"Wenn sich alle in der Natur erholen, wo erholt sich dann die Natur?"
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Entnazifizierungsverfahren führender deutscher Naturschützer und der Fall Wolfgang Engelhardt
Etliche führende Naturschützer mussten sich ab 1945 einem Entnazifizierungsverfahren stellen. Die damit verbundene Chance zu einer (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit dem ›Dritten Reich‹ nutzten sie kaum. Eigene Verstrickungen in den Nationalsozialismus leugneten oder relativierten sie meist: Man habe stets nur im Interesse des Naturschutzes gehandelt. Auch in den folgenden Jahrzehnten war der Naturschutz Teil des allgemeinen »Beschweigens« der NS-Verbrechen. Der Band untersucht den Umgang des Naturschutzes mit seiner NS-Vergangenheit im Allgemeinen und den Fall Wolfgang Engelhardt (1922–2006) im Besonderen. Engelhardt, langjähriger Präsident des Deutschen Naturschutzrings, gehörte zu den einflussreichsten Vertretern des bundesdeutschen Verbandsnaturschutzes. Er sorgte maßgeblich dafür, dass der Naturschutz in der Demokratie ankam, doch zugleich blieb die NS-Vergangenheit für ihn ein blinder Fleck. Engelhardt selbst war, wie sich erst jetzt herausstellte, in leitender Funktion in der Hitlerjugend aktiv gewesen und als kaum 18-Jähriger der NSDAP beigetreten. In seinem Entnazifizierungsverfahren war er mit massiven Vorwürfen konfrontiert.
Ob beim Bau von Starkstromleitungen und Windrädern oder bei der Einrichtung von Nationalparks: Die Proteste gegen staatliche Infrastrukturprojekte nehmen zu. Auch die Formen des Protestes und deren Protagonisten wandeln sich. Eine neuartige Protestkultur zeigt sich zusehends auch im Umwelt- und Naturschutzbereich. Konflikte mit unterschiedlichen Interessengruppen im Natur- und Umweltschutz gibt es schon lange. Dabei waren traditionell oft wirtschaftliche Interessen ausschlaggebend. Seit einigen Jahren stehen aber auch zusehends Menschen in vorderster Protestfront, die nicht unmittelbar ökonomisch betroffen sind. Sie sehen dagegen oft ihre Lebensqualität durch Umwelt- und Naturschutzprojekte bedroht. Diese neue Qualität des Protestes stellt die Umweltkommunikation vor neue Herausforderungen. Der Band zeichnet am Beispiel des Deutschen Naturschutzringes seit den 1950er-Jahren bestehende Konfliktlinien in der Umweltkommunikation nach, setzt sich mit der aktuellen Situation auseinander und legt Empfehlungen zum Umgang mit der neuen Protestkultur vor.
Lina Hähnle und die demokratischen Wurzeln des Naturschutzes
1899 gründete Lina Hähnle (1851–1941) den Bund für Vogelschutz, aus dem der heutige Naturschutzbund Deutschland hervorging. Fast 40 Jahre stand sie bis 1938 an dessen Spitze. Der Bund für Vogelschutz ist ohne Lina Hähnle nicht denkbar. Unter ihrer Führung wurde er bald der größte deutsche Naturschutzverein. Sie formte ihn zu einem höchst modernen Verband. Lina Hähnle war dabei viel mehr als die – betuliche – „Vogelmutter“, die Viele in ihr sahen. Ihre Familie war zutiefst politisch. Ihr Mann und ihr Sohn gehörten für die Linksliberalen dem Reichstag an. Sie selbst legte großen Wert darauf, das Anliegen Naturschutz in allen Bevölkerungskreisen zu verankern. Nach 1933 schaltete sie den Bund für Vogelschutz allerdings ohne erkennbaren Widerstand gleich. Die Autorinnen und Autoren beleuchten die Licht-, aber auch die Schattenseiten Lina Hähnles und begeben sich auf eine Spurensuche nach den demokratischen Wurzeln des Naturschutzes – im Bund für Vogelschutz, aber auch darüber hinaus.
Ein Festhalten an – vermeintlichen – Gewissheiten mag zwar in der Politik, in der Zivilgesellschaft und nicht zuletzt auch in der Wissenschaft eine Orientierung und Positionierung erleichtern – zumal in einer immer unübersehbarer werdenden Zeit. Letztlich erweist sich dies jedoch als hinderlich, wenn man denn zu neuen Erkenntnissen und Einsichten kommen möchte. Die Beiträge dieses Bandes zeichnen sich alle dadurch aus, dass sie einen Blick hinter scheinbare Gewissheiten werfen. Die Autoren befassen sich auf breiter Quellenbasis u. a. mit den Rechtstraditionen des Jagdwesens, der Entstehungsgeschichte der „Grünen Charta von der Mainau“ und der nordrhein-westfälischen Naturschutzpolitik, aber auch mit der Landschaftsmalerei, dem ersten großen Heimat- und Naturschutzkonflikt am Rhein bei Laufenburg und dem Greening der Europäischen Union.
1970 entstand im Bayerischen Wald der erste deutsche Nationalpark. Seitdem ist die Zahl der Nationalparks auf insgesamt 16 gestiegen. Schon diese Zahl lässt eine Erfolgsgeschichte vermuten. Auch wenn die meisten Nationalparks heute über eine hohe Akzeptanz verfügen, so starten diese Großschutzgebiete doch vielfach unter äußerst schwierigen Bedingungen. Ein interdisziplinäres Wissenschaftsteam analysierte die Ausweisungsverfahren der Nationalparks im schleswig-holsteinischen und niedersächsischen Wattenmeer, im niedersächsischen Teil des Harzes und in der Eifel sowie den gescheiterten Versuch im Siebengebirge. Jenseits der klassischen Konflikte mit den konkurrierenden Landnutzern stand dabei im Mittelpunkt, wie sich die Ausweisungsbehörden und die Politik um Akzeptanz bei der wirtschaftlich nicht unmittelbar betroffenen Bevölkerung in der Region bemühten. Probleme ergaben sich bei der Kommunikation und bezüglich der Erwartungshaltungen hinsichtlich Transparenz und Partizipation. Hierzu und zu den anderen Konfliktbereichen legt das Wissenschaftsteam Empfehlungen zu Akzeptanzsteigerung bei zukünftigen Ausweisungsverfahren vor. Einen besonderen Schub erfuhr der großflächige Gebietsschutz 1990 durch das Nationalprogramm der DDR. Ein gesonderter Beitrag würdigt dieses Programm anlässlich des 25. Jahrestages seiner Verabschiedung.
Seit Jahrhunderten beschäftigten sich verschiedenste Gruppen mit dem Drachenfels, dem Siebengebirge bzw. den Landschaften des Mittel- und Niederrheins. Sie nahmen diese unterschiedlich wahr, nutzten und gestalteten sie oder traten für deren Schutz ein. Diese Landschaften, aber auch die Menschen, die sich mit ihnen künstlerisch oder wissenschaftlich auseinandersetzten, stehen im Mittelpunkt dieses Bandes. Die interdisziplinären Aufsätze bieten höchst unterschiedliche Zugänge zum Phänomen „Landschaft“.
Naturschutz hat Geschichte – unter diesem Motto präsentiert die Stiftung Naturschutzgeschichte ihr Museum in Königswinter im Siebengebirge. Angelehnt an die Ausstellung veranschaulicht dieses Buch die wichtigsten Etappen des Naturschutzes, von seinen Anfängen zu Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die 1990er-Jahre. Im Mittelpunkt stehen dabei die Menschen, die sich für den Schutz von Tieren, Pflanzen und Landschaften eingesetzt haben.