Seit der Wiederentdeckung der Manessischen Liederhandschrift Ende des 16. Jh. s ist das Interesse an mittelhochdeutscher Liebeslyrik ungebrochen. In der Romantik galt Minnesang als Inbegriff echten Empfindens und Ausdruck deutschen Nationalcharakters. Auch die germanistische Forschung hat sich schon früh der zwischen 1150 und 1300 entstandenen Lieder angenommen. Diese Einführung nimmt das Phänomen Minnesang aus einer kulturhistorischen Perspektive in den Blick. Die mittelalterlichen Entstehungskontexte der höfischen Minnelyrik werden ebenso beleuchtet wie die ideologische Vereinnahmung des Minnesangs und die Mythen aus der Frühzeit der Forschung. Behandelt werden zudem die Autorenzuschreibungen, die Phasen des Minnesangs und die Gattungseinteilung. 13 Einzelanalysen ausgewählter Lieder von Heinrich von Morungen, Reinmar von Hagenau, Walther von der Vogelweide, Neithart u. a. erproben neue Forschungsansätze in der Praxis und belegen die Themen- und Formenvielfalt des Minnesangs.
Gaby Herchert Knihy




Von der Säkularisierung zur Sakralisierung
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Karl Helmer hat in den letzten Jahren „Sakralisierungen in der Moderne“ als eines seiner vordringlichen Interessensgebiete genannt. In zahlreichen Beiträgen zeigt er auf, dass durch die Aufklärung und Säkularisierung die Bedeutung des Religiösen hinsichtlich der institutionalisierten christlichen Religion zwar geschwunden ist, dass aber gleichzeitig quasi-religiöse Strukturen Fuß gefasst haben. Beispiele, die er hierfür anführt, sind die Bildungsreise, die in der Tradition der Pilgerreise steht, der Fan-Kult, der Strukturen der Reliquienverehrung aufnimmt, oder der Nationalismus, bei dem Volk und Vaterland die Rolle des Göttlichen derart übernehmen, dass christliche Motive (gelobtes Land, Märtyrertod für das Vaterland, Kämpfe gegen die Bösen etc.) normgebend und handlungsleitend wirksam werden. Diese „Gegenspieler der Vernunft“ widerstreben aufklärerischem Denken und untergraben es, sind aber in der Gegenwart fest etabliert. Wie sie zu beurteilen sind, ist offen. Der vorliegende Band versammelt Beiträge von Freunden und Schülern Karl Helmers, die Spielarten und Gegenspieler von Vernunft in der Moderne konfrontieren und dadurch ein breites Spektrum von Positionen aufweisen, die Anlass für weitere anregende Gespräche sein möchten.
Die Frage nach der Geltung nimmt im Kontext pädagogischer Diskurse über Normen und Werte einen breiten Raum ein. Wie kann Geltung im Sinne von Verbindlichkeit im Kontext postmoderner Pluralitätsdiskussionen gedacht werden? Eröffnet der in der Theo-rie der Rhetorik vorgezeichnete Weg, Geltung als Zustimmung und Resultat argumentativer Vollzüge in der Beratung zu deuten, Wege, im pluralen Gefüge Normen aufzustellen und Werte zu profilieren? In dieser historisch-systematischen Untersuchung wird Geltung anhand von theoretischen und literarischen Quellentexten als origi-närer Rechtsbegriff in seine ursprünglichen Zusammenhänge und Bedeutungsfelder verortet. Das Mittelalter ist gekennzeichnet durch das Nebeneinander sich überlagernder und durchdringender Ordnungen, in denen unterschiedliche Auffassungen von Recht den Rahmen für mögliche Geltungsbegründungen und –ansprüche vorgeben. Geltung ist mittelalterlich plural gefasst und zu unter-scheiden nach Geltungskraft, Geltungsräumen und Geltungsgründen. Sie kann metaphysisch oder magisch begründet werden, sie kann durch Konsens herbeigeführt oder autoritär durchgesetzt werden. Die historisch-geltungstheoretische Untersuchung ist angelegt als Vorstudie zu einer zeitbezogenen kritischen Theorie der Geltung.
„Acker mir mein bestes Feld“ - dieser Wunsch wurde im Mittelalter nur schwerlich als Aufforderung zu bäuerlicher Arbeit verstanden. Raffinierter Wortwitz, versteckte Zweideutigkeiten und geistvolle Pointen zeigen in den spätmittelalterlichen erotischen Liedern eine weniger geläufige Seite mittelhochdeutscher Lyrik. Nicht das aus dem Minnesang bekannte entsinnlichte Liebeswerben steht im Mittelpunkt, sondern der konkrete Liebesvollzug. Mit der vorliegenden Untersuchung wird der Zusammenhang zwischen Aufführungsformen und sexuellem Sprachgebrauch verdeutlicht. Ein Wörterbuch zur erotischen Metaphorik rundet dieses „Vademecum zu den erotischen Liederbuchliedern des späten Mittelalters“ (Gerhard Köpf) ab.