeinde eintrat, sondern aufgrund seiner Kritik am Nationalsozialismus viele Jahre in Konzentrationslagern verbrachte. Das Thema Stillleben wird durch Werke aus der Sammlung Würth ergänzt, um weitere Einblicke zu bieten.