Nach mehr als einem Jahrzehnt der Systemtransformation schicken sich einige mittel- und osteuropäischen Länder an, Mitglieder der Europäischen Union zu werden. Auf diese Weise werden die Leistungen, aber auch die Probleme dieser Länder zu einem uns unmittelbar berührenden Bestandteil des Lebens. Diese Bedeutsamkeit steht in einem klaren Kontrast zu der weitgehenden Verdrängung und Entproblematisierung dieses Teils Europas in der öffentlichen Wahrnehmung und in der Politik. Trotz unbestreitbarer Erfolge ist es durchaus offen, ob diese Länder ohne größere Krisen und innere Konflikte die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Standards der etablierten westeuropäischen Staaten erreichen oder ob sie zu Bestandteilen einer sich herausbilden europäischen Peripherie werden. Tritt letzteres ein, könnte die den demokratischen und marktwirtschaftlichen Basisinstitutionen durch die Bevölkerung Mittel- und Osteuropas zunächst entgegengebrachte Vorschusslegitimation unter Druck geraten. Der vorliegende Band versucht, durch aktuelle Analysen zu verschiedenen Themenfeldern und aus unterschiedlichen Ländern diese Offenheit deutlich zu machen und auf diese Weise einer in Deutschland verbreiteten Verkürzung der Perspektive auf denkbare Folgen des EU-Beitritts entgegenzuwirken. Der vorliegende Band wurde anlässlich des 10jährigen Jubiläums des Instituts für Wirtschafts- und Sozialforschung Chemnitz e. V. herausgegeben.
Antonina Bieszcz Kaiser Knihy



Der vorliegende Band enthält Beiträge zum gegenwärtigen Wandel der industriellen Beziehungen in Ost und West, dem unterschiedliche sozialökonomische und historische Ausgangsbedingungen zugrunde liegen. Gezeigt wird der Stand der Veränderungen in den Arbeitsbeziehungen nach einem halben Jahrzehnt der Transformation in Mittel- und Osteuropa. Die Interessenpolarisierung der Akteure der industriellen Beziehungen entwickelt sich hier entlang einer durch ökonomische Zwänge und politische Machtverhältnisse fixierten Achse. Die industriellen Beziehungen weisen einen höheren Grad der Politisierung und eine wesentlich stärkere Rolle des Staates in ihnen auf als in westlichen Industriestaaten. Während sich in den östlichen Reformländern eine Tendenz zu repräsentativen Formen der Interessenvertretung beobachten läßt, verstärken sich in Westeuropa Tendenzen zur Deregulierung, Flexibilisierung und Verbetrieblichung kollektiver Arbeitsbeziehungen. Die Regelungskompetenz betrieblicher Akteure wächst, repräsentative Formen der Interessenvertretung werden ergänzt durch Formen direkter Beteiligung, individuelle Selbstregulation und Selbstbestimmung werden verstärkt eingefordert.