Der Prozess der Standardisierung der deutschen Schriftsprache erreichte im bairisch-österreichischen Raum im 18. Jh. seinen Abschluss, doch verlief auch dieser letzte Abschnitt nicht reibungslos. Widerstand gegen den v. a. von Johann Christoph Gottsched vertretenen Vormachtanspruch des Meißnischen Deutsch, also der Sprache des ostmitteldeutschen Raums (Sachsen, Thüringen), regte sich, wie nicht anders zu erwarten, im Süden und im Norden. Im Süden waren es v. a. Carl Friedrich Aichinger und der aus dem damals untersteirischen, heute slowenischen Raum stammende Johann Siegmund Valentin Popowitsch, die Gegenpositionen einnahmen. Dabei ging es ihnen weniger darum, die kulturelle Dominanz Sachsens zu leugnen, sondern eher darum, die Einseitigkeit und Radikalität dieses Vormachtanspruchs in Frage zu stellen bzw. zu relativieren. Dies geschah – damals eine durchaus verbreitete Strategie – v. a. durch den Hinweis auf den Reichtum der Mundarten, wobei „Mundarten“ im Sinne von regionalen Varietäten verstanden wurden. Durch den Hinweis auf in Österreich geltende Wörter und Formen wollte Popowitsch deren Aufnahme ins Hochdeutsche erreichen, wobei – und auch hier schiebt sich eine geänderte Semantik dazwischen – unter „Hochdeutsch“ damals das verstanden wurde, was wir heute als „Standardsprache“ bezeichnen, und nicht das, was durch den Gegensatz Hochdeutsch – Niederdeutsch ausgedrückt wird.
Richard Reutner Knihy




Ziel des „Ortsnamenbuches des Landes Oberösterreich“ ist die namenkundlich-sprachwissenschaftliche Erschließung sämtlicher amtlicher Ortsnamen Oberösterreichs in 11 Bänden, die nach den Politischen Bezirken des Landes gegliedert sind. Zur Wahrung der siedlungsgeographischen Zusammenhänge werden die einzelnen Ortsnamen innerhalb der Gerichtsbezirke nach Gemeinden angeordnet. Der vorliegende 6. Band behandelt mit dem Politischen Bezirk Gmunden das südwestliche Traunviertel. Von jedem der insgesamt 1018 amtlichen Ortsnamen werden die ortsübliche Dialektaussprache und die urkundliche Bezeugung seit dem Mittelalter geboten. Sie bilden die Quellen zur sprachwissenschaftlichen etymologischen Erschließung von Bildung und ursprünglicher Bedeutung eines jeden Ortsnamens und ermöglichen auch die Darlegung der jeweiligen Formenentwicklung seit der meist ins Mittelalter zurückgehenden Entstehung und Erstbezeugung. Mehrere Register tragen zur raschen Auffindung der Ortsnamen und ihrer Bestandteile bei, 32 Karten zeigen die räumliche Verbreitung häufiger Ortstypen.
Dieser Band bringt eine lexikographische Auswertung und lexikostatistische Analyse des dialektalen Wortschatzes in den gedruckten Volksstücken von Nestroys Vorgängern Ferdinand Kringsteiner (1775-1810), Josef Alois Gleich (1772-1841), Karl Meisl (1775-1853) und Adolf Bäuerle (1786-1859). Dabei werden auch Fragen der Funktion des Dialekts und seiner schriftlichen Wiedergabe erörtert. Die Untersuchung liefert so einen Beitrag zur lexikalischen Erforschung des Wienerischen vor rund 150-200 Jahren. Zudem ermöglicht erst die Dokumentation der Sprachtradition vor Nestroy eine adäquate Würdigung der sprachlichen Originalität dieses bedeutenden österreichischen Schriftstellers, weil sie erkennen läßt, wie er einerseits in dieser Tradition steht, sich andererseits aber auch von ihr abhebt.